HAW.International: Wertvolle Chancen in Südostasien

Auftakt in Malaysia: die Delegation der Hochschulpolitischen Informationsreise HAW.International der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) beim ersten Briefing und Kennenlernen in Kuala Lumpur

Nach Malaysia und Indonesien führte die jüngste Hochschulpolitische Informationsreise HAW.International, begleitend zum DAAD-Programm HAW.International. Die Reise der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) veranschaulichte, welche besondere Möglichkeiten der Austausch mit Partnern in Südostasien den deutschen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) bietet.

Neue Welten zu entdecken, kann viele Facetten haben. Dr. Barbara M. Eggert, Rektorin der Stuttgarter Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, schildert das auf eindrucksvolle Weise. „Es war geradezu ergreifend, in Malaysia und Indonesien die außerordentliche Wertschätzung für Bildung zu erleben.“ Das habe sich auch an Details gezeigt: „Ich fand es zum Beispiel bezeichnend, dass die große Zentralbibliothek der Universitas Indonesia in Jakarta anerkennend auch ‚Crystal of Knowledge‘ genannt wird.“ Neben einem besonderen Stellenwert der Bildung registrierte Eggert in Südostasien zudem großes Interesse am internationalen Austausch.

Aktuell möchte die Rektorin der Merz Akademie insbesondere internationale Partner für einen reakkreditierten Masterstudiengang im Bereich Gestaltung, Kunst und Medien gewinnen. In diesem transmedialen Studiengang können die Studierenden unterschiedliche Schwerpunkte wählen. „Malaysia ist zum Beispiel mit Blick auf seine große Comic-Tradition ein sehr spannendes Land, aber auch in Indonesien ist mir großes Interesse an unserem Studiengang begegnet“, so Eggert, die einen weiteren Vorteil der Reise betont: „Wir sind eine Hochschule an der Schnittstelle von HAW, geisteswissenschaftlicher Fakultät und klassischer Kunstakademie. Der Austausch mit den anderen Hochschulleitungen unserer Delegation war für die Vernetzung innerhalb Deutschlands besonders wertvoll.“
 

Dr. Barbara M. Eggert, Rektorin der Stuttgarter Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, zeigte sich beeindruckt vom hohen Stellenwert von Bildung in Südostasien.

Intensive Matchmaking-Runden

„Wir erhalten öfter die Rückmeldung, wie wichtig und gewinnbringend die Vernetzung der Hochschulleitungen untereinander ist“, erzählt Alema Ljumanovic-Hück, Leiterin der Internationalen DAAD-Akademie (iDA). Seitdem die über viele Jahre etablierte Hochschulpolitische Informationsreise der iDA um ein eigenes Format für die HAW erweitert wurde, nutzen deren Leitungen die Reise nicht zuletzt, um sich untereinander im internationalen Kontext auszutauschen. 

Im Vordergrund steht natürlich die Begegnung mit den internationalen Hochschullandschaften. In Malaysia und Indonesien bot das Programm vier intensive Matchmaking-Runden, jeweils mit den Leitungen von zehn staatlichen beziehungsweise privaten Hochschulen beider Länder. „Die Mitglieder unserer Reisegruppe konnten sich somit immer zu zweit mit den Hochschulleitungen vor Ort austauschen, kurz und effizient“, so Ljumanovic-Hück. Zu dieser Form der Vernetzung erreichte die iDA-Leiterin vielfach positives Feedback der Reisenden – und auch konkrete Ergebnisse: „Die ersten MoUs wurden bereits auf den Weg gebracht.“

Alema Ljumanovic-Hück, Leiterin der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) (4. v. r.) zusammen mit Teilnehmenden der deutschen Delegation im Austausch an der Universitas Indonesia in Jakarta

Bildungschancen im postfossilen Zeitalter

Dr. Guido Schnieders, der als Leiter der DAAD-Außenstelle Jakarta das Reiseprogramm gestaltete und die deutsche Delegation in Südostasien empfing, freut der erfolgreiche Austausch besonders – auch wenn er ihn nicht überrascht hat: „Für die deutschen HAW bieten Malaysia und Indonesien sehr gute Möglichkeiten zur Intensivierung ihrer Internationalisierung“, sagt der Außenstellenleiter und verweist auf die Zielsetzungen der südostasiatischen Partner. „Im malaysischen Hochschulentwicklungsplan 2015–2025 spielen die Praxisorientierung der Hochschulen an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes und die Zusammenarbeit mit der Industrie eine wichtige Rolle. Das deutsche HAW-Modell gilt als Best Practice und einem Teil der staatlichen Universitäten explizit als Vorbild.“ Indonesien habe 2020 eine neue Hochschulstrategie beschlossen, die ebenfalls eine stärkere Ausrichtung der akademischen Bildung an den Erfordernissen der Arbeits- und Berufspraxis vorsieht. Studierende sollen unterschiedliche Arten von Praxiserfahrungen machen, Lehrende möglichst Arbeits- oder zumindest Kooperationserfahrungen in und mit der Industrie. 

Schnieders macht zudem auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: die lange Zeit enorme, teilweise aber schwindende Bedeutung fossiler Energieträger wie Kohle und Öl für die Volkswirtschaften Indonesiens und Malaysias. „In beiden Ländern wird die Wissensgesellschaft wichtiger – und das Potenzial, das Hochschulen bei der Gestaltung dieses Wandels, auch hin zu erneuerbaren Energien, haben.“

Dr. Guido Schnieders, Leiter der DAAD-Außenstelle Jakarta, zusammen mit Ina Ruth Luise Lepel, deutsche Botschafterin in Jakarta, und Dr. Michael Harms, stellvertretender Generalsekretär des DAAD,, bei einer Diskussionsrunde zur politischen Situation in Indonesien nach den Präsidentschaftswahlen an der Universitas Indonesia in Jakarta

Professor Clemens Bulitta, Präsident der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden und Mitglied der Reisegruppe, weiß um die Bedeutung der Partner in Südostasien. An seiner Hochschule hatten Kollegen in der Vergangenheit bereits eine erfolgreiche Kooperation mit indonesischen Hochschulen zu erneuerbaren Energien etabliert, inklusive gemeinsamer Summer Schools und Studierenden- und Dozentenaustausch. Für Bulitta bietet die Reise im Rahmen von HAW.International eine wertvolle Möglichkeit, an solche erfolgreichen Kooperationen anzuknüpfen. „Internationalisierung hat für unsere Hochschule auch mit Blick auf den Fachkräftemangel in Deutschland besondere Bedeutung“, so der OTH-Präsident. „Die sich außerordentlich dynamisch entwickelnden Länder Malaysia und Indonesien sind sehr interessante Partner.“ Bulitta betont zudem den hohen Wert des persönlichen Austauschs während der Reise: „Unsere Delegation konnte deutlich machen, wo die Stärken des Hochschultyps HAW liegen und welche Anknüpfungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.“

Für Prof. Dr. Clemens Bulitta, Präsident der OTH Amberg-Weiden (2. v. l.) leistet die Internationalisierung deutscher Hochschulen einen wichtigen Beitrag zur Minderung des Fachkräftemangels in Deutschland.

Stärke des DAAD in der Vernetzung vor Ort

Dr. Michael Harms, stellvertretender Generalsekretär des DAAD, war ebenfalls mit nach Malaysia und Indonesien gereist und hebt die besonderen Potenziale der HAW hervor. „Beide Länder orientieren sich noch stark an internationalen Hochschulrankings, in denen die Stärken der HAW allerdings nicht berücksichtigt werden. Wir konnten in zahlreichen Gesprächen deutlich machen, welche Vorteile die deutschen HAW bieten, etwa mit Blick auf die hohe Beschäftigungsfähigkeit ihrer Absolventinnen und Absolventen.“ 

Für Deutschland sei es zudem wichtig, Kontakte in der innovationsstarken Region Südostasien zu knüpfen, die weltweit mehr und mehr in den Fokus verschiedener Länder rücke. Harms nennt vor diesem Hintergrund auch die für die Reise wesentlichen Gespräche mit den für die Hochschulbildung zuständigen Ministerien in Malaysia und Indonesien und verweist auf den grundsätzlichen Wert der Hochschulpolitischen Informationsreise: „Wir sind in der Region seit Langem bestens vernetzt und konnten sowohl von der Expertise der iDA als auch den herausragenden hochschulpolitischen Kenntnissen unserer Außenstelle in Jakarta profitieren. Eine Reise in diesem besonderen Format kann nur der DAAD organisieren.“

Johannes Göbel (11. April 2024)


   

 

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