Perfekt vorbereitet auf ein MINT-Studium in Deutschland

Das Programm VORsprung: Mit digitaler Vorbereitung zum MINT-Studium des DAAD ebnet internationalen Studierenden den Weg zu einem Studium in Deutschland. Das Programm wird mit Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert und startete am 1. Januar 2025 in seine zweite Projektphase bis Ende 2027. Wie es funktioniert und welche Chancen es bietet, zeigt die Geschichte von Maria Helena Nunes Ribeiro.
Es war in der siebten Klasse, als Maria Helena Nunes Ribeiro ihren ersten Kontakt mit Deutschland hatte – einem Land, etwa 10.000 Kilometer von ihrer Heimat Brasilien entfernt. „Wir hatten damals einen Spanischlehrer, der am Anfang der Stunde auf Deutsch gezählt hat“, erinnert sich die 20-Jährige. Ab der zehnten Klasse belegte Maria Helena Deutsch als Wahlfach und verliebte sich immer mehr in die Sprache und die Kultur. Doch der Weg zum Studium in Deutschland war alles andere als einfach. Eine große Hürde stellte die Zulassung an einer deutschen Hochschule dar.
Deutschland gehört zu den beliebtesten Studienzielen für internationale Studierende. Besonders im MINT-Bereich bietet das Land exzellente Möglichkeiten. Doch viele Bewerberinnen und Bewerber scheitern bereits an den formalen Anforderungen. „Wer in Deutschland studieren möchte, benötigt eine Hochschulzugangsberechtigung, die eine dem deutschen Abitur entsprechende Qualifikation nachweist. Wird der Schulabschluss im Heimatland nicht als dem Abitur gleichwertig anerkannt, können internationale Studieninteressierte diesen Nachweis über die sogenannte Feststellungsprüfung erbringen“, erklärt Dr. Sven Werkmeister, Direktor der Abteilung Strategie beim DAAD. Für diese Prüfung gibt es in Deutschland Studienkollegs: 22 staatliche und zwei christliche Einrichtungen bereiten Studierende darauf vor. Doch die Plätze sind begrenzt und auch die Finanzierung eines einjährigen Präsenzaufenthaltes in Deutschland vor Studienbeginn ist für viele internationale Studieninteressierte eine ökonomische Herausforderung.
Alternativer Hochschulzugang
Hier setzt VORsprung an, ein 2021 gestartetes Programm des DAAD, das internationalen Talenten wie Maria Helena den Zugang zu deutschen Hochschulen erleichtert. Es wurde in Zusammenarbeit mit deutschen Hochschulen und Studienkollegs entwickelt und ermöglicht Studierenden, sich in nur sechs bis acht Monaten von ihrem Heimatland aus auf ein Studium in Deutschland vorzubereiten – digital, flexibel und ohne Kosten für die Teilnehmenden. Neben einem Deutsch-Intensivkurs konzentriert sich der fachliche Teil der Studien- und Prüfungsvorbereitung auf den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Abgeschlossen wird das Programm mit den bereits etablierten Prüfungsformaten TestAS und TestDaF. VORsprung richtet sich speziell an Studieninteressierte der sogenannten MINT-Fächer, die nach wie vor den größten Teil der internationalen Studierenden in Deutschland außerhalb der Europäischen Union ausmachen.
Wenn sich genügend Hochschulen dem Programm anschließen, könnte VORsprung ein echter Gamechanger für den internationalen Hochschulzugang werden.
Dr. Sven Werkmeister, Direktor der Abteilung Strategie beim DAAD
Dass Programme wie VORsprung internationalen Studierenden wie Maria Helena einen unkomplizierten Einstieg ins Studium verschaffen können, liegt nicht zuletzt am reformierten Hochschulzugang in Deutschland. „Wir brauchen in Deutschland, nicht zuletzt durch den allgegenwärtigen Fachkräftemangel, gut ausgebildete Menschen auch aus dem Ausland“, sagt Lena Weyers, Referentin im VORsprung-Projektteam des DAAD. Einige Bundesländer – darunter Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Bremen, das Saarland, Thüringen und Hessen – haben ihre Hochschulzugangsregelungen deshalb in den vergangenen Jahren reformiert. Weitere Bundesländer erwägen derzeit eine Reformierung. Diese Veränderungen eröffnen qualifizierten Studieninteressierten ohne direkte Zugangsberechtigung alternative Wege an deutsche Hochschulen – durch eigene Verfahren jenseits der klassischen Kombination von Studienkolleg und Feststellungsprüfung.
Allerdings stehen die Hochschulen dabei vor großen Herausforderungen: Alle Studierenden selbst zu prüfen und vorzubereiten, würde ihre personellen und finanziellen Kapazitäten übersteigen. Der DAAD übernimmt mit VORsprung diese Aufgaben und bietet eine strukturierte Vorbereitung für die internationalen Talente. „Wenn sich genügend Hochschulen dem Programm anschließen, könnte VORsprung ein echter Gamechanger für den internationalen Hochschulzugang werden“, betont Sven Werkmeister. „Es bietet nicht nur einen völlig neuen Weg für internationale Studieninteressierte ins deutsche Hochschulsystem, sondern auch eine qualitätsgesicherte Möglichkeit für Hochschulen, Talente weltweit zu gewinnen.“ In der ab dem 1. Januar 2025 startenden zweiten Projektphase können Hochschulen über eine einfache Kooperationsvereinbarung und ohne eigene Kosten mit dem DAAD zusammenarbeiten und ihre Studienangebote für VORsprung-Absolventinnen und -Absolventen öffnen.
Kreative Lehreinheiten
Für Maria Helena war VORsprung der Schlüssel zu ihrem Traum. In ihrem Jugendzimmer in Santa Catarina, einer Region im Süden Brasiliens mit endlosen Stränden und türkisblauem Wasser, bereitete sie sich mit dem Programm auf ihre Zugangsprüfung vor. „Die Lerneinheiten waren so kreativ! Zum Beispiel haben wir in Mathematik gelernt, wie man Zutaten für einen Plätzchenteig mit Matrizen berechnet. Es gab viele spielerische Elemente, die das Lernen richtig spannend gemacht haben. Alle Tutorinnen und Tutoren waren sehr hilfreich und kompetent.“ Einmal pro Woche traf sie sich virtuell mit ihrer Mentorin Dr. Eva Glasmachers, Dekanatsmanagerin der Fakultät für Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum. „Sie war immer für mich da und hat alles geduldig erklärt. Diese Unterstützung hat mir sehr geholfen.“
Nach der erfolgreichen Prüfung stand Maria Helena der Zugang zum Studium in Deutschland offen. Heute studiert sie Maschinenbau an der RWTH Aachen. „Ich liebe es, zu lernen, und träume davon, später selbst Professorin zu werden“, sagt sie.
Carola Hoffmeister (21. Januar 2025)