Leibniz-Preis: DAAD-Alumna Professorin Eva Viehmann im Porträt

Prof. Dr. Eva Viehmann: „In Frankreich habe ich wichtige Kontakte für meine weitere Forschung und akademische Karriere geknüpft“.

Der wichtigste Forschungspreis Deutschlands – der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis – wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2024 auch an vier DAAD-Alumnae und -Alumni vergeben. Zu ihnen zählt Professorin Eva Viehmann von der Universität Münster: Die Mathematikerin arbeitet unter anderem zum Langlands-Programm, einem hochspezialisierten Fachgebiet, in dem seit Jahrzehnten international geforscht wird.

Internationale Zusammenarbeit ist für Professorin Eva Viehmann vollkommen alltäglich. Es geht gar nicht anders: Weltweit ist sie mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Jahrzehnten in einem speziellen Arbeitsgebiet tätig, dem Langlands-Programm. Hier ist Eva Viehmann mit ihrer Forschung besonders erfolgreich. Das 1967 von dem kanadischen Mathematiker Professor Robert Langlands initiierte Programm liegt auf der Schnittstelle zwischen Geometrie und Zahlentheorie. 

Ausgezeichnete Theoretische Mathematik 

„Mein Arbeitsgebiet versucht, Darstellungstheorie, Geometrie und Zahlentheorie miteinander zu verbinden“, erläutert Eva Viehmann. „Es wird seit Jahrzehnten vermutet, dass es sehr subtile, aber weitreichende Verbindungen zwischen der Zahlentheorie und der Darstellungstheorie gibt“, so Viehmann. Einige Durchbrüche wurden auf dem Gebiet bereits erreicht: Der medial bekannteste und spektakulärste nach über 300 Jahren theoretischer Überlegungen ist der 1994 durch den britischen Mathematiker Professor Andrew Wiles erbrachte Beweis von Fermats Großem Satz.

Bisher sind nur Teilfragen des Langlands-Programms gelöst. Eva Viehmann wird mit dem Leibniz-Preis gewürdigt, weil ihre Forschung für das Arbeitsgebiet bemerkenswerte Fortschritte bedeutet. Und so wurde sie schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Projektförderung der Europäischen Union wie dem ERC Starting Grant und dem ERC Consolidator Grant. Seit 2022 ist sie Professorin für Theoretische Mathematik an der Universität Münster und forscht dort auch im Rahmen des Exzellenzclusters „Mathematics Münster: Dynamics – Geometry – Structure“. 

Neue Netzwerke und Perspektiven im Ausland

Wer sich Theoretische Mathematik als einsame Denkaufgabe am heimischen Schreibtisch vorstellt, irrt. Auch hier ist Teamarbeit gefragt: „Es ist aber nicht so, dass mehrere zusammenarbeiten, die alle mehr oder weniger dasselbe können, und die Forschungsarbeit somit schneller geht“, erklärt Viehmann. „Was ich und andere machen, ist sehr spezialisiert, aber gerade deswegen braucht man jeweils einen sehr guten Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft. Teams ergänzen sich also inhaltlich mit unterschiedlichen Expertisen in bestimmten Aspekten.“

Um in das weltweite wissenschaftliche Netzwerk in ihrem Fachgebiet einzusteigen, ging Eva Viehmann nach ihrer Promotion an der Universität Bonn im Jahr 2005 nach Frankreich – mit einem DAAD-Stipendium zu einem Forschungsaufenthalt an die Université Paris-Sud in Orsay. „Frankreich und besonders Paris zählen in unserem Gebiet zu den herausragenden Zentren“, sagt die Leibniz-Preisträgerin. „Dort habe ich ganz wichtige Kontakte für meine weitere Forschung und akademische Karriere geknüpft, die ich sonst wahrscheinlich nicht im gleichen Maße hätte.“

DAAD-Stipendium als Startschuss

In Frankreich startete Viehmann in die selbstständige wissenschaftliche Arbeit – und lernte in der dortigen Arbeitsgruppe auch eine junge Mathematikerin kennen, die später als Postdoktorandin erneut mit ihr forschen sollte. „Auch die Zusammenarbeit mit mehreren meiner Co-Autoren begann“, sagt Viehmann. „Meine Zeit in Frankreich war sehr intensiv und wie ein Startschuss für meine weitere wissenschaftliche Laufbahn.“

Mit dem Leibniz-Preis will Eva Viehmann nun noch mehr Nachwuchsförderung im Bereich ihrer theoretischen Grundlagenforschung ermöglichen. „Ich möchte die Arbeitsgruppe ausbauen, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, Doktorandinnen und Doktoranden und Postdocs fördern, aber auch internationale Gäste einladen.“ 

Bettina Mittelstraß (15. März 2024)

 

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