„Afrikanische Frauen spielen eine führende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels“
Eines der Hauptanliegen des DAAD ist es, Projekte so aufzusetzen, dass sie auch nach Beendigung der Programme wirksam bleiben. Ein solches Beispiel ist die climapAfrica Women's Group, die im Juni 2023 aus dem gleichnamigen DAAD-Programm hervorging, das zum Ende desselben Jahres auslief. Inzwischen hat sich die Gruppe unter dem Namen African Women in Climate Research and Action (AWCRA) neu organisiert.
Am 3. und 4. Juni 2025 trafen sich über 40 Forscherinnen, Praktikerinnen und Studentinnen aus ganz Afrika an der Babcock University in der Nähe der nigerianischen Metropole Lagos zu einem Workshop mit dem Titel „From Vulnerability to Resilience: Empowering Women to Address Climate Change through the Sustainable Development Goals“. Weitere 70 Forscherinnen aus Ländern wie Kamerun, Sambia, Südafrika und Deutschland nahmen virtuell an der Veranstaltung teil. Die Veranstaltung wurde organisatorisch und finanziell von AWCRA und dem DAAD unterstützt.
Sie bot den Teilnehmerinnen eine Plattform, um Wissen auszutauschen, Kooperationen anzubahnen und praktische Lösungen für die Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung zu entwickeln. Ein zentrales Thema des Workshops war die Erkenntnis, dass Frauen, die häufig am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, eine führende Rolle in der Forschung, der Interessenvertretung und bei Gemeinschaftsinitiativen übernehmen müssen.
Dazu sprachen wir mit Dr. Omowumi Kayode (AWCRA-Koordinatorin), Dr. Jumoke Ogunrayi (AWCRA-Vizekoordinatorin) und Dr. Murielle Fantodji, einer Pflanzenwissenschaftlerin aus Benin, die an der Veranstaltung teilnahm.
Frau Dr. Ogunrayi, als wir das letzte Mal im Juni 2023 miteinander sprachen, hatte sich die climapAfrica Women's Group gerade gegründet. Sie erwähnten damals, dass Sie hofften, die Gruppe würde expandieren und sich stärker im Bereich Mentoring engagieren. Hat sich diese Vision bewahrheitet?
Jumoke Ogunrayi: Ja, absolut. Die Gruppe hatte auch nach dem Ende des DAAD-Programms climapAfrica noch Bestand. Dann kam der Moment, an dem uns bewusst wurde: Vielleicht sind wir mit unserem Fokus etwas zu restriktiv. Denn ursprünglich war die Gruppe ja lediglich auf Postdoktorandinnen ausgerichtet. Wir wollten sie um Studierende und Frauen aus anderen beruflichen Kontexten erweitern. Am Ende stand eine Neukonzeption der Gruppe – und ein neuer Name: African Women in Climate Research and Action – AWCRA. Seitdem haben wir den DAAD-Alumni-Workshop organisiert, der über 40 Frauen aus ganz Afrika zusammenbrachte. Außerdem haben wir einen klareren Führungsrahmen entwickelt und Outreach-Programme für weiterführende Schulen gestartet.
Wie hat sich das Netzwerk seitdem entwickelt?
Jumoke Ogunrayi: Im Jahr 2023 hatte die Gruppe etwa 40 Mitglieder, bei einigen ließ mit der Zeit das Engagement nach, da sie sich beruflich weiterentwickelten. Die Umbenennung und Neukonzeption haben uns neuen Schwung gegeben. Wir sind jetzt breiter aufgestellt – beim letzten Workshop waren 42 Frauen vor Ort, 70 nahmen virtuell teil. Das Netzwerk wächst wieder, und unsere Sichtbarkeit hat sich erhöht, insbesondere auf Plattformen wie LinkedIn.
Wie arbeiten Sie aktuell mit dem DAAD zusammen? Das ist ja spannend, weil es zeigt, wie ein Programm auch nach dem Ende der Förderung Wirkung entfalten kann.
Jumoke Ogunrayi: Der DAAD hat uns wirklich sehr geholfen. Nachdem die climapAfrica-Förderung ausgelaufen war, gab es den expliziten Wunsch, die Gruppe weiterzuführen. Der DAAD hat uns ermutigt, eine Finanzierung für den Workshop zu beantragen, und uns während des gesamten Prozesses begleitet.
Frau Dr. Kayode, warum ist die Beteiligung von Frauen an der Klimaforschung und -politik so wichtig für die Bekämpfung von Armut, Umweltzerstörung und die SDGs?
Omowumi Kayode: Frauen sind oft an vorderster Front von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, insbesondere in Afrika, wo viele von ihnen in der Landwirtschaft und im Ressourcenmanagement tätig sind. Dennoch sind sie in der Forschung und in Entscheidungsprozessen unterrepräsentiert. Unsere Aufgabe ist es, den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zu fördern. Im Rahmen des Workshops haben wir intensiv darüber diskutiert, wie wir unsere Forschung zur Lösung von Problemen in der realen Welt einsetzen können, insbesondere im Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Wir konzentrieren uns auch auf den Bildungsbereich, angefangen bei den Schulen. So haben wir beispielsweise in Sekundarschulen Klimaschutzclubs gegründet und Mädchen dazu animiert, eine Führungsrolle zu übernehmen. Die SDGs, mit besonderem Schwerpunkt auf SDG 13 (Klimaschutz), werden an nigerianischen Universitäten nach und nach durch Forschungsdirektionen und die Integration in den Lehrplan institutionalisiert. Das ist eine wichtige Plattform für uns.
Vor welchen Herausforderungen stehen Frauen nach wie vor?
Omowumi Kayode: Es ist herausfordernd, Arbeit, Familie und Forschung zu vereinbaren. Klimaforschung erfordert Außeneinsätze weit außerhalb der gewohnten Strukturen im sonstigen Alltag. Die gute Nachricht ist: Es ist zu bewältigen. Diejenigen von uns, die es in der Ausbildung bis zur Postdoc-Ebene geschafft haben, können ihr Wissen an jüngere Frauen weitergeben und ihnen Wege aufzeigen, eine wissenschaftliche Karriere auch unter erschwerten Bedingungen einzuschlagen. Ein Höhepunkt für mich war der Vortrag von Professorin Mary Idowu von der Fakultät für Agrarwissenschaften der Obafemi Awolowo Universität. Sie präsentierte ihre Forschung zu dürreresistentem Saatgut: ein greifbares Beispiel für von Frauen geführte Innovationen. Diese Art von Mentorschaft ist von unschätzbarem Wert.
Frau Dr. Fantodji, was waren für Sie als Teilnehmerin die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Workshop?
Murielle Fantodji: Ich bin Pflanzenwissenschaftlerin und der Workshop war enorm inspirierend für mich. Wir diskutierten neue Rahmenbedingungen, die auf Klimagerechtigkeit und Geschlechtergleichheit beruhen, und setzten uns für die Mitsprache von Frauen in Entscheidungsprozessen und die Schaffung von Sicherheitsnetzen für Frauen in gefährdeten Regionen ein. Besonders inspirierend fand ich den Ansatz, mögliche Lösungsstrategien an den SDG auszurichten. Dadurch stellt man sicher, dass die Projekte zu messbaren globalen Zielen beitragen. Wir haben auch untersucht, wie Frauen sich gegenseitig bei nachhaltiger und klimaresistenter Landwirtschaft und der Diversifizierung ihrer Lebensgrundlagen unterstützen können.
Das Thema des Workshops lautete „Von der Verwundbarkeit zur Resilienz“. Wie fördern Frauen die Resilienz in der Klimaforschung?
Jumoke Ogunrayi: Resilienz bedeutet die Fähigkeit, sich anzupassen und wieder auf die Beine zu kommen. Wir betonten die geschlechtsspezifische Klimaresilienz, die es Frauen ermöglicht, nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen, sondern daran zu wachsen, zu führen und innovativ zu sein. Uns war es wichtig, den Stimmen und Perspektiven von Frauen zu den Herausforderungen des Klimawandels ein Forum zu geben.
Wie geht es weiter?
Omowumi Kayode: Wir haben uns einiges vorgenommen. Wir sind dabei, unser Netzwerk zu erweitern und aktiv nach Partnerschaften zu suchen. Die Resonanz ist überwältigend positiv – Universitäten, Regierungsbehörden und Organisationen wie das West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL) haben uns ihre Unterstützung zugesagt. Wir wollen auf breiter Ebene zusammenarbeiten, um die klimatischen Herausforderungen Afrikas zu bewältigen. Natürlich stehen wir vor Herausforderungen – die Vereinbarkeit von AWCRA-Engagement und Vollzeitbeschäftigung, Probleme mit der Netzwerkanbindung und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Finanzierung –, aber wir sind optimistisch. Die Unterstützung und das Engagement unserer Mitglieder machen mich zuversichtlich, dass wir weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Klimaforschung leisten können.
Interview: Klaus Lüber ( 26.Juni 2025)