Gemeinsam neue Wege gehen

Zahlreiche nationale und internationale Netzwerke engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen – ein Überblick.

Netzwerke Nachhaltigkeit Hochschulen

Regionale Küche in der Mensa, Pfandsysteme für Kaffeebecher, Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach des Audimax – viele Hochschulen in Deutschland haben sich auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit gemacht. Einige gehen mit kleinen Schritten voran, bei anderen prägt Nachhaltigkeit bereits das Profil. Klar ist: Als strategisches Thema hat es an Bedeutung gewonnen. Dabei geht es nicht nur um Konzepte des „Green Campus“, sondern um die gesamte Institution: um den Aufbau von Nachhaltigkeitsbüros, um Forschung zu Nachhaltigkeitsthemen und natürlich um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – von Ringvorlesungen und Fortbildungen bis hin zu spezialisierten Studiengängen.

Während es vergleichsweise gut planbar ist, den Betrieb einer Hochschule klima- und umweltfreundlicher zu gestalten, ist die Integration des Nachhaltigkeitsgedankens in Forschung, Lehre und Organisation komplexer. Doch diese intensive Verzahnung ist Voraussetzung dafür, dass Hochschulen das Thema wirksam in die Gesellschaft tragen können. Verschiedene nationale und internationale Netzwerke haben es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Entwicklung von Hochschulen zu fördern – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Wir stellen vier Netzwerke beispielhaft vor.

Vom Kleinen ins Große: HOCHN

Im Jahr 2016 entstand das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung  (BMBF) geförderte Projekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCH-N). Das offene Netzwerk zum Erfahrungsaustausch hat inzwischen mehr als 140 Mitglieder. Teilnehmen können sowohl Einzelpersonen, die an eine Hochschule angebunden sind, als auch die gesamte Institution. „Das heißt, man kann im Kleinen anfangen und später ist im Idealfall die ganze Hochschule dabei“, sagt die Geschäftsführerin und wissenschaftliche Koordinatorin von HOCHN, Dr. Claudia Schmitt. Die elf Verbundhochschulen des Netzwerks haben gemeinsam einen Nachhaltigkeitskodex entwickelt – einen Standard, mit dem Hochschulen ihre Leistungen messen und darlegen können. Für die Anwendung wurden sechs Leitfäden zu den Themen Forschung, Lehre, Betrieb, Transfer, Governance und Nachhaltigkeitsberichterstattung erarbeitet. Sie enthalten jeweils auch eine Reihe von Praxisbeispielen, vom Urban-Gardening-Programm bis zum interdisziplinären Projekt zur Konsumforschung.

Studierende für Nachhaltigkeit: netzwerk n

Der Vorstand von netzwerk n

Oft entstehen Nachhaltigkeitsprojekte an Hochschulen aus dem Engagement von Studierenden. So war es auch beim 2010 gegründeten netzwerk n, das heute mehr als 90 Mitglieder hat: vorwiegend lokale studentische Nachhaltigkeitsinitiativen, aber auch bundesweit tätige und internationale Verbünde. Unter anderem bietet das Netzwerk sogenannte Wandercoachings an, bei denen erfahrene studentische Coaches zu lokalen Initiativen und Hochschulgruppen reisen, um sie inhaltlich, methodisch und strategisch weiterzubilden. Solche Peer-to-Peer-Coachings fanden schon an mehr als 60 Hochschulen in Deutschland statt. Noch größer ist die Reichweite der digitalen „plattform n“, auf der mehr als 7.800 Menschen in mehr als 160 Gruppen an Projekten für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen arbeiten. Außerdem organisiert das Netzwerk gemeinsam mit lokalen Gruppen die Debattenreihe „perspektive n“. „Häufig entsteht der Wandel in Richtung nachhaltige Entwicklung bereits, wenn Leitungskräfte und Engagierte einmal ins Gespräch kommen“, sagt Dr. Michael Flohr, Projektkoordinator von netzwerk n.

Globale Standards: International Sustainable Campus Network (ISCN)

Die meisten internationalen Hochschulnetzwerke zur nachhaltigen Entwicklung sind auf bestimmte Weltregionen ausgerichtet. Das „International Sustainable Campus Network“ (ISCN) hingegen verbindet Hochschulen auf allen fünf Kontinenten. Seit 2007 werden im ISCN Ideen und Informationen ausgetauscht, wie mehr Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Hochschulorganisation erreicht werden kann. Auch das ISCN hat einen Standard für Nachhaltigkeitsberichte entwickelt, die „ISCN-GULF Sustainable Campus Charter“. Zu den 86 Mitgliedern gehören renommierte Hochschulen, etwa aus der US-amerikanischen Ivy League. Vier Universitäten und eine Fachhochschule aus Deutschland sind Teil des Netzwerks, das jedes Jahr eine internationale Konferenz veranstaltet und am Weltwirtschaftsforum in Davos teilnimmt. Das Netzwerk vergibt darüber hinaus Stipendien für Projekte, die die Kontakte zwischen Mitgliedshochschulen vertiefen oder die Zusammenarbeit von Hochschulen und Städten fördern.

Initiative der UN: Higher Education Sustainability Initiative (HESI)

Ein weiteres globales Netzwerk, dem auch fünf deutsche Hochschulen angehören, ist die Higher Education Sustainability Initiative (HESI) der Vereinten Nationen. Sie wurde 2012 im Vorfeld der UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro gegründet. Mehr als 300 Hochschulen aus der ganzen Welt haben sich dazu verpflichtet, Nachhaltigkeitskonzepte in Lehre und Forschung aller Disziplinen zu integrieren und nachhaltige Campuskonzepte zu entwickeln. Jedes Jahr lädt das Netzwerk zu einem internationalen Treffen ein und veröffentlicht einen Bericht über die erzielten Fortschritte.

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