Vereinigte Arabische Emirate: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

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Hochschulen und Bildungssystem 
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Hochschulen und Bildungssystem

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) waren das erste Land der Golf-Region, das bereits in den 1990er Jahren begonnen hat, massiv in den Ausbau des Hochschulwesens zu investieren und den Bildungsmarkt für ausländische Anbieter zu öffnen. Dabei orientierte man sich stark am angloameri-kanischen Hochschulsystem und rekrutierte sowohl Hochschuladministratorinnen und – administra-toren und -lehrende, als auch Fachkräfte aus dem Ausland für die zuständigen Ministerien sowie Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Dies führt bis heute zu einer anhaltenden und starken Pfadabhängigkeit des gesamten Bildungssystems. Ein Beispiel für diese Pfadabhängigkeit ist das heutige K-12 Schulsystem nach US-amerikanischem Vorbild (Kindergarten bis 12. Schuljahr/ Hoch-schulreife).

Einhergehend mit dem Ausbau des Hochschulwesens verfolgen die VAE eine ausgeprägte Interna-tionalisierungsstrategie des Hochschulsektors, die durch die Gründungen zahlreicher Standorte in-ternational renommierter Hochschulen in den VAE, wie die New York University oder Sorbonne Uni-versity, ihren Ausdruck findet. So wurden die VAE durch die Ansiedelung internationaler Hochschul-standorte und zahlreichen Neugründungen lokaler Hochschulen zu einem weltweit bedeutenden Standort für transnationale Hochschulbildung, wobei  insbesondere der Ordnungsrahmen für Studie-rendenmobilität, Offenheit gegenüber transnationaler Hochschulprojekte und Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse als günstige Faktoren für transnationale Hochschulbildung hervor-gehoben werden können.  

Bei der großen Mehrheit der Hochschulen (es gibt nur drei staatlich-föderale Hochschulen) in den VAE handelt es sich um private und Profit-orientierte Einrichtungen , wobei 70 Prozent in den beiden Emiraten Dubai und Abu Dhabi angesiedelt sind, vornehmlich in den dortigen Freihandelszonen.  Diese Freihandelszonen bieten für Hochschulen nicht nur Steuervorteile, sondern auch vereinfachte Lizensierungsverfahren für Niederlassungen einer ausländischen Hochschule mit Akkreditierung im Heimatland, was in der Regel als Voraussetzung für eine Standortgründung in den Freihandelszo-nen gilt. Zudem wird als Qualitätskriterium für die Gründung ausländischer Hochschulstandorte vo-rausgesetzt, dass institutionelle Regularien, Lehre und Lernbedingungen sowie Ressourceneinsatz vergleichbar mit den Bedingungen im Heimatland sind. Die Zahl der lizensierten tertiären Institutionen, die bei der Commission for Academic Accreditation (CAA) gelistet werden, liegt bei 78 Institutionen. Zudem werden etwa 987 akkreditierte Studienprogramme, inklusive der Diploma Programme , aufgeführt, wodurch die VAE mittlerweile über ein breites Fächer- und Studienangebot sowie eine Vielzahl an Hochschulen verfügen.

Angeboten werden neben zahlreichen Higher Diploma Studien-gängen auch 455 Bachelorstudiengänge, 317 Masterstudiengänge sowie 51 PhD Programme.  Letz-tere Zahl ist besonders bemerkenswert, da erst im Mai 2015 die Öffentlichkeit den ersten emirati-schen PhD-Absolventen feierte und seither die Anzahl der PhD Programme rasant gewachsen ist. Die CAA ist grundsätzlich für die Lizensierung bzw. Qualitätskontrolle von Hochschulen zuständig und ist Teil des Bildungsministeriums. Ausnahmen gibt es in den Freihandelszonen, wie der Dubai International Academic City (DIAC) oder Dubai Knowledge Village, die individuelle Regelungen auf-weisen können. In Dubai ist zudem die Knowledge and Human Development Authority (KHDA) und der Abu Dhabi Education Council (ADEC) in Abu Dhabi für die Lizensierung bzw. Qualitätssicherung privater Hochschulen zuständig. Grundsätzlich stellt die CAA eine erstmalige institutionelle Lizensie-rung für bis zu sieben Jahre aus, wobei sie nach Ablauf alle dreieinhalb oder sieben Jahre erneuert werden muss . Nicht-staatliche Hochschulen müssen ihre Studienprogramme auch individuell ak-kreditieren lassen. Allgemein lässt sich aber – mit einigen Ausnahmen –immer noch ein eher durch-wachsenes Niveau an den Hochschulen feststellen, vergleichbar etwa mit Community Colleges in den USA. Ähnlich verhält es sich mit den Schulabgängerinnen und -abgängern, die häufig mangeln-de Kenntnisse in den Fächern Englisch, Arabisch, Mathematik oder IT (bei den PISA Erhebungen 2019 belegten die VAE Rang 41 in Mathematik, 43 in den Naturwissenschaften und Rang 33 in Le-sen)  aufweisen. Der Abschluss einer britischen oder US-amerikanischen High School erlaubt aber einen direkten Hochschuleinstieg. Das Hochschulpersonal kommt überwiegend aus dem Ausland, insbesondere aus Großbritannien, den USA, sowie Südasien, Europa und anderen arabischen Ländern.

Bei einem Vergleich der Hochschulen können mindestens die folgenden fünf Kategorien unterschieden werden :

1. Föderale Hochschulen, die durch das MoHESR  finanziert werden wie die United Arab Emirates University (gegr. 1976) und Zayed University (gegr. 1998);

2. Von staatstragenden Akteuren finanzierte Hochschulen ohne ausländische Partnerhoch-schule wie die University of Sharjah (gegr. 1997), American University of Sharjah (gegr. 1997, mit US-Akkreditierung), Abu Dhabi University (gegr. 2003) und nicht zuletzt die Dubai School of Government (gegr. 2005, kooperiert u.a. mit Kennedy School of Government, Harvard);

3. Nichtstaatliche Hochschulen in nationaler Trägerschaft wie die Dubai University (gegr. 2004) und die British University in Dubai (gegr. 2004).

4. Von staatstragenden Akteuren finanzierte ausländische Hochschulen mit weitgehender Lehrautonomie wie die New York University Abu Dhabi (gegr. 2010, finanziert von dem Staats-fonds Mubadala) und die Sorbonne Abu Dhabi (gegr. 2006, ebenfalls finanziert durch Mubadala);

5. Nichtstaatliche, kommerzielle Hochschulen in ausländischer Trägerschaft wie die Wollon-gong University Dubai (gegr. 1993), Middlesex University Dubai (gegr. 2005), American University Dubai (gegr.1995).

Studiengebühren fallen für emiratische Studierende an den staatlichen Universitäten nicht an bzw. werden rückerstattet. Das Gros der Hochschulen in den VAE gibt einen Betrag von 10.000 bis 15.000 Euro pro Jahr an (Bachelor-Programme), wobei oft über Leistungsstipendien eine Reduzie-rung der Gebührenhöhe erfolgen kann. Master-Programme kosten zwischen 20.000 und 50.000 Eu-ro. Das Bildungsministerium wendete 2018 insgesamt 51,4 Billionen AED Dirham (ca. 11,8 Billionen EUR) für Bildungsausgaben auf, wovon der Hochschulbereich mit 20 Prozent etwa 10 Billionen AED Dirham (ca. 2,3 Billionen EUR) den weitaus größten Anteil am Gesamtbudget ausmacht.

Vor dem Hintergrund einer sehr diversifizierten internationalen Hochschullandschaft sind die VAE, insbesondere Dubai, auch für ausländische Studierende ein sehr attraktiver Standort. Hier vor allem für Studierende aus anderen arabischen Staaten mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit und hohen Anzahl an Schulabgängerinnen und -abgängern sowie Studienberechtigten (z.B. Ägypten, Jordani-en, Oman). Ein attraktiver Studienstandort sind die VAE auch für Studierende aus Indien, dies vor allem aufgrund der hohen Zahl der im Land arbeitenden Gastarbeiter (Inbound). Für emiratische Studierende, die Studienmöglichkeiten im Ausland suchen (Outbound), sind Großbritannien (Platz 1) sowie die USA (Platz 2) die häufigsten Zielländer, gefolgt von Indien, Australien und Malaysia. Deutschland rangiert auf Platz 6.  

Die idée directrice einer international konkurrenzfähigen Wissensgesellschaft wurde 2012 weiterent-wickelt und in die Strategie „UAE Vision 2021“ integriert. Die VAE postulieren in ihrem Strategiepa-pier Innovation, Forschung und Entwicklung als zentrale Entwicklungsziele zur Diversifizierung der Wirtschaft, und sehen vor bis 2021 1,5 Prozent des BIP in diesen Bereichen zu investieren (2012: 0.5 Prozent). 2017 wurden erste Eckpunkte der National Strategy for Higher Education 2030 ange-kündigt, die insbesondere auf eine zunehmende Qualitätsentwicklung (Entwicklung eines National Quality Frameworks und transparenteres Indikatoren-gestütztes Monitoring) abzielt sowie auf höhere Einschulungsraten, steigende Anzahl an PhD-Absolventinnen und -Absolventen und Verbesserung der Lehr- und Lernmethoden zur Persönlichkeitsentwicklung.  

Trotz einer steigenden Zahl an PhD-Absolventinnen und -Absolventen und einer zunehmenden Zahl an Hochschulen, die internationalen Standards entsprechen, steht eine kohärente, alle Emirate um-fassende Forschungs- und Entwicklungspolitik noch immer am Anfang. Zwar wurde 2008 die Natio-nal Research Foundation gegründet sowie die überregionale Arab Science and Technology Founda-tion (ASTF) mit Sitz im Emirat Sharjah, die seit dem Jahr 2000 als internationale NRO operiert, je-doch werden zumeist bedeutende Forschungskapazitäten über die Förderagenturen der Führungs-eliten (und damit nicht über den föderalen Haushalt) finanziert. Hier wäre u.a. die Zukunftsinitiative MASDAR zu erwähnen, die über die Investitionsgesellschaft Mubadala mit 16 Mrd. US-Dollar aus-gestattet wurde und deren Institute for Science and Technology (Masdar Institute) sich der Erfor-schung von Zukunftsthemen wie alternative Energien, Nachhaltigkeitsthemen und Umweltwissen-schaften widmet. Dieses Institut ging 2017 in die Khalifa University im neu-gegründeten Masdar City Campus in Abu Dhabi auf und kooperiert mit dem Massachusetts Institute of Technology.   Weitere wichtige Forschungsinstitutionen sind darüber hinaus: das Emirates Institution for Advanced Science and Technology (EIAST), das im Bereich Satellitentechnologie tätig ist, das Petroleum Institute (PI) im Bereich Petrochemie sowie das Emirates Center for Strategic Studies and Research.
Grundsätzlich kennzeichnet den Hochschulsektor in den VAE eine große Dynamik und schnelle Veränderungen, deren Verläufe insbesondere durch globale, ökonomische Entwicklungen, wie dem Ölpreis, beeinflusst werden. Zudem ist die offizielle Daten- und Quellenlage (bspw. Anzahl der Stu-dierenden, 2017: 191.794)  teilweise lückenhaft oder qualitativ mangelhaft, so dass genaue Analy-sen des Hochschulsektors nur eingeschränkt möglich sind.

 

Studiensystem

Das Hochschulsystem orientiert sich stark am anglo-amerikanischen System. Hochschulen bieten die akademischen Abschlüsse Higher Diploma, Bachelor und Master sowie seit einigen Jahren vereinzelt auch PhD an.