Weltweit für die deutsche Sprache

Teilnehmende der Jubiläumstagung 30 Jahre Germanistische Institutspartnerschaften vom 19. bis zum 22. September im Berlin

Der DAAD feiert 30 Jahre Germanistische Institutspartnerschaften – und damit die Erfolgsgeschichte des Programms. Die Jubiläumstagung in Berlin warf Schlaglichter auf vergangene Entwicklungen, aktuelle Projekte und die Zukunft der Initiative. Zudem wurde der Jacob- und Wilhelm-Grimm-Preis des DAAD 2023 im Rahmen der Konferenz verliehen.

Die Bilanz spricht für sich: Mit über tausend Partnerschaften, an denen seit 1993 mehr als 60 Universitäten in Deutschland und fast 200 Hochschulen in über 50 Ländern beteiligt waren, gehört das Programm Germanistische Institutspartnerschaften weltweit (GIP) zu den Zugpferden des DAAD. „Die Initiative trägt wesentlich zum Erhalt und zur Stärkung des Stellenwerts der deutschen Sprache und Kultur im Ausland bei“, erläutert Dr. Esther May, Referentin und Ansprechpartnerin für Germanistische Institutspartnerschaften beim DAAD. „Gleichzeitig unterstützen wir damit den wissenschaftlichen Austausch und die Internationalisierung der Hochschulen.“ Bi- oder multilaterale Lehr- und Forschungsvorhaben sowie gemeinsame Publikationen machen die Ausbildung einer neuen Generation von internationalen Germanistinnen und Germanisten möglich – und führen zur Entwicklung innovativer und bedarfsorientierter Studiengänge in den Partnerländern. „Zugleich wirkt das Programm auf die deutschen Institute zurück“, so May. „Über die internationalen Kooperationen entwickeln die beteiligten Studierenden und Lehrkräfte eine neue Perspektive auf ihre eigene Lehre und Forschung.“

Interkulturelle Wissenschaft 

Eine neue Sichtweise auf ihr Fach erlangte auch Dr. Julia Boog-Kaminski, die als Studierende an der Universität Hamburg im Rahmen der GIP im Jahr 2014 ein Blockseminar zu Interkultureller Komik an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul besuchte. „Eine der Fähigkeiten, die mich unter anderem diese Partnerschaft gelehrt hat, ist der Austausch mit internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern“, sagt sie. Bis heute steht der interkulturelle Austausch im Zentrum ihrer Arbeit: Boog-Kaminski ist aktuell als stellvertretende Direktorin am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien tätig. Dass eine Vernetzung von deutschen und internationalen Germanistikinstituten weiterhin gelingen kann, sieht sie als Hauptaufgabe der GIP. „Die deutsche Germanistik ist auch eine sehr klar interkulturelle Wissenschaft, bei der es darum geht, andere Perspektiven auf die eigene Sprache und Literatur aufzunehmen.“  

Dr. Jean-Claude Bationo, Professor an der Pädagogischen Hochschule Ecole Normale Supérieure de Koudougou in Burkina Faso, setzt ebenso auf interkulturelle Netzwerke – und hatte mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Stuttgart eine Germanistische Institutspartnerschaft eingerichtet, die bis Ende 2022 gefördert wurde. Damit bot er seinen Masterstudierenden und Doktoranden sowie Dozentinnen und Dozenten die Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt in Stuttgart. Zudem erhielten sie Unterrichtsmaterial, das dem aktuellen Stand der Wissenschaft entspricht. „Unsere Lehrenden und Studierenden schätzten die interessanten Publikationen“, sagt Bationo. „Wir wurden im Laufe der Förderung zweimal mit neuem Lehrmaterial unterstützt.“  

Jubiläumstagung in Berlin

Netzwerken sowie fachlicher und interkultureller Austausch bestimmten auch die Tagesordnung der „Jubiläumstagung 30 Jahre GIP“: Unter dem Titel „Die (Internationale) Germanistik und Deutsch als Fremdsprache – ein Fach zwischen Kontinuität und Wandel“ blickte der DAAD Ende September 2023 in Berlin auf die weltweiten Erfolge des Programms zurück und gab einen Einblick in aktuelle Förderungen sowie Perspektiven. Darüber hinaus verlieh DAAD-Präsident Professor Dr. Joybrato Mukherjee im Rahmen der Veranstaltung den Jacob- und Wilhelm-Grimm-Preis 2023 an Prof. Dr. Søren Fauth aus Dänemark sowie den Jacob- und Wilhelm-Grimm-Förderpreis an Dr. Ervin Malakaj aus Kanada und zeichnete damit zwei herausragende Germanisten aus.  

Die in- und ausländischen GIP-Projektpartner brachten ihre fachliche Expertise insbesondere in Workshops und bei den Plenardiskussionen ein. Unter anderem wurden Aspekte der Deutschförderung und Digitalisierung sowie die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte thematisiert. „Der Mangel an Deutschlehrenden ist weltweit eine große Herausforderung, der wir mit dem Programm wirksam zu begegnen versuchen. Dieses Potenzial gilt es noch stärker zu nutzen“, sagt May. Dabei setzen die GIP zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses seit der Corona-Pandemie zunehmend auch auf virtuelle Projekte. „Damit wird fachlicher und kultureller Austausch von fast überall auf der Welt aus möglich“, erklärt May. 
 

Podiumsdiskussion zum Thema Deutschförderung, Digitalisierung und Fachkräfte. V.l.n.r.: Prof. Dr. Rolf Parr (Universität Duisburg-Essen), Oliver Bientzle (Auswärtiges Amt), Prof. Dr. Gerhard Lauer (Universität Mainz), Dr. Muriel Helbig (Vizepräsidentin DAAD) und Kate Maleike, Moderation

Auf die Bedeutung der GIP und ihre 30-jährige Geschichte machte DAAD-Vizepräsidentin Dr. Muriel Helbig in ihrer Begrüßungsansprache aufmerksam: „Gegründet wurde das Programm kurz nach dem Ende des Kalten Kriegs mit dem Gedanken, engere Verbindungen zu schaffen zwischen der Germanistik in Deutschland und den vielen traditionsreichen Germanistiken in den Ländern Mittel- und Südosteuropas wie den Nachfolgestaaten der Sowjetunion“, sagte sie. „Bereits in den ersten drei Jahren entstanden so mehr als 50 Partnerschaften, von denen viele bis ins neue Jahrtausend hinein Bestand hatten.“ Um den wissenschaftlichen Nachwuchs noch gezielter zu unterstützen, wurde 2006 das Vladimir-Admoni-Programm (VAP) zur Förderung von Doktorandenschulen eingerichtet. Eine umfassende Evaluation der Programme im Jahr 2019 hat gezeigt: GIP und VAP – letzteres wurde 2021 als Förderlinie in die GIP integriert – haben sich als effiziente und nachhaltige Instrumente zur Förderung der deutschen Sprache im Ausland bewährt.

Chance zur persönlichen Weiterentwicklung

Bis heute gelten die Germanistischen Institutspartnerschaften weltweit, wie sie seit 2021 heißen, als Kernelement der DAAD-Germanistikförderung – und Katalysator zahlreicher Karrieren. Positiven Einfluss nahm das Programm beispielsweise auf die Laufbahn von Dr. Marina Fadeeva, die über das Programm als Masterstudierende und Promovierende einen Auslandsaufenthalt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz absolvierte: „Noch heute ist mein berufliches Leben sehr eng mit Germanistik und Translation verbunden“, sagt sie. „Dem Programm bin ich für diese persönlichen Erfolge sehr dankbar.“

Auch Daniel Pottmann nutzte die GIP als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung: Im Rahmen einer Partnerschaft der Ruhr-Universität Bochum und der Staatlichen Pädagogischen Universität der Mongolei war er im Jahr 2016 für vier Wochen Tutor für Deutsch als Fremdsprache in Ulan Bator. „Dieser Aufenthalt hatte großen Einfluss auf mein weiteres berufliches Leben“, sagt er. „Nur durch das Tutorium habe ich von den DAAD-Lektoraten erfahren.“ 2017 kehrte er als DAAD-Lektor an die Pädagogische Universität der Mongolei zurück und betreute fünf Jahre lang die GIP gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen. Aktuell ist er am Studienkolleg Bochum als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache tätig. „Ich wünsche mir, dass durch das Austauschprogramm noch sehr viele Menschen diese ganz spezielle Art von Chancen erhalten, wie ich sie hatte“, so Daniel Pottmann. 
 

Christina Pfänder (13. Oktober 2023)
 

 

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