Auslandsaufenthalte im Lehramtsstudium

Eine Studentin vor einer Klasse

Eine andere Kultur, ein anderes Bildungssystem, neue didaktische Methoden und damit neue Perspektiven: Ein Auslandsaufenthalt lohnt sich nicht nur für Lehramtsstudierende, die später eine Fremdsprache unterrichten wollen, sondern für alle. Hier erfahren Sie, welche Wege Ihnen für ein Studium oder Praktikum im Ausland offenstehen – und worauf Sie bei der Vorbereitung achten sollten.

Fachkompetenz, pädagogisches Geschick und nicht zuletzt Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen – das sind Fähigkeiten, die Lehrerinnen und Lehrer im Berufsalltag benötigen. Viele Kompetenzen erwerben Studierende an ihrer Hochschule in Deutschland. Ein Auslandsaufenthalt trägt dazu bei, die Fähigkeiten weiter zu stärken und verschafft neue Perspektiven – ein großer Pluspunkt angesichts einer immer heterogeneren Gesellschaft und damit auch immer diverseren Schulklassen.

Im Ausland können Sie ein anderes Bildungssystem und neue didaktische Methoden kennenlernen. Gleichzeitig bietet Ihnen der Aufenthalt die Möglichkeit, tief in eine andere Kultur einzutauchen und Ihre Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen. Und wer sein Auslandsstudium frühzeitig plant und mit den richtigen Ansprechpersonen an der Hochschule durchspricht, kann Kurse oder Praxiszeiten häufig anrechnen lassen. Die Zeit im Ausland loht sich daher nicht nur für diejenigen, die später eine Fremdsprache unterrichten, sondern auch für alle anderen Lehramtsstudierenden.

Studium im Ausland

Für ein Auslandsstudium kommen sowohl Hochschulen innerhalb als auch außerhalb der EU infrage. Eine gute Wahl kann eine Partnerhochschule Ihrer Heimathochschule sein. Dann sind häufig viele Fragen zur Anrechnung bereits geklärt. Sie können sich aber auch selbst einen Studienort suchen, der Ihnen zusagt. Mitunter kommen dann Studiengebühren auf Sie zu. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, mit denen Sie die Kosten senken können (siehe Box „Passendes Förderprogramm finden“).

Sehr hilfreich zur Planung des Auslandsstudiums sind die zahlreichen Informationsveranstaltungen, die die Hochschulen anbieten: von Erstsemesterveranstaltungen bis hin zu Infoabenden zu hochschuleigenen Austauschprogrammen. Sprechen Sie aber ruhig auch schon vorher die zuständigen Ansprechpersonen an Ihrer Hochschule an: die Beratungsstellen zu Auslandsaufenthalten der Fakultäten und der Schools of Education/Zentren für LehrerInnenbildung  – und natürlich das Akademische Auslandsamt. Sollten Sie drei Fächer studieren, ist die Planung zwar etwas aufwendiger – die Ansprechpersonen an Ihrer Hochschule werden Ihnen aber auch dabei weiterhelfen können.

Wichtig ist in jedem Fall, im Vorfeld die Anerkennungsmöglichkeiten mit den zuständigen Anerkennungsbeauftragten durchzusprechen. Die Anerkennung wird dann in einem sogenannten Learning Agreement festgehalten. Genauso wichtig ist es übrigens, Ihre Hochschule zu informieren, falls sich später im Gastland an Ihren Kursen etwas ändern sollte – andernfalls kann es mit der Anerkennung Probleme geben.

„Haben Sie vor, sowohl einen Teil Ihres Studiums als auch Ihr Praktikum im Ausland zu absolvieren? Machen Sie doch beides direkt nacheinander im selben Land. So sparen Sie sich eine Menge Aufwand bei der Organisation.“ Dr. Hans-Stefan Fuchs leitet das Praktikumsamt für Lehrämter an Grund- und Mittelschulen an der Universität Passau.

Klären Sie außerdem frühzeitig alle anderen organisatorischen Fragen: Brauchen Sie ein Visum? Und wenn ja, welches? Sollten Sie eine Auslandskrankenversicherung abschließen? Wenn Sie früh genug mit der Planung starten, haben Sie auch noch genug Zeit für einen Sprachkurs. So können Sie dann entspannt und gut vorbereitet Ihre Reise starten.

 

Praktikum im Ausland

Auch für ein Praktikum im Ausland gibt es mehrere Möglichkeiten. Manche Hochschulen haben beispielsweise Partnerschulen, an denen Sie Praxiserfahrung sammeln können. Da die Voraussetzungen, Möglichkeiten und Partnerschulen von Hochschule zu Hochschule und von Fach zu Fach unterschiedlich sind, empfiehlt es sich, zunächst die Anlaufstellen Ihrer Hochschule zu kontaktieren. Das können zum Beispiel die Internationalisierungsbeauftragten der Schools of Education/ Zentren für LehrerInnenbildung oder das Praktikumsamt für Lehrämter sein – und natürlich das Akademische Auslandsamt. Die dortigen Ansprechpersonen können Ihnen zum Beispiel sagen, wie viele Wochen Ihr Praktikum mindestens dauern muss oder mit welchen Partnerschulen Kooperationen bestehen.

Ihre Praktikumsstelle können Sie sich aber auch selber suchen: Das können die etwa 140 Deutschen Auslandsschulen, die über 650 FIT-Schulen oder die rund 1.100 Sprachdiplomschulen sein. An diesen Schulen wird auf Deutsch unterrichtet. Eine weitere Möglichkeit: Sie gehen als Fremdsprachenassistenzkraft mit dem Pädagogischen Austauschdienst in ein anderes Land (siehe auch Box „Praktikumsvermittlung“).

Sie bewerben sich dabei für einen Aufenthalt in einem bestimmten Land und werden dann an eine Schule vermittelt. Sie erhalten eine finanzielle Unterstützung und können sich die Assistenzzeit in der Regel als Studienleistung anerkennen lassen. Ob und in welchem Umfang die Zeit anerkannt wird, sollten Sie mit der zuständigen Stelle an Ihrer Hochschule klären.

„Viele Hochschulen haben lehramtsspezifische Informationen auf ihren Websites, die Ihnen die Orientierung vor dem Auslandspraktikum erleichtern. So erhalten Sie Tipps aus erster Hand und können eine Praktikumsschule finden. In begleitenden Seminaren können Sie sich mit dem Bildungssystem des Gastlandes vertraut machen, andere Studierende kennenlernen und Ihre Erfahrungen kultursensibel reflektieren.“ Dr. Renate Schüssler und Nadine Auner, Bielefeld School of Education an der Universität Bielefeld, ermutigen Lehramtsstudierende zum Blick über den Tellerrand.

Wenn Sie noch intensiver in das Bildungssystem eines anderen Landes eintauchen möchten, kommt ein Praktikum an einer nationalen Schule infrage. Voraussetzung ist, dass Sie die Landessprache gut beherrschen. Sie können dann beispielsweise Mathe oder Sport an einer Schule unterrichten, an der Englisch gesprochen wird.

Bewerben Sie sich in jedem Fall ruhig an mehreren Schulen. Denn gerade an manchen Deutschen Auslandsschulen sind die Plätze zum Teil schon mehr als ein Jahr vor Praktikumsbeginn vergeben. Und vergessen Sie nicht: Auch wenn Sie bereits Ihre Pflicht-Praxisphasen in Deutschland absolviert haben, können Sie praktische Erfahrung im Ausland sammeln – dann als freiwilliges Praktikum.

„Man sollte sich trauen, Initiativbewerbungen zu schreiben. Denn viele Praktika sind gar nicht ausgeschrieben. Mutig sein lohnt sich also – so wie auch bei der Bewerbung für ein Stipendium.“ Annabelle Brand, Lehramtsstudentin