Polen: Bildung und Wissenschaft

Die wichtigsten regionalen Informationen zum Bildungssystem und umfassende Daten zu Hochschulen, Studium, Forschung, Lehre, Internationalisierung und Bildungskooperationen haben wir in der folgenden Übersicht für Sie zusammengefasst.
Inhalt
- Rahmenbedingungen
- Hochschul- und Wissenschaftssystem
- Internationalisierung und Bildungskooperationen
- DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi)
- Highlights der DAAD-Förderung
- Publikationen
- Weitere Informationen
Rahmenbedingungen
Polen verfügt im Jahr 2024 über 354 Hochschulen und rund 1,2 Millionen Studierende, was es zum größten Hochschul- und Wissenschaftsraum in Mittelosteuropa macht. Traditionell waren Lehre und Forschung getrennt, was nach 1989 nur langsam aufgelöst wurde.
Im Jahr 2018 führte die PiS-Regierung eine umfassende Hochschulreform ein, um die Wettbewerbsfähigkeit und Internationalisierung der Hochschulen zu fördern. Ein zentrales Element war ein Exzellenzwettbewerb, bei dem zehn Universitäten bis 2030 zusätzliche Mittel zur Stärkung ihrer Forschung erhalten sollen.
Die Hochschulreform wurde jedoch durch politische Eingriffe in Forschungs- und Lehrinhalte konterkariert. Die Regierung verfolgte den Aufbau neuer, staatlich subventionierter Strukturen, wie die "Kopernikanische Akademie der Wissenschaften" und die "Kopernikus-Hochschule", was auf Kritik der Polnischen Hochschulrektorenkonferenz, des Nationalen Wissenschaftsrats und der PAN (Polnische Akademie der Wissenschaften) stieß.
Im Vorfeld der Parlamentswahlen 2023 war die polnische Hochschulpolitik widersprüchlich: Während die Universitäten auf Internationalisierung setzten, verstärkte die Regierung die Re-Nationalisierung von Wissenschaft und Bildung. Mit der neuen Regierung unter Tusk wurde eine erneute Trennung von Bildungs- und Wissenschaftsministerien umgesetzt.
Die im Jahr 2018 eingeführte Reform wurde vorerst nicht angetastet, jedoch stehen die neu gegründeten Einrichtungen der PiS-Regierung im Fokus der neuen Regierung, da sie in Konkurrenz zu bestehenden Strukturen stehen. Diese Entwicklungen zeigen die Spannungen zwischen Fortschritt in der Internationalisierung und politischen Eingriffen in die polnische Hochschulpolitik.
Hochschul- und Wissenschaftssystem
In Polen ist die Hochschullandschaft überwiegend privat organisiert, etwa ein Drittel der Hochschulen ist öffentlich.
Die zentralen akademischen Institutionen umfassen:
- Staatliche Volluniversitäten (28 % der Gesamtstudierenden)
- Technische Universitäten (17 % der Studierenden)
- Medizinische Universitäten (5 % der Studierenden)
- Landwirtschaftliche Universitäten (4 % der Studierenden)
- Wirtschaftsuniversitäten (36 % der Studierenden)
Entsprechend dem Bologna-System gliedert sich das Studienangebot in Polen in drei Zyklen:
- Bachelor: Dauer von 3 bis 3,5 Jahren, polnisch "licencjat" oder "inżynier" an technischen Hochschulen
- Master: Dauer von 1,5 bis 2,5 Jahren, polnisch "magister"
- Ausnahmen Rechtswissenschaften und Medizin: Das Medizinstudium ist 6-jähriges Programm, das mit dem Titel "Arzt", polnisch "lekarz", endet.
- Postgraduierte: Akademische Titel Dr. (polnisch "doktor") und Dr. habil. (polnisch "doktor habilitowany")
Internationalisierung und Bildungskooperationen
Die Unterfinanzierung der Wissenschaft in Polen führte zur Abwanderung vieler Nachwuchsforschender ins Ausland. Der Mangel an Zugezogenen aus dem Ausland ließ die Attraktivität und Innovationsfähigkeit der polnischen Wissenschaft stagnieren. Verschiedene Initiativen unterstreichen Polens Bestrebungen, die Wettbewerbsfähigkeit und Internationalisierung des Bildungssektors zu steigern.
- Die erste Marketingkampagne "Study in Poland" startete 2005, gefolgt von "Ready Study Go Poland" 2012, was die Anzahl ausländischer Studierender signifikant steigerte – von etwa 10.092 (2005/2006) auf 104.000 (2022/2023). Die Ukraine und Belarus dominieren unter den internationalen Studierenden mit über 50 %. Deutsche Studierende sind im Vergleich weniger vertreten.
- Im Ausland studieren 27.350 Polinnen und Polen. Deutschland bleibt neben dem Vereinigten Königreich ein wichtiges Ziel für polnische Studierende, obwohl Polen seit 2019 nicht mehr zu den Top-20-Herkunftsländern in Deutschland zählt.
Hochschulkooperationen
Die NAWA (Nationale Agentur für den akademischen Austausch) hat Ende 2023 das Programm "Support for European Universities" aufgelegt. Das Programm unterstützt Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen in Polen, die Teil der Europäischen Hochschulallianzen sind oder die eine Partnerschaft mit europäischen Universitäten planen. Aktuell sind 20 Hochschulen aus Polen und Deutschland in gemeinsamen EUN beteiligt.
Zudem wurde die NAWA beauftragt, eine "Nationale Strategie zur Internationalisierung von Wissenschaft und Hochschulbildung" zu entwickeln. Anfang 2024 wurde eine Expertenkommission zur Beratung der NAWA mit 3 thematischen Arbeitsgruppen gebildet:
- Mobilität von Studierenden und Bildungs-Internationalisierung
- Wissenschaftsmobilität und Internationalisierung
- Wissenschaftsdiplomatie
Diese Strategie soll Ende 2025 veröffentlicht werden und zielt darauf ab, Polens Wissenschaft international wettbewerbsfähiger zu machen.
Das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) unterstützt deutsche Hochschulen bei der Anbahnung, Durchführung und Intensivierung ihrer internationalen Aktivitäten:
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Publikationen zum Thema Bildung und Wissenschaft finden Sie hier:
Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Bildung und Wissenschaft in Polen: