„Deutschland und Ägypten arbeiten eng zusammen“

Porträt einer lächelnden Frau mit langen braunen Haaren im dunklen Blazer und gemusterten Hemd, aufgenommen im Freien vor einer grünen Palmenpflanze.

Seit 65 Jahren unterstützt die DAAD-Außenstelle Kairo erfolgreich die deutsch-ägyptische Partnerschaft und fungiert als wichtiges Bindeglied zu weiteren Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas. Dr. Wiebke Bachmann, neue Leiterin der Außenstelle, treibt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter voran und setzt dabei unter anderem auf eine engere Vernetzung mit den DAAD-Außenstellen in der Region.

Ägypten ist das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt, seine kulturelle, politische und wirtschaftliche Bedeutung für den Nahen Osten ist kaum zu überschätzen. Zwischen jahrhundertealten Kulturerbestätten und rasantem Wandel eröffnen sich neue Chancen – für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Dr. Wiebke Bachmann gestaltet als neue Leiterin der DAAD-Außenstelle in Kairo diese Entwicklungen seit Februar 2025 aktiv mit und möchte im Hochschulbereich frische Impulse setzen. „Deutschland und Ägypten verbindet eine jahrzehntelange, enge Zusammenarbeit“, betont sie. „An diese Tradition knüpfen wir beim Ausbau der akademischen Partnerschaften an.“ 

Mit den Besonderheiten der Region ist Bachmann dabei bereits vertraut: Während ihres Studiums der Geschichtswissenschaften belegte sie Sprachkurse in Damaskus und Kairo und beschäftigte sich in ihrer Promotion mit dem Nahen Osten. Nach einigen Jahren im Bildungsmanagement leitete Bachmann ab 2013 das DAAD-Informationszentrum in Istanbul; im Jahr 2018 wechselte sie in die Zentrale des DAAD und koordinierte das Konsortium der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul. „In gewisser Weise stellt meine neue Position für mich eine Rückkehr dar“, sagt sie. „Ich freue mich, den Studierendenaustausch, aber vor allem auch Hochschul- und Forschungskooperationen mit Deutschland weiter voranzubringen.“

Starkes Interesse an der deutschen Sprache

Für die deutsch-ägyptische Zusammenarbeit sieht sie dabei vielversprechende Perspektiven: Deutschland hat im Bereich der Hochschulbildung in Ägypten einen hervorragenden Ruf, beispielsweise in den Ingenieurwissenschaften, aber auch für sein Modell der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) und der dualen Ausbildung, die Theorie und Praxis miteinander verknüpfen. „Zudem gibt es hier ein starkes Interesse an der deutschen Sprache“, erklärt Bachmann. „Zahlreiche deutschsprachige Schulen sind für ihre hohe Qualität bekannt, und zunehmend sollen auch in Studiengängen wie Medizin oder Ingenieurwissenschaften Deutschkenntnisse ein integraler Bestandteil der Ausbildung werden.“ Deutsche Institutionen wie der DAAD genießen ebenso ein hohes Ansehen – und sind in Ägypten gut vernetzt. „Viele unserer Alumnae und Alumni, die zum Teil in hohen Positionen in der ägyptischen Hochschullandschaft, in Ministerien oder der Forschung tätig sind, verstehen sich als Teil der DAAD-Familie“, sagt Bachmann. „Damit tragen sie wesentlich zu einer Intensivierung der Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland bei.“

Als Leuchtturmprojekt der Region gilt die German University in Cairo (GUC), die im Hinblick auf den Austausch von Studierenden, Fakultätsmitgliedern und Forschungsprojekten auf eine enge Zusammenarbeit mit mehreren deutschen Hochschulen setzt und Doppelabschlussprogramme ermöglicht. Auch die German International University (GIU) in Kairo ist ein Beispiel für die erfolgreiche deutsch-ägyptische Partnerschaft und bietet eine hochwertige, praxisorientierte Hochschulbildung an. „Für deutsche Hochschulen sind Kooperationen in diversen Fachbereichen interessant“, so Bachmann. Dazu zähle die Archäologie genauso wie Städteplanung, Ingenieurwissenschaften oder Zahnmedizin. Zudem nehme Ägypten aufgrund seiner Geschichte eine herausragende Stellung in den Sprach- und Kulturwissenschaften ein.

Zwei Personen im Gespräch in einem Konferenzraum; die Frau rechts trägt einen dunkelblauen Blazer und hält Papiere, im Hintergrund ein Poster mit der Aufschrift „Cairobi Talks“.

Trilaterale Hochschulkooperationen

Neben der Förderung deutsch-ägyptischer Kooperationen gehört die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit zu den zentralen Anliegen Bachmanns: Die DAAD-Außenstelle in Kairo betreut neben Ägypten auch den Sudan und bietet Programme für die ganze Region mit weiteren Partnern von Syrien bis Kenia und Marokko an. Programme wie die DAAD Kairo Akademie (DKA), die Schulungen für Hochschul- und Ministeriumsvertreter zum Kapazitätsaufbau und zur Kompetenzentwicklung anbietet, oder die DAAD-Initiative COSIMENA (Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa), die trilaterale Hochschulkooperationen in den Themenfeldern Wasser, Energie, Gesundheit, Agrarwissenschaft, Wirtschaft, Stadtplanung sowie Kulturelles Erbe im Nahen Osten und in Nordafrika fördert, spielen dabei eine wesentliche Rolle. „Wir stehen mit den DAAD-Außenstellen in Amman, Tunis und Nairobi in engem Austausch, um unsere Programme regional gut einsetzen zu können“, sagt sie. Dadurch gewinnt der DAAD an Sichtbarkeit, vergrößert die Reichweite und Wirksamkeit seiner Initiativen und trägt zur langfristigen Vernetzung der Hochschulen in Afrika und dem Nahen Osten bei.

Auch innerhalb Ägyptens möchte Bachmann den Fokus der DAAD-Außenstelle erweitern. „Mein Ziel ist es, noch stärker über die Hauptstadt hinaus akademische Partnerschaften zu etablieren und regionale Universitäten wie die in Alexandria, Mansoura und Luxor stärker in die Kooperation einzubinden“, sagt sie. „Damit eröffnen wir noch mehr Studierenden internationale Perspektiven.“

Zudem steht die Vorbereitung einer großen Jubiläumsfeier mit hochkarätigen Gästen auf der Agenda: Die DAAD-Außenstelle Kairo feiert im Herbst ihren 65. Geburtstag, das 25-jährige Bestehen des DAAD-Alumnivereins Ägypten sowie 100 Jahre DAAD. „Dafür planen wir unter anderem Podiumsdiskussionen, bei denen Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Kooperationsprojekten das hohe Potenzial der Zusammenarbeit zeigen.“

Christina Pfänder (28. März 2025)

 

 

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