Polen: Großes Interesse an der Internationalisierung

Die Deutsche Botschaft in Warschau war eine der zahlreichen Stationen der Hochschulpolitischen Informationsreise nach Polen.

Mit Stationen in Breslau, Krakau und Warschau hat die Hochschulpolitische Informationsreise der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) deutschen Universitätsleitungen wertvolle Einblicke in die polnische Hochschullandschaft gegeben.

Professor Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, schätzt das Format der Hochschulpolitischen Informationsreise: „Es gelingt auf diesen Reisen immer wieder, neue Kontakte zu knüpfen, und, was genauso wichtig ist, bestehende Verbindungen aufzufrischen.“ Nachdem Hebel zuletzt an der Hochschulpolitischen Informationsreise nach Mexiko im September 2022 teilgenommen hatte, führte die jüngste von der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) organisierte Fahrt nach Polen, ein Land, mit dem die Universität Regensburg schon in Zeiten des Kalten Krieges Kooperationen aufbauen konnte – und mit dem sie als Koordinatorin des Bayerischen Hochschulzentrums für Mittel-, Ost- und Südosteuropa BAYHOST bestens vernetzt ist. „Solche Beziehungen funktionieren aber nur, wenn sie durch persönliche Begegnungen immer wieder aufs Neue vitalisiert werden“, macht Hebel deutlich. „Ich konnte während der Reise zum Beispiel auch die neu strukturierte Regensburger Fakultät für Informatik und Data Science den polnischen Gesprächspartnerinnen und -partnern vorstellen.“


Eindrücke von aktuellen Entwicklungen

Vor allem aber bot das Programm der Reise den teilnehmenden Hochschulleitungen aktuelle Eindrücke der polnischen Universitätslandschaft. In Breslau, Krakau und Warschau erhielten sie durch Vorträge, Präsentationen und zahlreiche Gespräche wertvolle Informationen. Zumal die Reise zu einem besonderen Zeitpunkt erfolgte: „An den polnischen Universitäten ist einiges in Bewegung“, hebt der mitgereiste DAAD-Generalsekretär Dr. Kai Sicks hervor. „Die im Rahmen der polnischen ‚Exzellenzinitiative‘ ausgewählten zehn Exzellenzuniversitäten sind dabei, ihr Forschungsprofil zu schärfen und auszubauen, polnische Forschung international sichtbarer zu machen und sich stärker international zu vernetzen.“

Dr. Martin Krispin, der als Leiter der DAAD-Außenstelle Warschau zusammen mit seinem Team und den Kolleginnen der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) das Programm der Reise zusammengestellt hatte, betont zudem, wie breit die Basis für den deutsch-polnischen Austausch ist: „Zwischen Polen und Deutschland bestehen knapp 1.400 Hochschulkooperationen. Die polnischen Hochschulen verstehen sich ausdrücklich als europäische Akteure und sind sehr interessiert an weiterer internationaler Vernetzung.“

Dies wurde gleich zu Beginn der Reise in Breslau besonders deutlich: So ist die Universität der Stadt unter anderem Mitglied der Europäischen Hochschulallianz Arqus, zu der auch die Universität Leipzig, aber ebenso Hochschulen aus Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Portugal und Spanien gehören. Zudem beheimatet die Universität Breslau das DAAD-geförderte Willy-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien. „Der Direktor des Willy-Brandt-Zentrums, Professor Krzysztof Ruchniewicz, hat der Delegation wichtige und differenzierte Einsichten in die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte vermittelt, die uns bei den unterschiedlichen Stationen immer wieder geholfen haben, Erfahrungen einzuordnen“, berichtet Kai Sicks.

Herzlichkeit und Offenheit

Susanne Kraus, Kanzlerin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), schildert, wie ergiebig die Reise für die Delegation aus Deutschland war: „Wir haben in Breslau, Krakau und Warschau sehr verschiedene Universitäten besucht und damit einen guten Einblick in das polnische Hochschulsystem erhalten. Hervorzuheben ist die besondere Herzlichkeit, mit der man die Delegation an allen Universitäten empfangen hat, sowie die Offenheit der polnischen Seite. Diese hat uns einen sehr guten Überblick über die jeweiligen Strukturen gegeben.“ Dabei wurden auch Aspekte der Universitätsverwaltung veranschaulicht: „Für uns Kanzlerinnen und Kanzler war besonders auffällig, dass sich diese Funktion in Polen nicht unbedingt mit der Funktion in Deutschland vergleichen lässt. In Polen hat der Rektor eine sehr starke Stellung, und Finanzthemen sind bei ihm verortet.“ Beeindruckt hat die Kanzlerin der JLU das große Engagement der polnischen Universitäten für Geflüchtete aus der Ukraine: „Das reicht hinein bis in private Aktivitäten, wie man uns in persönlichen Gesprächen berichtet hat.“

Historischer Ort: die Delegation an der Jagiellonen-Universität Krakau

Die Vielfalt der polnischen Universitätslandschaft zeigte sich auch in Krakau und Warschau. So wurde etwa die 1364 gegründete Jagiellonen-Universität Krakau, Polens älteste Universität, ebenso besucht wie die Krakauer Akademie für Bergbau und Hüttenwesen (AGH), die mit ihrem wissenschaftlich-technologischen Schwerpunkt ebenfalls zu den besten Hochschulen des Landes zählt. An der Universität Warschau, Polens größter Universität, betonte Rektor Professor Alojzy Z. Nowak die Vitalität des deutsch-polnischen akademischen Austauschs: „Viele unserer Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besuchen deutsche Universitäten. Ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit fortgesetzt wird und zu gemeinsamen Projekten führt.“

An der kleineren Warschauer Wirtschaftsuniversität SGH lernte die Delegation das seit Langem vom DAAD geförderte Deutsch-Polnische Wirtschaftsforum kennen. „Wir haben beeindruckt gesehen, wie intensiv die Hochschulleitung hier mit gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden zusammenarbeitet und wie diese ihre eigene Hochschule und nicht zuletzt das soziale Leben an dieser mitgestalten“, berichtet Kai Sicks von einer in Polen nicht selbstverständlichen Weise der studentischen Mitbestimmung.

Bei allen Unterschieden zwischen Polen und Deutschland lenkt DAAD-Außenstellenleiter Martin Krispin den Blick auf die weiter zunehmende Vernetzung der Hochschulen beider Länder – und nennt ein eindrückliches Beispiel: „Über die kontinentweiten Europäischen Hochschulallianzen werden keine zwei Länder so häufig miteinander verbunden wie Polen und Deutschland. Das spiegelt die starke Integration Polens in den europäischen Hochschul- und Forschungsraum – und es zeigt den europäischen Geist an Polens Universitäten, der sie zu wichtigen Partnern bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen macht.“

Johannes Göbel (27. April 2023)

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