Virtuelle Themenwoche: Dokumentation
Im Zeitraum vom 16.06. – 18.06.2020 fand die virtuelle Themenwoche „4 Jahre Hochschulprogramme für Flüchtlinge – Erfolge, Perspektiven und neue Herausforderungen“ statt. Den Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2020 zum Anlass nehmend, wurden in unterschiedlichen Formaten viele interessante Beiträge rund um die vielfältigen Möglichkeiten und Initiativen zur Integration Geflüchteter präsentiert.
Digitaler Vortrag (DAAD): Was bisher geschah - Vier Jahre DAAD-Hochschulprogramme für Flüchtlinge: Daten und Fakten, anschließend Q&A
Katharina Fourier, DAAD
Rachel Estévez Prado, DAADSeit vier Jahren unterstützt der DAAD mit den Programmen für Geflüchtete erfolgreich deutsche Hochschulen und Studierende mit Fluchthintergrund. Etwa 30.000 haben bis dato an einem studienvorbereitenden oder -begleitenden Kurs der Programme Integra und NRWege ins Studium an 180 Hochschulen und Studienkollegs teilgenommen. Das Engagement der Studierenden in den ca. 500 Initiativen im Welcome-Programm ist ungebrochen.
Die Prognosen des DAAD zum Start der Programme im Jahr 2015 haben sich damit als zutreffend erwiesen. Aktuelle Schätzungen von DAAD und BMBF gehen davon aus, dass mittlerweile über 30.000 Studierende mit Fluchthintergrund immatrikuliert sind. Weitere Zahlen und Fakten sowie aktuelle Entwicklungen in den Flüchtlingsprogrammen finden Sie in der Präsentation des DAAD.
Virtuelle Gesprächsrunde: Perspektiven auf Studium und berufliche Zukunft in Deutschland
Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD
Yara Arslan, Absolventin Lehrkräfte Plus, U Bielefeld
Parisa Lotfi, HS Ruhr West
Moderation: Caterina Lobenstein, DIE ZEITDie Herausforderungen mit denen Geflüchtete beim Einstieg in ein Studium oder den Beruf zu kämpfen haben sind vielfältig: an erster Stelle steht wohl der Erwerb der deutschen Sprache, doch auch die Finanzierung des Lebensunterhalts oder die Anerkennung von Hoch-schulabschlüssen und Studienleistungen spielt eine große Rolle.
Zwei Geflüchtete berichteten von ihren Erfahrungen auf ihrem Weg an die Hochschule und in den Lehrerberuf an einer deutschen Schule. Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, gab vor diesem Hintergrund eine Perspektive auf die Potentiale und zukünftige Gestaltung der Flüchtlingsprogramme.
DigiTalk: Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie - Herausforderungen & Chancen
Kurzvorträge und anschließender Austausch in virtuellen KleingruppenDr. Ursula Hassel & Joanna Chlebnikow, TH Köln
Kristina Senne-Wawrzonkowska, FH Südwestfalen
Silvia Ben Mahrez, Alice-Salomon-Hochschule BerlinDie meisten Hochschulen in den Programmen Integra und NRWege ins Studium haben in Rekordgeschwindigkeit die Vorbereitungsprogramme und Sprachkurse auf digitale Formate umgestellt. Sie greifen dabei auf unterschiedliche Vorerfahrungen zurück. Die TH Köln hatte bereits vor Corona eine Fachbeauftragte für digital gestütztes Lernen und entwickelte nach Schließung der Hochschule ein Rahmenkonzept für die E-Learning-Einheiten und fachliche Betreuung für die Lehrkräfte.
Die Fachhochschule Südwestfalen musste hingegen in kürzester Zeit Konzepte für Online-Unterricht entwerfen, Tools recherchieren und die Kommunikation mit den Teilnehmenden organisieren. Auch die Alice Salomon-Hochschule in Berlin ist relativ neu in digitale Formate gestartet und hat sich Gedanken darüber gemacht, wie die Elemente und die Beratung zielgruppengerecht gestaltet werden können. Die Beiträge der einzelnen Hochschulen können Sie sich in der Aufzeichnung des Digitalks Lehre anschauen.
Die Präsentationen finden Sie hier:
TH Köln
FH Südwestfalen
Alice Salomon-Hochschule
Interaktiver Workshop: "Open Doors - Open Minds" Geflüchtete Frauen an deutschen Hochschulen am Übergang zum Berufseinstieg
Manuela Möller, EAF Berlin - Diversity in Leadership
Lisa Hempe, EAF Berlin - Diversity in LeadershipÜber 80% der Geflüchteten, die in Deutschland einer Tätigkeit nachgehen, sind für diese formal überqualifiziert. Dies trifft in besonderem Maße auf geflüchtete Akademikerinnen zu, die trotz Studium oder universitärem Abschluss, durch die besonderen Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, keiner adäquaten Beschäftigung nachgehen können. Um dieses enorme Potential nicht derart ungenutzt zu lassen, hat die EAF Berlin das Pilotprojekt „Open Minds Open Doors“ ins Leben gerufen, das insgesamt knapp 40 geflüchtete Frauen auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt begleitet hat. In ihrem interaktiven Workshop berichteten die Projektverantwortlichen Manuela Möller und Lisa Hempe von ihren Erfahrungen und luden die über hundert teilnehmenden Interessenten zur Diskussion und zum gemeinsamen Austausch ein.
In einem eindrücklichen Kurzfilm kamen die Projektteilnehmenden selbst zu Wort, schilderten ihre Schwierigkeiten beim Einstieg ins Berufsleben und die umfangreiche Unterstützung, mit der das Projekt den jungen Frauen neue Orientierung und Perspektiven bot. Wie genau das Projekt die Türen öffnen konnte, welche Betreuungsmaßnahmen am hilfreichsten und welche Vernetzungsstrategien am erfolgreichsten waren, schilderten die Referentinnen in sehr anschaulicher Weise und gaben den Teilnehmenden viele Denkanstöße und Ratschläge mit auf den Weg, eigene Maßnahmen zu konzipieren. „Frauen sind ein Motor der Integration“ und die Hochschulen in ihrer Brückenfunktion können einen großen Beitrag leisten diesen Motor anzutreiben – wichtigstes Werkzeug hierfür: Zeit. Die Präsentation der Referentinnen können Sie hier einsehen, Urheberrechte liegen bei der EAF. Weiterführende Literatur finden Sie hier.
Interaktiver Workshop: AiM: Geflüchtete MINT‐Akademikerinnen in den Arbeitsmarkt
Silke Weber, Hochschule Kaiserslautern
Hanna Hettrich, Hochschule KaiserslauternUm die besonderen Bedarfe geflüchteter MINT-Akademikerinnen ging es in unserem zweiten interaktiven Workshop. Die Hochschule Kaiserslautern hat innerhalb ihres „Integrations- und Qualifizierungszentrums für MINT-Berufe“ bereits einige Erfahrungen im Bereich der beruflichen Nachqualifizierung Geflüchteter sammeln können. Von den Inhalten der „Ingenieurwissenschaftlichen abschlussorientierten Qualifizierung“ (IAQ) berichteten nicht nur einige der Projekt-Teilnehmenden selbst in einem kurzen Filmbeitrag, die Workshop-Teilnehmenden konnten sich auch live im Gespräch mit einer Absolventin und deren neuer Arbeitgeberin vom Erfolg des Projekts überzeugen. Auf dieser erfolgreichen Grundlage aufbauend, rief die Hochschule Kaiserslautern das Projekt „AiM“ ins Leben, das sich gezielt an geflüchtete Akademikerinnen aus den MINT-Fächern richtet und ihnen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern soll.
Die Projektverantwortlichen Silke Weber und Hanna Hettrich schilderten die zahlreichen Maßnahmen, wie reduzierte Präsenzphasen oder Blended-Learning Angebote, mit denen sich das Programm an die Lebensumstände der geflüchteten Frauen anpasst. Dadurch wird die Qualifizierung bedarfsgerecht gesteuert und die Einarbeitung ins Berufsleben entscheidend erleichtert. Mit einem wertvollen Exkurs bezüglich des Einsatzes von Social-Media-Kanälen zur Steigerung von Sichtbarkeit und Rechweite und vielen Erfahrungsberichten wurden den Teilnehmenden ein tiefer Einblick in die Projektarbeit geboten. Der Workshop, der einen großen Wert auf die aktuelle und zukünftige Interaktion der Teilnehmenden legte, animierte zum Mitmachen und Weiterdenken und rückte die wichtige Botschaft in den Vordergrund, dass weibliche Geflüchtete keineswegs mehr Unterstützungsbedarf benötigen als ihre männlichen Kollegen, jedoch einen ganz andere, individualisierte Form der Unterstützung. Die Präsentation der Referentinnen können Sie hier einsehen.
DigiTalk der Welcome-Initiativen: "Studentisches Engagement für Geflüchtete und das Wirken in die Gesellschaft zu Corona-Zeiten - Herausforderungen und Chancen"
Input von Studierenden der HAW Hamburg, HHU Düsseldorf, THGA Bochum, Universität Ulm, HAWK Hildesheim
Im Rahmen des Welcome-Programms engagieren Studierende sich in verschiedenen Initiativen für die nachhaltige Integration Geflüchteter an deutschen Hochschulen. Die Corona-bedingten Umstellungen waren für ebendiese Initiativen zuerst eine große Herausforderung: Versammlungsverbote und Abstandsregeln machten persönliche Treffen unmöglich. In diesem DigiTalk berichteten Studierende davon, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind und neue Wege der Vernetzung gefunden haben.
Dazu gehören virtuelle Meetings, gemeinsame Online-Filmabende und emotionale Unterstützung in diesen herausfordernden Zeiten, die zum Beispiel die „Bunte Hände“-Initiative der HAW Hamburg bietet. Studierende der Universität Ulm finden zusätzlich kreative Wege, ihr „festival contre le rascisme“ online stattfinden zu lassen und ein bewusstes Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Aber auch vor Ort wird geholfen. Die Studierenden im Projekt „MEDIDUS“ stehen als Ansprechpartner und -partnerinnen für unter Quarantäne stehende Geflüchtete zur Verfügung und organisieren zudem einen Einkaufsdienst, um die ununterbrochene Versorgung zu garantieren. In der selbst organisierten Initiative #hawconnected bieten internationale Studierende der HAWK Hildesheim vielfältige Unterstützung an, wie etwa Besorgungen und Einkäufe oder Nachhilfe, und die „Taskforce 3D-Druck“ der THGA Bochum nutzt 3D-Drucker, um Schutzmasken für systemrelevante Gruppen herzustellen.
In den Impulsvorträgen sowie in der darauf folgenden Fragerunde wurde schnell klar, mit wie viel Engagement und Begeisterung die studentischen Initiativen handeln, um Unterstützung und Motivation zu bieten.
Die Präsentationen finden Sie hier:
HAW Hamburg
HHU Düsseldorf
THGA Bochum
Universität Ulm
HAWK HildesheimLesung und Gespräch zum Thema Flucht und Ankommen in Deutschland
Autorinnen und Autoren von "Neu in Deutschland - Zeitung über Flucht, Liebe und das Leben"
Dorte Huneke-Nollmann„Neu in Deutschland“ (nid) ist eine deutschsprachige Zeitung über Flucht und Ankommen mit Texten geflüchteter Frauen und Männer.
Die Texte in der nid-Zeitung liefern neue Perspektiven – in Gedichten, Briefen, Interviews und Erzählungen, in ernsten und humorvollen Tönen. 2015 als Hilfsprojekt für Geflüchtete gestartet, entwickelte sich „nid“ zu einem literarischen Demokratieprojekt, in dem geflüchtete Frauen und Männer sich mit starken, sehr unterschiedlichen Stimmen in der deutschen Gesellschaft zu Wort melden.
Die Initiative stärkt gesellschaftliche Teilhabe, demokratisches Bewusstsein und somit ein Zusammenleben, das auf die Werte von Freiheit, Mündigkeit und Verantwortung setzt. Das Motto: „Unserer zweiten Mutter Deutschland haben wir viel zu verdanken, aber auch viel zu geben. Das versprechen wir Ihnen.“ 2016 erhielt „nid“ den Deutschen Lesepreis und gelangte unter die Besten 10 beim Nationalen Integrationspreis 2018 der Bundeskanzlerin.
Sechs Autorinnen und Autoren ließen uns am Donnerstag an ihren Gedichten, Gedanken und Geschichten teilhaben und berührten mit ihren Erzählungen. Von Erzählungen über Familie, Fluchterfahrungen bis hin zu Anekdoten über Regenschirme – mit Abwechslung und Herz begeisterten sie die Zuschauer und Zuschauerinnen.
Fragen an den DAAD
Bei TestAS etc ist der Anteil an männlichen Teilnehmern größer. In Relation dazu: Wie groß ist der männliche Anteil an Geflüchteten insgesamt in Deutschland?
2017 lag der Anteil männlicher Geflüchteter bei 60,5%, 2018 bei 56,7% und 2019 bei 56,5%. Weitere Informationen finden Sie im Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, der jährlich herausgegeben wird.
Best-Practice-Beispiele: Projekte für geflüchtete Frauen
Vielen Dank für Ihr Interesse an den Projekten, die ihren Fokus auf geflüchtete Frauen legen. Hier finden Sie einige Beispiele: Ruhr-Universität Bochum, HTW Berlin, Europa-Universität Viadrina, Universität Kassel, Hochschule Kaiserslautern.
Frage an Frau Möller und Frau Hempe, EAF Berlin - Diversity in Leadership: Mit welchen Mitteln wurden die Unternehmen bestmöglich erreicht und zur Teilnahme am Programm überzeugt?
Die Akquise der Unternehmen bzw. Praktika, die zu den Qualifikationen und Interessen der Teilnehmerinnen passen und die zugleich eine engmaschige Betreuung gewährleisten konnten, war im Projekt durchaus eine Herausforderung, die viel Zeit in Anspruch genommen hat.
Für die Vermittlung benötigte es die gezielte Ansprache der Unternehmen und konkrete Türöffner in Form von persönlichen Kontakten. Hier profitierte die EAF Berlin u.a. von ihrem großen Unternehmens-Netzwerk. Neben persönlichen Kontakten wurden auch gute Erfahrungen damit gemacht, gezielt die Gleichstellungsbeauftragten und Personal-verantwortlichen in den Unternehmen zu kontaktieren und das Projekt vorzustellen. Hierbei wurde das Projekt mittels eines Projektsteckbriefs sowie auch bereits die ggf. passende Kandidatin mit ihren Interessen, Kompetenzen und ihrer Kurzbiographie vorgestellt. Das zeigte, dass es sich um keine abstrakte Programmteilnahme handelt, sondern es um eine gezielt für das Unternehmen ausgewählte Praktikantin geht. Diese „persönliche Note“ sowie die Rolle der EAF Berlin als Koordinatorin und Vermittlerin, konnte vielen Unternehmen die Unsicherheiten beispielweise bzgl. rechtlicher Fragen oder Schwierigkeiten im Praktikum nehmen. Diese Brückenfunktion der EAF und die Tatsache ein Teil eines großen geförderten Bundesprogramms zu sein, hat sich bei der Akquise der Unternehmen bewährt. Keines der vermittelten Praktika war öffentlich ausgeschrieben; die Praktika wurden alle im Rahmen einer persönlichen Ansprache von den Betrieben für das Programm geschaffen.
Der zweite wichtige Aspekt im Hinblick auf ein gelungenes Praktikum war zudem die Begleitung der Teilnehmerinnen im Unternehmen durch Mentoren/Mentorinnen. Das Mentoring ermöglichte eine informelle Lernpartnerschaft, die der Praktikantin u.a. die Integration in den Praktikumsbetrieb erleichtern soll. Diese Person hat im besten Fall Kapazitäten, um regelmäßig persönliche Gespräche (ca. 1x pro Woche) mit der Praktikantin zu führen und ihr als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Ferner hat die EAF Berlin jede Teilnehmerin ein- bis zweimal im Unternehmen besucht und mit den Mentor*innen das Praktikum und etwaige Schwierigkeiten besprochen. Die Praktikumsbetreuung der Teilnehmerinnen als auch der Mentor*innen war dementsprechend sehr zeitaufwendig, jedoch war diese engmaschige Betreuung ausschlaggebend für den Erfolg des Praktikums.
Als Unterstützung im Praktikum für die Teilnehmerinnen haben wir ein Begleitheft erstellt (siehe Anhang) sowie die Mentor*innen mit weiterführenden Materialien zu beispielsweise der Einarbeitung versorgt:• Werkzeugkoffer: Passgenaue Einarbeitung – Der Vielfalt eine Brücke bauen
• Comic: Sich verstehen und wirksam lernen in der Einarbeitung
• GAB MünchenFragen an die Hochschulvertreterinnen im DigiTalk
Verfügen die Kursteilnehmer über die technische Ausstattung zur Teilnahme an den Online-Formaten (Hardware / Software / Internetzugang)? Gab es hier Schwierigkeiten und wenn ja, wie konnten Sie diese lösen?
Frau Ben Mahrez, ASH Berlin: Der Großteil der Teilnehmer_innen verfügt über die technische Ausstattung. Jedoch gab es auch vereinzelt Teilnehmer_innen, die z.B. keine Hardware (also keinen Computer, Laptop) bzw. keinen Zugang dazu hatten und somit auch Schwierigkeiten bestimmte Sofware zu nutzen; Internetzugang war nicht so häufig das Problem.
Wir haben uns deshalb grundsätzlich für eine technisch möglichst niedrigschwellige Herangehensweise entschieden. Die Deutschlehrende schickt den Teilnehmer_innen einmal pro Woche eine umfangreiche E-Mail mit Übungen, Erklärvideos, Texten, sowie Tipps und Hausaufgaben (diese wurde bereits seit Beginn des Programms versendet - zur Nachbereitung des Präsenzkurses). Mit dieser gibt es jedes Monat und nach Bedarf Telefontermine, um die Hausaufgaben gründlich durchzusprechen. Zusätzlich gibt es eine zweite Deutschlehrende, die einmal pro Woche in kleinen Gruppen Online-Lerngruppen via Zoom anbietet und den Stoff festigt sowie Fragen klären kann. Die beiden Lehrkräfte arbeiten eng zusammen und geben auch gegenseitiges Feedback. In dieser Phase der online-Lehre hat sich diese Form des Teamteaching sehr bewährt.
Bei Personen, denen es nicht möglich war, Texte digital zu verfassen, wurden Hausaufgaben und Übungen sowie Probeprüfungen auch ausgedruckt, per Hand ausgefüllt bzw. geschrieben und dann zurückgeschickt. Die Korrektur erfolgte wiederum digital, da dann ein Ausdruck möglich war.
Frau Senne-Wawrzonkowska, FH Südwestfalen: Bevor das Onlineformat begonnen hat haben wir eine Abfrage gestartet, in der wir diese Frage evaluiert haben. Außerdem haben die Dozenten untereinander mit ihren technischen Möglichkeiten das Format über Laptops, Handys und Tablets ausprobiert, sodass wir den Teilnehmern genaue Anweisungen geben konnten.
Fakt ist, dass einige Teilnehmer zwischendruch Probleme mit ihren Internetverbindungen haben- wie jeder von uns es kennt. Für solche Fälle, aber auch, falls Teilnehmer wegen Terminen nicht dabei sein können, nehmen wir jede Sitzung auf und stellen sie in die Dropbox, sodass die Sitzungen jederzeit wieder angeschaut werden können.
Frau Dr. Ursula Hassel, TH Köln: Einigen Teilnehmenden, die keine oder nur schlechte technische Möglichkeiten hatten (zum Beispiel nur ein Smartphone) konnten wir ein paar "ältere", aber durchaus funktionierende Laptops ausleihen.
Wie gut erreichen Sie Ihre Zielgruppe an Geflüchteten/Internationalen Studierenden über digitale Events/digitale Formate?
Frau Ben Mahrez, ASH Berlin: Bisher konnten die Studieninteressierten mit Fluchterfahrung durch digitale Events und Formate sehr gut erreicht werden. Am Dienstag und Donnerstag finden zwischen 11 und 16 Uhr Telefonsprechstunden statt; donnerstags gibt es auch zusätzlich die Möglichkeit zwischen 11 und 13 Uhr via Zoom zu kommunizieren. Die Kommunikation via E-Mail ist oft schon zielführen. Die Infoveranstaltungen via Zoom haben zweimal stattgefunden und wurden sehr gut angenommen. Derzeit sprechen wir die Präsentation der Infoveranstaltung zum Pre-Study Programm in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch und Türksich ein. So steht neben den Kurzinfos, die bereits in diesen Sprachen zur Verfügung stehen, ab der zweiten Juliwoche auch die Präsentation der Infoveranstaltung online zur Verfügung. Diese haben wir so aufgenommen, dass diese noch länger verwendet werden können.
Frau Senne-Wawrzonkowska, FH Südwestfalen: Bisher können wir keine großen Probleme aufzeichnen. Wir kommunizieren über verschiedene Messengerdienste, E-Mail und Telefonate. Die Teilnehmer werden täglich kontaktiert, Links werden ihnen geschickt und werden informiert, was wann anliegt. Dies klappt hervorragend und bietet den Teilnehmern die Sicherheit, dass sie immer informiert sind.
Frau Dr. Ursula Hassel, TH Köln: Die internationalen Teilnehmenden mit und ohne Fluchthintergrund in den Intensivkursen erreichen wir mit den digitalen Formaten sehr gut. Als wir im März den Intensivkurs von einer zur anderen Woche auf digitales Lernen umstellen mussten, waren die Teilnehmenden froh und glücklich darüber, den Kurs und die Kommunikation in der Gruppe sowie mit der Lehrkraft fortsetzen zu können – wenngleich nur virtuell. In einer Zeit, die mit vielen Veränderungen und Kontaktbeschränkungen verbunden ist, wirken das konzentrierte gemeinsame Lernen und der Austausch mit Hilfe von Zoom und der Lernplattform ILIAS nicht nur positiv auf die sprachliche Entwicklung, sondern auch auf die Psyche. Die regelmäßige Form des Lernens im Homeoffice gibt dem Tag eine Struktur und unterstützt die Teilnehmenden dabei, die durch die Corona-Pandemie hervorgerufene Verunsicherung besser zu verarbeiten.
Auf der anderen Seite gibt es auch einzelne Teilnehmende, bei denen die individuelle Wohnsituation die Teilnahme an einem digitalen Format im Homeoffice erschwert.
Bei den Angeboten für internationale Studierende, die im Fachstudium sind, sieht es ein wenig anders aus. Sie sind bereits durch die digitalen Lehrveranstaltungen in ihrem Fach mehr als in sonstigen Semestern in Anspruch genommen und es bleibt ihnen daher weniger Zeit für zusätzliche Angebote. Insofern sind die Teilnehmendenzahlen dort etwas geringer als in sonstigen Semestern.
Können Sie bereits abschätzen, ob die Durchführung der digitalen Lehrformate mit einem größeren Mehraufwand verbunden ist als vergleichbare Präsenzveranstaltungen?
Frau Ben Mahrez, ASH Berlin: Die online-Lehre unterscheidet sich grundsätzlich von der Präsenzlehre, da diese nun individualisierter stattfindet. Für die Zukunft streben wir definitiv ein blended Format an, das den Teilnehmer_innen durch Präsenzveranstaltungen erlaubt Vertrauen aufzubauen, ihren Platz in der Gruppe zu finden und Motivation in und durch die Gruppe zu erfahren sowie durch online-Lehre mehr Flexibilität und individuelleres Lehren und Lernen ermöglicht. Wenn es uns weiterhin gelingt, dabei bedarfsorientiert zu agieren und technisch eine möglichst niederschwellige Herangehensweise zu etablieren, die möglichst wenige Ausschlüsse kreiert, bleibt der Arbeitsaufwand in etwa gleich - das Arbeiten, wie bereits erwähnt, verändert sich jedoch grundlegend.
Frau Senne-Wawrzonkowska, FH Südwestfalen: Das Onlineformat ist auf jeden Fall mit Mehraufwand verbunden. Weniger für die Teilnehmer als für die Dozenten. Die Teilnehmer lernen vor allem das autonome Lernen und übernehmen Verantwortung. Die Dozenten haben einen großen Aufwand in der Vorbereitung der Veranstaltungen aber auch in der Kontrolle der Hausaufgaben. Während im Präsenzunterricht klar ist, das die Hausaufgaben beim Treffen in der Hochschule abgegeben werden, besteht im Onlineformat die Problematik, dass die Hausaufgaben in unterschiedlichen Abständen abgeschickt werden, teilweise kurz vor der Onlineveranstaltung. Auch der Aufwand in "zusätzlichen" Sitzungen oder Sprachnachrichten etc. den Bedürfnissen des Sprechens gerecht zu werden führt zu mehr Zeitaufwand.
Frau Dr. Ursula Hassel, TH Köln: Die Konzeption, Vorbereitung und Durchführung der Online-Formate ist in jedem Fall mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden. Allerdings wollen wir die erstellten Materialien, Online-Aufgaben und sogar komplette E-Learning-Einheiten auch in den kommenden Semestern, unabhängig von Corona, in den Unterrichtsalltag integrieren. Wir freuen uns sehr auf die Rückkehr zum Präsenzunterricht; gleichzeitig haben wir zusammen mit unseren Lehrkräften aber in diesem Semester im Bereich der Online-Lehre sehr viel dazugelernt und wollen die Vorzüge der beiden Lehr- und Lernformen in einem Blended Learning-Format weiterhin nutzen.
Frage an die TH Köln: Werden die kreativen Aufgaben bei Padlet (Wohnungsanzeigen) durch den Lehrenden korrigiert?
Frau Dr. Ursula Hassel: Die Frage nach der Korrektur der schriftlichen Äußerungen in den Online-Aufgaben erreicht uns sehr häufig. Eine Vollkorrektur aller schriftlichen Produkte bzw. ein Kommentar dazu ist aus unserer Sicht in einem sehr stark "schriftlich" geprägten Online-Semester weder für die Lehrkräfte machbar noch für die Teilnehmenden zielführend. Denn wie in Präsenzveranstaltungen werden auch hier die Art und der Umfang von Rückmeldungen in Abhängigkeit von den jeweiligen intendierten Lernergebnissen getroffen. Wenn z. B. der Textaufbau oder die logische Verknüpfung von Argumenten im Fokus steht, wird die sprachliche Korrektheit auf der morphologischen Ebene eine geringere Rolle für die Rückmeldung spielen.
Aus den beiden oben genannten Gründen (Aufwand für die LK, Fehlerdidaktik) werden oft andere Vorgehensweisen gewählt. Es werden beispielsweise von der Lehrkraft nur ausgewählte Fehler behandelt oder die Lehrkraft markiert die Fehler und die Teilnehmenden werden dazu animiert, selbst zu bestimmen, welche Äußerung von der Lehrkraft korrigiert werden soll. Eine andere Möglichkeit ist das Peer Feedback, das die Fähigkeit der Teilnehmenden zur (Selbst)Korrektur von Texten stärkt. In allen Fällen ist uns wichtig, die Korrektur mit einem positiven Feedback zu verbinden.