Gutachter für den DAAD: Blick über das eigene Labor hinaus

Prof. Dr. Axel Klein ist seit 2014 ehrenamtlich als Gutachter für den DAAD tätig.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Globalen Süden unterstützen – ein wichtiges Anliegen für Axel Klein, Professor am Institut für Anorganische Chemie und Materialchemie der Universität zu Köln. Als DAAD-Gutachter ist er deshalb seit 2014 unter anderem bei Vor-Ort-Auswahlen in Pakistan mit dabei.

Herr Professor Klein, was motiviert Sie persönlich, als Gutachter für den DAAD tätig zu sein?

Als Student und Doktorand erhielt ich dank einer umfassenden Unterstützung seitens meines Betreuers die wertvolle Gelegenheit, die wissenschaftliche Welt durch Konferenzbesuche und Forschungsaufenthalte in all ihren Facetten kennenzulernen. Schon damals habe ich Auslandsaufenthalte als sehr wichtig empfunden: Eine etablierte Forscherin oder ein etablierter Forscher blickt meiner Ansicht nach über das eigene Labor und die eigene Hochschule hinaus. Zudem sind mir dadurch die Privilegien bewusst geworden, die wir in Deutschland genießen. Mein Bestreben ist es daher seit langem, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Globalen Süden zu unterstützen. Als DAAD-Gutachter empfinde ich darüber hinaus die fächerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Gutachterinnen und Gutachtern als sehr erfreulich, da sie auf die Qualität der Bewerberinnen und Bewerber ausgerichtet ist. Dies steht im Kontrast zur alltäglichen, von Konkurrenzdenken geprägten Zusammenarbeit innerhalb von Fachgruppen oder Fakultäten.

Für Studierende und auch Kolleginnen und Kollegen ist es – unabhängig von der eigenen Nationalität – eminent wichtig, Auslandserfahrung zu machen.
Gutachter Prof. Dr. Axel Klein

Sie sind für Kommissionen in Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak tätig und haben an Auswahlprozessen in Pakistan mitgewirkt. Vor welchen spezifischen Herausforderungen stehen Bewerberinnen und Bewerber aus dieser Region?

Die Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind erheblich. Deshalb ist es notwendig, die Leistungsfähigkeit der Kandidatinnen und Kandidaten sowie das Niveau ihrer Hochschulen und Abschlussnoten im jeweiligen landesspezifischen Kontext zu bewerten. Die persönlichen Qualitäten der Bewerberinnen und Bewerber haben dabei einen hohen Stellenwert: Die Anforderungen, beispielsweise für eine Promotion in Deutschland, sind sehr hoch und erfordern charakterlich gefestigte, motivierte und aufgeschlossene Kandidatinnen und Kandidaten. Die Vor-Ort-Auswahlen sind unter diesen Bedingungen die bei weitem beste Möglichkeit, geeignete Stipendiatinnen und Stipendiaten zu finden. Darüber hinaus wird unsere Anwesenheit sowohl von den Kandidatinnen und Kandidaten als auch den einheimischen Vor-Ort-Gutachterinnen und Gutachtern als Wertschätzung empfunden. Ich selbst bringe damit meinen Respekt für die Menschen und die Kultur des entsprechenden Landes zum Ausdruck.

Als Gutachter wählt Axel Klein potenzielle Stipendiatinnen und Stipendiaten häufig in Vor-Ort-Kommissionen aus.

Welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell in den Bewerbungen um Stipendien?

Mich bedrücken Budgetkürzungen, die oft wiederum zu Rückgängen in den Bewerberzahlen führen. Für Studierende und auch Kolleginnen und Kollegen ist es – unabhängig von der eigenen Nationalität – eminent wichtig, Auslandserfahrung zu machen. Bereits einen Antrag dafür zu schreiben, einzureichen und gegebenenfalls in einem Interview zu „verteidigen“, halte ich für einen wichtigen Schritt in der Karriere. Besonders für Studierenden aus dem Globalen Süden bieten solche Stipendien große Chancen. Die Schere von Möglichkeiten zu Spitzenforschung oder wenigstens guter Forschung und guter Ausbildung zwischen den Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens sollte nicht weiter aufgehen, sondern sich bestenfalls schließen.

Interview: Christina Pfänder (12. März 2025)

 

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