„Eine wunderbare Gelegenheit, in der DAAD-Familie mitzuwirken“

Deutsche Hochschulen mit Universitäten im osteuropäischen Raum verbinden: Antje Tölle ist Professorin für Zivilrecht für die Öffentliche Verwaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und unterstützt den DAAD in der Auswahl der Kooperationsprojekte.
Frau Professorin Tölle, Sie sind seit 2021 Gutachterin für ein DAAD-Partnerschaftsprogramm. Welche Veränderungen haben Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit beobachtet?
Mein erster Bezug zu diesem Programm entstand 2017 durch meine Lehrtätigkeit im Rahmen der Deutsch-Polnischen Rechtsschule, einer Kooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Wrocław. Damals orientierte sich das Programm noch an der Vision eines umfassenden osteuropäischen Netzwerks. Der Kriegsausbruch in der Ukraine markierte dann einen Wendepunkt: Kooperationen mit russischen Institutionen wurden eingefroren; zahlreiche Hochschulen waren gezwungen, sich umzuorientieren. Damit einher ging allerdings auch die Chance zu Innovationen und einer breiteren Einbindung anderer Länder – insbesondere im Hinblick auf die Ukraine beobachte ich eine positive Entwicklung. Viele Partnerschaften mit dortigen Bildungseinrichtungen werden derzeit neu aufgebaut.
Was motiviert Sie, sich als Gutachterin des DAAD zu engagieren?
Ich hatte das Glück, immer an Lehrstühlen zu arbeiten, die im internationalen Austausch stehen. So lernte ich früh verschiedene Fördermöglichkeiten kennen und setzte mich mit den Herausforderungen von internationalen Partnerschaften auseinander. Gleichzeitig konnte ich persönlich erfahren, welch großartige Kontakte daraus entstehen. Ich schätze die Arbeit des DAAD sehr, sodass die Gutachtertätigkeit für mich eine wunderbare Gelegenheit ist, in der DAAD-Familie mitzuwirken und etwas zurückzugeben. Zudem freue ich mich, in den sozialen Medien – oftmals zufällig – über Fotos und Berichte zu stolpern, die ich aus dem Programm kenne, für das ich als Gutachterin im Einsatz bin. Diese Dokumentationen spiegeln die Begeisterung der Teilnehmenden wider. Das ist weitaus ausdrucksstärker als Tätigkeitsberichte, die einem Folgeantrag beiliegen.
Gibt es bestimmte Qualitäten, die Sie bei bewerbenden Institutionen besonders schätzen?
Die Anträge sind meistens eine Teamleistung von mehreren Personen an der Hochschule. Positiv bewerte ich, wenn nicht nur einzelne Projekte gefördert werden sollen, sondern auch eine Vernetzung der Disziplinen stattfindet – manche Institutionen schicken sogar ihre Verwaltung auf Reisen. Darüber hinaus finde ich es wichtig, dass möglichst viele Statusgruppen in den Austausch einbezogen werden. Erstanträge sind dabei immer herausfordernd: Einerseits wecken sie meine Neugier auf die darin enthaltenen Ideen und interessanten Forschungsprojekte. Andererseits beobachte ich, dass wir immer wieder Anträge ablehnen müssen, weil sie unser Programmziel nicht erfüllen: die Etablierung eines langfristigen Austauschs mit den Partnerländern.