Europäischer Zusammenhalt – auf der Erde und im All

Blick aus dem All

Im Wissenschaftsjahr „Unser Universum“ lenken die Europäischen Hochschulallianzen UNIVERSEH und ENLIGHT mit ihren deutschen Mitgliedsuniversitäten Düsseldorf und Göttingen den Blick in den Weltraum.

Wie kommen die Menschen dem Weltall näher? Als Weltraumtouristen? Das ist schon möglich, aber für die Allerwenigsten erschwinglich. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass nicht nur Astronautinnen und Astronauten ihr Verständnis des Alls erweitern, sondern auch große Teile der Bevölkerung. „Die Fragen, die wir mit Blick auf das Universum stellen, haben auch eine gesellschaftliche Dimension. Das gilt zum Beispiel beim Umweltschutz und der aus dem All besonders deutlichen Perspektive auf die Kostbarkeit unseres Planeten Erde“, sagt Daniel Hagemann, an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf Projektkoordinator für das Veranstaltungsformat „Space for Culture! Unser Universum in Kunst, Literatur und Philosophie“, das die HHU als Mitglied der Europäischen Hochschulallianz UNIVERSEH und im Rahmen des laufenden Wissenschaftsjahrs „Unser Universum“ durchführt.

Von philosophischen bis zu ökologischen Fragestellungen

Wissenschaftsjahr und Europäische Hochschulallianzen verbindet der Anspruch, Kräfte für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen zu bündeln. „Einen Blick von der Erde ins All … und wieder zurück“ verspricht das Wissenschaftsjahr und eröffnet einen Horizont, der von philosophischen über naturwissenschaftliche bis hin zu ökologischen Fragestellungen reicht. Zwei der aktuell im Rahmen von Erasmus+ geförderten Europäischen Hochschulallianzen mit deutscher Beteiligung haben einen besonderen Bezug zum Wissenschaftsjahr „Unser Universum“: die European Space University for Earth and Humanity, kurz UNIVERSEH, zu der die HHU in Düsseldorf gehört, sowie ENLIGHT (European university network to promote equitable quality of life, sustainability and global engagement through higher education transformation) mit der Georg-August-Universität Göttingen als deutschem Mitglied.

Die Europäische Union fördert diese „Europäischen Hochschulen“, um die Stärken und die Vielfalt europäischer Forschung und Lehre in neuen Strukturen zu bündeln. Durch das eng mit der EU-Initiative verzahnte nationale Begleitprogramm „Europäische Hochschulnetzwerke (EUN) – nationale Initiative“ fördert der DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gezielt deutsche Hochschulen innerhalb ihrer Europäischen Hochschulallianzen.

Den eigenen Planeten im Blick

„Wir werden im Wissenschaftsjahr den Fokus auf das Themenfeld ‚Blick auf den Planeten‘ legen“, sagt Professorin Hiltraud Casper-Hehne, Leiterin von ENLIGHT an der Universität Göttingen. Der nachhaltige Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen steht dabei im Vordergrund. Was kann die Forschung dazu beitragen, wie kann gerechte Verteilung organsiert werden und was bedeutet in diesem Zusammenhang Lebensqualität? Fragen, die nicht nur die Erde betreffen, wird doch schon längst wieder ein „Wettlauf zum Mond“ und seinen Ressourcen beobachtet – mit Visionen zum Leben auf dem Erdtrabanten.

Wie aber werden die Menschen für solche weitreichenden Pläne vorbereitet? Hiltraud Casper-Hehne sieht auch angesichts des aktuellen Wissenschaftsjahrs einen Schlüssel im breit gefächerten Angebot der Europäischen Hochschulallianzen: „ENLIGHT unterstützt Lernende durch zahlreiche zielgruppenspezifische Bildungs- und Trainingsangebote wie zum Beispiel Intensive Programmes, Summer Schools, Innovation Games. Wir wollen sie dazu befähigen, als global engagierte Fachkräfte und Bürgerinnen und Bürger die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen und zu bewältigen.“

Casper-Hehne hebt mit Blick auf den Schwerpunkt „Unser Universum“ die Beiträge aus den Hochschulen zu Klima- und Umweltschutz und ihre Innovationen im Bereich der Erneuerbaren Energien hervor. Zugleich sagt sie: „Die neun forschungsstarken und renommierten Volluniversitäten in ENLIGHT bieten über den ENLIGHT Course Catalogue ihren etwa 300.000 Lernenden viele hochwertige Lehrangebote, die sämtliche Themenfelder des Wissenschaftsjahrs 2023 adressieren.“

„Jenseits reiner Raketenwissenschaft“

Neben dem „Blick auf den Planeten“ fokussiert das Wissenschaftsjahr auf die Themenfelder „Faszination Weltall“, „Wissenschaftsraum Universum und Astronomie“ sowie „Mensch, Natur und Universum“; Letzteres behandelt das Selbstverständnis der Menschheit und ihre Rolle im Kosmos. „Wenn wir uns gemeinsam in den Weltraum hineindenken, reflektieren wir zugleich unser Zusammensein auf der Erde“, sagt Professor Stefan Marschall, Prorektor für Internationales und Wissenschaftskommunikation an der HHU und dort auch für UNIVERSEH verantwortlich. „Jenseits reiner Raketenwissenschaft geht es bei UNIVERSEH darum, den Blick zu weiten. Innerhalb von UNIVERSEH sind auch die Ingenieur und Naturwissenschaften stark vertreten, aber an der HHU möchten wir mit unserem geistes- und sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt in einen weit gefassten Dialog mit der Gesellschaft kommen.“

Einen Aspekt bei diesem Dialog bildet die Ansprache von Schülerinnen und Schülern, die aktuell an vier „Space Missions“ teilnehmen können. Die kreativen Möglichkeiten reichen dabei vom Programmieren eigener Computer-Spiele über das Zeichnen von Science-Fiction-Comics bis zum Schreiben von Kurzgeschichten mit Weltraum-Bezug, unterstützt von einer Jugendroman-Autorin. Freie Entfaltung der Gedanken ermöglicht auch eine „Science Night“ auf der Raketenstation Hombroich, bei der unter anderem die Frage behandelt wird, ob das legendäre „Beamen“ von einem Ort zum anderen aus „Star Trek“ eine wirklich wünschenswerte Innovation ist.

Apropos Mobilität: Jenseits kühner Gedankenexperimente arbeitet das Düsseldorfer UNIVERSEH-Team täglich an der noch stärkeren Vernetzung innerhalb der Europäischen Hochschulallianz. „Dazu gehört auch die Frage, wie wir die Strukturen für akademische Mobilität in Europa weiter verbessern können“, sagt UNIVERSEH-Projektkoordinatorin Nicole Dittrich. Ein weiterer Höhepunkt des Wissenschaftsjahrs an der HHU wird der „Space Day“ am 16. Juni sein, der ein vielschichtiges öffentliches Programm zur Faszination Weltraum bietet. Zudem kommen die europäischen Allianzpartner von UNIVERSEH zum Netzwerktreffen zusammen und stellen dem Publikum ihre Arbeit vor. Nicole Dittrich betont: „So stärken wir auf ganz unterschiedliche Weise einen gemeinsamen europäischen Geist, der beim länderübergreifenden Hochschulaustausch ebenso hilfreich ist wie bei gemeinsamen Erkundungen des Alls.“

Johannes Göbel (21. April 2023)

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