Europäische Hochschulallianzen: Fähigkeiten vereint vermitteln

Europäischer Geist: An der Humboldt-Universität und weiteren Berliner Hochschulen werden Studierende auf die Arbeit an Zukunftsfragen vorbereitet.

Im Europäischen Jahr der Kompetenzen zeigt sich die Stärke der Europäischen Hochschulallianzen besonders deutlich: Sie vermitteln wertvolle Fähigkeiten auf zahlreichen Ebenen und durch intensive Vernetzung. Das veranschaulicht auch der Blick auf vier an den Allianzen beteiligte Berliner Hochschulen.

Fragt man nach notwendigen Kompetenzen in der heutigen Arbeitswelt, steht Teamfähigkeit hoch im Kurs. Erst recht angesichts komplexer Herausforderungen, für die unterschiedlichste Stärken einzelner Teammitglieder zusammengeführt werden müssen. Auch Organisationen und Institutionen können kaum für sich allein bestehen und suchen deshalb, möglichst international, nach Austausch und Vernetzung. Die Europäischen Hochschulallianzen knüpfen ihre Beziehungen kontinentweit und gehen dabei neue Wege. In Berlin bündeln sie ihre Stärken noch einmal auf besondere Weise: Vier Europäische Hochschulallianzen, an denen jeweils eine Berliner Hochschule beteiligt ist, suchen im Europäischen Jahr der Kompetenzen 2023 gezielt den Austausch untereinander, um die Förderung von Fähigkeiten gemeinsam voranzubringen.

Zum Europatag am 9. Mai haben die Allianzen mit Berliner Beteiligung zur Veranstaltung „Europa. Kompetenz. Berlin“ ins Europäische Haus der Hauptstadt geladen. Dort stellen sie sich gemeinsam den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern vor: CIVICA mit der Hertie School als deutscher Partnerhochschule, Circle U. mit der Humboldt-Universität, ENHANCE mit der Technischen Universität und Una Europa mit der Freien Universität. Akteurinnen und Akteure aus europäischer, nationaler und Berliner Politik kommen mit Managerinnen und Managern der Allianzen, mit ihren Forschenden und Studierenden ins Gespräch. „Wir wollen deutlich machen, was Berliner Hochschulen leisten, um Europa fit für die Zukunft zu machen“, sagt Paul Forberger, der an der Technischen Universität Berlin die Öffentlichkeitsarbeit für die Europäische Hochschulallianz ENHANCE koordiniert. „Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur gemeinsam über Ländergrenzen hinweg lösen. Das gilt auch für den Fachkräftemangel, den wir bei der Veranstaltung zum Europatag mit einer eigenen Diskussionsrunde thematisieren.“

Vier Allianzen mit vielfältigen Schwerpunkten
Ein Blick auf die vier Europäischen Hochschulallianzen mit Berliner Beteiligung zeigt, wie sie mit ihren jeweiligen Profilen zahlreiche Kompetenzen fördern. So konzentriert CIVICA die Expertise zehn führender Europäischer Hochschulen mit sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt, und ENHANCE vereint zehn forschungsstarke Technische Universitäten des Kontinents. Alle vier in Berlin vertretenen Europäischen Hochschulallianzen setzen Schwerpunkte, die für mehrere Fachbereiche relevant sind. So zählen etwa der Klimawandel, die Stärkung der Demokratie sowie globale Gesundheit zu den Kernthemen von Circle U.; während Una Europa unter anderem auf Nachhaltigkeit, die digitale Transformation und Europas Rolle in der Welt fokussiert. In den Allianzen mit Berliner Beteiligung kommen insgesamt 32 Hochschulen zusammen, über 1,2 Millionen Studierende, rund 250.000 Forschende und Mitarbeitende und über 100 assoziierte Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

„Bei aller Vielfalt zwischen den einzelnen Europäischen Hochschulallianzen gilt vor allem, dass sie für grenzüberschreitenden Austausch in Europa stehen“, sagt Anke Stahl, Leiterin des Bereichs „Grundsatzfragen Projekte, Internationalisierung und Forschung, Hochschulverbände“ im DAAD. „Dabei bündeln sie vielfältige Stärken. Wenn die Allianzen, wie in Berlin, den direkten Austausch miteinander suchen, können alle Beteiligten vom jeweiligen Erfahrungsschatz auf dem Weg zu einer neuen Form der Vernetzung europäischer Hochschulen profitieren.“

Zusätzliche Unterstützung durch das nationale Begleitprogramm
Gefördert werden die Allianzen von der Europäischen Kommission durch Erasmus+ und durch den DAAD mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Begleitprogramm „Europäische Hochschulnetzwerke (EUN) – nationale Initiative“, das die EU-Initiative „Europäische Hochschulen“ flankiert. „Wir sind in Deutschland in der glücklichen Lage, die Europäischen Hochschulallianzen mit dem Begleitprogramm noch einmal besonders stärken zu können“, hebt Anke Stahl hervor. Das Programm erhöht nicht zuletzt, wie durch die Förderung der Berliner Veranstaltung zum Europatag, die Strahlkraft der deutschen Beteiligung an den Allianzen. Auch die „Third Mission“ der Hochschulen wird durch das Begleitprogramm gezielt gestärkt.

„Wenn wir über die dritte Mission der Hochschulen sprechen, sind die Themen ‚Lebenslanges Lernen‘ und ‚Dialog mit der Gesellschaft‘ von wesentlicher Bedeutung“, so Anke Stahl. „Für beides müssen die Europäischen Hochschulallianzen in ihren Metropolen und Regionen deutliche Präsenz zeigen.“ So könne es auch gelingen, dass nicht nur Studierende, Lehrende und alle anderen Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeiter von der europäischen Vernetzung profitierten, sondern weite Teile der europäischen Bevölkerung.

Dafür entwickeln die Allianzen unter anderem neue Lehr- und Lernformen, mit denen die Hochschullehre internationaler und offener gestaltet werden soll. Zertifikate oder Microcredentials sind dabei eine Möglichkeit, individuelle Schwerpunkte zu setzen – teilweise auch für Menschen, die nicht an den Hochschulen eingeschrieben sind. „Wir entwickeln in ENHANCE zum Beispiel Microcredentials zu den Schwerpunkten ‚Climate Action‘ und ‚Data Literacy‘, um die Lernenden mit Kompetenzen in Fragen des Umweltschutzes und des digitalen Wandels auszustatten“, erläutert Paul Forberger.

Gemeinsam mit den Studierenden: Fähigkeiten in den Blick nehmen
Darüber hinaus sei es von besonderer Bedeutung, bei allen Weiterentwicklungen der Europäischen Hochschulallianzen die Studierenden einzubeziehen, so Forberger. „Für die Europäischen Hochschulallianzen ist es schließlich ein zentrales Ziel, den Studierenden flexible Mobilität und weitreichende Auslandserfahrungen zu ermöglichen.“ Zugleich gelte es, ihre Impulse zur Weiterentwicklung von Kompetenzen aufzunehmen. Forberger nennt als ein Beispiel auch das Nachhaltigkeitsbüro der Berliner Humboldt-Universität, mit dem sich Studierende für die Institutionalisierung von Engagement im Bereich Nachhaltigkeit einsetzen. „Solche Formate sollten wir auch auf europäischer Ebene stärken, um den Herausforderungen der Zukunft als Gesellschaften kompetent begegnen zu können.“

Johannes Göbel (9. Mai 2023)



 

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