Türen auf – zur digitalen Hochschulzukunft

EULiST Symposium on Climate Resilience and Climate Neutrality an der Leibniz Universität Hannover im Dezember 2024.

Die Leibniz Universität Hannover ist Teil der neuen Europäischen Hochschule EULiST und treibt innerhalb dieser die Digitalisierung der grenzüberschreitenden Vernetzung entscheidend voran.

Es soll sich so anfühlen, als würde man in Hannover mal eben zur Lehrveranstaltung nebenan oder vom Studierendencafé zum Seminarraum um die Ecke gehen – auch wenn der sich theoretisch in Finnland oder Frankreich befindet. Und ganz gleich, ob Studienleistungen auf analogen oder digitalen Wegen erbracht wurden, an der Leibniz Universität Hannover oder an einer der neun weiteren Hochschulen der Europäischen Hochschulallianz EULiST – für alles schreibt das Prüfungsamt reibungslos die entsprechenden Credits gut. „An der Leibniz Universität Hannover haben wir technisch im Bereich der Digitalen Lehre und im hochschulübergreifenden digitalen Austausch von Bildungsmaterialien schon viel realisiert“, sagt Cornelis Kater, der an der Zentralen Einrichtung für Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre (ZQS) der Leibniz Universität die Abteilung E-Learning Service leitet. „Jetzt wollen wir das gemeinsam mit unseren Partnern auf europäischer Ebene schaffen.“

Offene Türen zum europäischen Lehrangebot

Die Allianz EULiST – European Universities Linking Society and Technology will ihre Kooperation in Studium, Forschung und Verwaltung mit leistungsfähigen digitalen Plattformen und Infrastrukturen effizient ermöglichen. Ergänzend zum analogen Austausch wird insbesondere ein virtueller europäischer und interuniversitärer EULiST-Campus aufgebaut, mit einer Kultur der Vielfalt, Inklusion und Nachhaltigkeit.

Die Leibniz Universität hat ihre digitalen Türen zu den eigenen Lehrangeboten für alle Studierenden und Mitarbeitenden aus den EULiST-Hochschulen über Stud.IP technisch bereits geöffnet – dank viel Fleißarbeit und der gegenseitigen Unterstützung der Partnerhochschulen. Aber das ist längst nicht alles, woran aktuell gearbeitet wird. Die Lehrangebote aller Hochschulen der Allianz sollen zentral sichtbar werden, gemeinsame Curricula entstehen und Prozesse digital gebaut werden, die es den Studierenden leicht machen, sich auf dem virtuellen EULiST-Campus für das europäische Angebot – ob in Präsenz, hybrid oder digital – einzuschreiben. Es geht um nichts Geringeres, als die Studien-, Bewegungs- und Handlungsabläufe in der konkreten Welt einer jeden Allianz-Universität digital so zu spiegeln, dass sie in virtuelle Bewegungen innerhalb der gesamten Europäischen Hochschule übergehen können. „Das ist die Königsklasse, dass wir diese curriculare und strukturelle Vernetzung digital verwirklichen“, sagt Cornelis Kater.

Starker digitaler Austausch

Der Einstieg in die digitale internationale Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Verwaltung muss zwingend benutzerfreundlich sein: EULiST integriert 200.000 Studierende und 20.000 Mitarbeitende in vielfältigen europäischen Regionen. Dafür werden im engen Austausch der Partnerhochschulen nach und nach verschiedene Campus-Angebote verknüpft, zum Beispiel mit einem Digital Course Catalogue.

Die aktuell größte Herausforderung in Hannover ist die Umsetzung des digitalen Studierendenmanagements auf administrativer Ebene. Die dafür notwendige enge Zusammenarbeit wird mit dem Projekt EULiST CONNECT ermöglicht. Der DAAD fördert es über das mit Mitteln des BMBF finanzierte nationale Begleitprogramm der Europäischen Hochschulnetzwerke (EUN). „Kern der Allianz sind  neue innovative Lernformate, wie zum Beispiel die rein digitale Teilnahme an Lehrangeboten, Blended-Intensivprogramme oder Lang- und Kurzzeitmobilitäten, die digital oder hybrid stattfinden, bis hin zu dualen und gemeinsamen Abschlüssen“, erklärt Stephen Sechrist, EULiST Local Coordinator und Projektverantwortlicher für EULiST CONNECT. „Aber wie setzen wir das alles bei uns im Rahmen des Niedersächsischen Hochschulgesetzes um? Was muss da vielleicht intern an der Hochschule angepasst werden? Solche Klärungen erfordern viel Vernetzung und Kommunikation.“

Darüber hinaus ist die Art und Weise, wie ein Campus gemanagt wird, in der Hochschullandschaft in Europa unterschiedlich. Für den Austausch unter Mitarbeitenden, sei es zu Arbeitsabläufen, Initiativen oder Ressourcen, entsteht zum Beispiel ein Academic Support Centre als virtuelle Plattform. „Auch die in Europa genutzten Verwaltungssoftwares sind divers und komplex, und wir müssen das erstmal verstehen und kennenlernen“, so Sechrist. Man identifiziere jetzt gemeinsam Schnittstellen und schaue sich europäische Standards an. „Hier zusammenzukommen, ist schon zwischen deutschen Hochschulen nicht einfach. Aber das Schöne ist, dass uns in EULiST ein klarer Wille und die Hilfsbereitschaft eint.“

Digitalisierung für zugewandte Internationalisierung

Die Einigkeit über den großen digitalen Schub, den es für die Allianz braucht, wächst aus dem Verständnis, dass weder Internationalisierung noch Nachhaltigkeit ohne den Digitalen Campus umfassend funktioniert. „Ich sehe eine riesige Synergie zwischen Digitalisierung und Internationalisierung“, so Professorin Regina Nogueira, Vizepräsidentin für Internationales und Nachhaltigkeit und Ansprechpartnerin für EULiST an der Leibniz Universität. „Für die Universitäten der EU ist diese Kopplung eine einzigartige Chance.“ Zugleich sei ein digitaler Campus auch ein nachhaltiger Campus. „Digitale Mobilität von Studierenden und Forschenden spart Tausende von Flügen.“

Für die digitale Campus-Welt hat man an der LUH gerade ein Begrüßungs-Widget gebaut. „Ein bisschen kann man sich das wie ein digitales herzliches Willkommen an der fremden Uni vorstellen“, sagt Cornelis Kater. „Wenn ich dort auf den Campus komme und mich niemand abholt und mir nicht erklärt, was die Basics sind, bin ich verloren. Dem setzen wir unsere digitale Begrüßung entgegen und möchten als Nächstes unsere Partnerhochschulen in EULiST davon überzeugen.“ Auch so wächst das Gemeinschaftsgefühl – digital und über Ländergrenzen hinweg, für eine neue Europäische Universität.

Bettina Mittelstraß (10. Dezember 2024)

 

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