„Ich spüre eine große Offenheit gegenüber Deutschland“
Katharina Fourier heißt die neue Leiterin der DAAD-Außenstelle in Rio de Janeiro – und des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) in São Paulo. Als Direktorin beider Institutionen möchte sie die langjährigen deutsch-brasilianischen Beziehungen vertiefen und dabei in den Bereichen Bioökonomie, Nachhaltigkeit und Klimaforschung thematische Akzente setzen.
Die akademische und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien hat Tradition. Seit 1972 ist der DAAD mit einer Außenstelle in Rio de Janeiro präsent und hat im Laufe der Jahre vielfältige Programme sowie Kooperationen mit brasilianischen Förderagenturen und Hochschulen aufgebaut. Im September 2024 hat Katharina Fourier die Leitung der traditionsreichen Außenstelle übernommen – und kann dabei auf das breite Netzwerk ihres Teams zurückgreifen. „Es war schon immer mein Wunsch, eine DAAD-Außenstelle zu leiten und die großartige Chance eines Auslandsaufenthaltes zu nutzen“, sagt sie. „Zudem freue ich mich auf die damit verbundenen Aufgaben wie beispielsweise die Repräsentation Deutschlands und des DAAD vor Ort, die Initiierung neuer Projekte und den Ausbau bestehender deutsch-brasilianischer Kooperationen.“
Mit den Stärken, Herausforderungen und Strukturen Brasiliens setzt sich Fourier bereits seit rund 20 Jahren auseinander. „Nach meinem Abitur habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in São Paulo absolviert und in den Favelas mit Frauen und Kindern gearbeitet“, erzählt sie. Im Rahmen ihres Studiums der Regionalwissenschaften Lateinamerika mit den Schwerpunkten Politikwissenschaft und Portugiesisch an der Universität zu Köln verbrachte sie anschließend als DAAD-Stipendiatin ein Semester an der Bundesuniversität Rio de Janeiro. Für den DAAD bringt sie seit 2010 ihre Expertise ein: Fourier koordinierte zunächst die Aktivitäten des DAAD im Rahmen des von der brasilianischen Regierung initiierten Stipendienprogramms „Wissenschaft ohne Grenzen“, das von 2013 bis 2016 rund 10.000 brasilianische Studierende sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an deutsche Hochschulen brachte. Ab dem Jahr 2016 leitete sie das DAAD-Referat „Hochschulprogramme für Flüchtlinge“, zuletzt war sie für das Digitalisierungsreferat verantwortlich.
Es besteht eine große Begeisterung, die Internationalisierung und akademische Mobilität voranzutreiben.
Katharina Fourier, Leiterin DAAD-Außenstelle Rio de Janeiro und DWIH São Paulo
Nun nimmt sie als neue Direktorin der Außenstelle Rio de Janeiro und des DWIH São Paulo erste Projekte in Angriff. „Ich spüre eine große Offenheit gegenüber Deutschland, dem DAAD und den deutschen Hochschulen sowohl bei den brasilianischen Partnerorganisationen als auch im brasilianischen Hochschulsystem“, sagt Fourier. „Es besteht eine große Begeisterung, die Internationalisierung und akademische Mobilität voranzutreiben. Nur in den seltensten Fällen müssen wir hier mühsam Türen öffnen.“ In bereits etablierten, multilateralen Kooperationen mit anderen lateinamerikanischen Ländern zeige sich Brasilien als wichtiger und verlässlicher Partner mit großem Einfluss in der Region.
Starker Forschungsstandort Brasilien
Das ist eine gute Basis für zukünftige Projekte, die vor veränderten politischen Rahmenbedingungen stehen. „Brasilien orientiert sich aktuell eher in Richtung Nachbarländer in Lateinamerika und Afrika und ist politisch stark polarisiert“, sagt Fourier. Für den deutsch-brasilianischen Austausch sieht sie dennoch großes Potenzial: „Einige der brasilianischen Bundesuniversitäten haben international einen herausragenden Ruf“, erklärt Fourier. „Zudem hat Brasilien große Fortschritte in der Digitalisierung des Bildungssektors erzielt, sodass deutsche Hochschulen von einem Erfahrungsaustausch profitieren.“
Brasilien hat in den Bereichen Bioökonomie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz viel für deutsche Hochschulen, Studierende und die deutsche Wirtschaft zu bieten: Es verfügt über starke Forschung in den Bereichen Klima, Energiesicherheit, Biodiversität und Biotechnologie sowie einzigartige Ökosysteme wie tropische Regenwälder, die Trockensavanne und die Tiefebenen des Pantanals – eines der größten Binnenfeuchtgebiete der Welt.
Im Fokus der nächsten Monate steht an der DAAD-Außenstelle in Rio de Janeiro deshalb unter anderem die Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz COP30, die Brasilien im November 2025 in der Amazonas-Metropole Belém ausrichten wird. „Zum Umwelt- und Klimaschutz entwickeln wir derzeit eigene Veranstaltungsformate“, sagt Katharina Fourier. „Unser Ziel ist es, damit weitere bilaterale und internationale Kooperationen anzustoßen.“
Christina Pfänder (7. November 2024)