DAAD-Jahresbericht 2022: Welt im Wandel

Weitreichender Austausch: Teilnehmende der ersten Fachkonferenz der DAAD-geförderten Globalen Zentren in Berlin

Neue Entwicklungen und persönliche Begegnungen: Mit seinem Jahresbericht 2022 blickt der DAAD auf wegweisende Veränderungen im internationalen akademischen Austausch.

Im Vorwort zum Jahresbericht 2022 hebt DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee hervor, wie das vom russischen Angriff auf die Ukraine überschattete Jahr den akademischen Austausch herausgefordert und zugleich zu neuer Entschlossenheit geführt hat: „Unsere feste Überzeugung ist es, dass Austausch und Bildung, Wissenschaft und Kooperation überlebenswichtig sind. Die neue, noch nicht klar erkennbare multipolare Ordnung muss gelebt und gestaltet werden – der Kooperationsraum Wissenschaft ermöglicht genau dies.“

Welche Möglichkeiten dieser Kooperationsraum bietet – und wie sich der vom DAAD geförderte akademische Austausch zuletzt weiterentwickelt hat –, verdeutlicht der Jahresbericht auf vielfältige Weise, etwa mit Beiträgen zur Arbeit der großen DAAD-Abteilungen für Stipendien, Projekte und Strategie. Es wird hervorgehoben, dass Fragen von Nachhaltigkeit und Diversität weiter an Bedeutung für die Arbeit des DAAD gewonnen haben. Der umfangreiche Statistikteil „Unsere Förderung weltweit“ belegt mit umfangreichen Gefördertenzahlen Entwicklungen in den verschiedenen Weltregionen. Das Schwerpunkt-Kapitel „Im Fokus“ widmet sich den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und den schnell entwickelten Förder- und Unterstützungsangeboten des DAAD für Ukrainerinnen und Ukrainer sowie die ukrainische Wissenschaftslandschaft.

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In einem gemeinsamen Interview machen DAAD-Präsident Mukherjee und DAAD-Generalsekretär Dr. Kai Sicks deutlich, dass die tiefgreifenden Folgen des russischen Angriffskriegs die Bedeutung des Einsatzes für Dialog und Kooperation noch einmal erhöhen. Kai Sicks betont: „Die weltpolitische Lage führt zu einer großen Verunsicherung. Wir konnten 2022 in unserem Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) eine große Nachfrage zu Beratungsangeboten, Vernetzungs- und Informationsformaten beobachten.“

DAAD-Prof. Dr. Joybrato Mukherjee (l.) und DAAD-Generalsekretär Dr. Kai Sicks beim gemeinsamen Interview für den DAAD-Jahresbericht

Joybrato Mukherjee erläutert, wie der viel diskutierte geopolitische Wandel zu einer grundlegenden Reflexion über die Arbeit des DAAD führt: „Man muss sagen: Was wir im Kooperationsraum Wissenschaft tun, ist in diesen Zeiten wichtiger denn je. Denn das ist ein Raum, in dem wir international Multilateralismus und regelgeleitete, produktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe leben und gestalten. Hier spielt auch die interkulturelle Begegnung eine wichtige Rolle.“

Solche Begegnungen ermöglichte der DAAD 2022 in ganz unterschiedlichen Kontexten, etwa mit dem neuen Stipendienprogramm Zukunft Ukraine für vor dem Krieg Geflüchtete an deutschen Hochschulen. Beim ebenfalls neuen Programm German Colonial Rule zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialherrschaft können bereits Einblicke in die Arbeit der geförderten Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschaftler gegeben werden, und auch jenseits konkreter Forschungs- und Studienziele hat das vergangene Jahr wertvolle Begegnungen gebracht. So konnten erstmals nach den Einschränkungen der Coronapandemie wieder große Stipendiatentreffen stattfinden.

Freude am Austausch: Teilnehmende des ersten Stipendiatentreffens nach langer Coronapause an der Freien Universität Berlin

Vernetzung im Großen wie im Kleinen ist immer wieder prägendes Thema des DAAD-Jahresberichts 2022. Das gilt zum einen für große Projekte wie im Bereich der Transnationalen Bildung. So begingen im vergangenen Jahr zum Beispiel die Globalen Zentren für Klima und Umwelt sowie Gesundheit und Pandemievorsorge ihre erste, viel beachtete Fachkonferenz in Berlin; die Eröffnungsrede hielt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock.

Letztlich sind es die Menschen, auf die es beim weltweiten Austausch ankommt. Stellvertretend für die zahlreichen Persönlichkeiten, die 2022 in enger Verbindung mit dem DAAD standen, sei an dieser Stelle Tamer Mrie genannt, der 2015 vor dem Krieg in Syrien fliehen musste. Der Medizintechniker und Alumnus des Programms NRWege ins Studium hat 2022 sein Bachelorstudium abgeschlossen und bereits eine Anstellung bei einem großen internationalen Unternehmen in Deutschland gefunden. Im Jahresbericht zieht er Bilanz: „In Deutschland habe ich viel Unterstützung erfahren, von Menschen und Institutionen. Heute kann ich sagen, dass ich meine Träume zum größten Teil verwirklicht habe.“

Johannes Göbel (20. Juni 2023)