Beratungserfolge bei Bologna Hub Peer Support II: eine Zwischenbilanz

Gruppenbild der Expertinnen und Experten des Bologna Hub Peer Support II bei der vom DAAD organisierten Kick-off-Veranstaltung im Februar 2023 in Bonn

Zwei Hochschulvertreterinnen aus Slowenien und der Ukraine berichten von ihren Erfahrungen mit der Neuauflage des Bologna Hub Peer Support.

Das Zusammenwachsen des Europäischen Hochschulraums ist keine Selbstverständlichkeit. Es erfordert intensiven Austausch auf unterschiedlichen Ebenen und auch viel Detailarbeit. Um beides kümmern sich die Expertinnen und Experten des Beratungsprojekts Bologna Hub Peer Support, das die Nationale Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD koordiniert. Die internationalen Fachleute unterstützen die beteiligten Hochschulen beim Bologna-Prozess und beraten sie dabei unter anderem bei der Schaffung der dreistufigen Studienstruktur mit Bachelor, Master und Promotion, der grenzüberschreitenden Anerkennung von Studienleistungen und -abschlüssen sowie der Umsetzung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung auf der Grundlage gemeinsamer Standards und Leitlinien. Nach der erstmaligen Durchführung des Projekts in den Jahren 2020 bis 2022 läuft derzeit die Neuauflage Bologna Hub Peer Support II (2022–2024). Aus zahlreichen Bewerbungen wurden 33 Hochschulen aus 13 Ländern ausgewählt. Zwei Hochschulvertreterinnen berichten von ihren bisherigen Erfahrungen.

Dr. Polonca Pangrčič vom Alma Mater Europaea – European Center Maribor in Slowenien

Frau Dr. Pangrčič, warum nimmt das Alma Mater Europaea – European Center Maribor am Projekt Bologna Hub Peer Support II teil?

Wir sind eine junge europäische Institution, die sich aktuell zur Universität weiterentwickelt. In diesem Prozess ist es für uns wertvoll, zu sehen, wo wir gerade stehen. Im Rahmen des Bologna Hub Peer Support haben wir besonders von der europäischen Perspektive der beiden Expertinnen Dr. Irine Darchia und Dr. Eglantina Hysa profitiert. So haben wir auch Anregungen für die Weiterentwicklung unserer Curricula gewonnen. Die Expertinnen des Bologna Hub Peer Support haben dabei nicht nur die europaweite Vereinheitlichung von Studiengängen und Abschlüssen im Blick, sondern geben auch wichtige Impulse für innovative Ansätze, etwa bei der Digitalisierung der Lehre.

Wie verlief der erste Besuch der Expertinnen bei Ihnen?

Beide haben sich viel Zeit für Gespräche mit zahlreichen Ansprechpersonen unserer Institution genommen. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre: Wir haben konkrete Empfehlungen erhalten, und zugleich war der Austausch für uns nicht mit unmittelbarem Druck für bestmögliche Ergebnisse oder sofortige Lösungen verbunden. Beide Expertinnen waren sehr hilfsbereit. Als Ergebnis unseres persönlichen Austauschs haben sie Handlungsempfehlungen für uns schriftlich gebündelt. Davon konnten wir in den letzten Monaten bereits konkret in unserer Arbeit profitieren.

Gibt es eine Empfehlung, die Sie hervorheben möchten?

Eine besonders hilfreiche Empfehlung war die Durchführung einer Studie zu den Bedarfen des Arbeitsmarkts. Das Alma Mater Europaea – European Center Maribor bietet bereits Studiengänge zu Fächern wie Physiotherapie und Soziale Gerontologie, die den internationalen Mangel an Fachkräften adressieren. Diese Stärke unseres Studienangebots möchten wir weiter ausbauen. Dabei sind die Empfehlungen des Bologna Hub Peer Support eine wertvolle Unterstützung, auch mit Blick auf die dreistufige Studienstruktur mit Bachelor, Master und Promotion.
 

Dr. Anna Pavelieva von der Nationalen Technischen Juri Kondratjuk-Universität Poltawa in der Ukraine

Frau Dr. Pavelieva, Ihre Universität hat einen digitalen Beratungseinsatz im Rahmen des Bologna Hub Peer Support gewählt. Wie lief das ab?

Nicht nur der erste Beratungseinsatz war digital, wir standen im Vorfeld auch im engen Online-Austausch mit den Expertinnen Professorin Irma Grdzelidze und Dr. Hanne Smidt Södergård. Somit gingen beide Seiten sehr gut vorbereitet in das zweitägige Onlinemeeting. Dabei ging es nicht nur um eine fachliche Vorbereitung: Auch auf der persönlichen Ebene entstand Vertrautheit, was den weiteren Prozess natürlich begünstigt hat. Infolge der Coronapandemie ist der digitale Austausch für uns nahezu selbstverständlich geworden, zudem wollten wir die Expertinnen angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht unnötig gefährden.

Wie beeinflusst der Krieg Ihre aktuelle Situation? 

Die russischen Luftangriffe sind natürlich eine ständige Gefahr, aber wir wollen angesichts dieser Bedrohung erst recht auf unserem Weg in Richtung Europäische Union bleiben. Dabei ist der Bologna Hub Peer Support ein ganz wesentliches Element: Wir wollen unsere Internationalisierung innerhalb des Europäischen Hochschulraums vorantreiben. Qualitätssicherung orientiert an europäischen Standards ist für uns zentral, ebenso die grenzüberschreitende Anerkennung von Studienleistungen und die Internationalisierung unserer Lehre, etwa mit Blick auf den Ausbau englischsprachiger Kurse.

Wie wird Sie der Bologna Hub Peer Support weiterhin unterstützen?

Wir sind dabei, unsere Internationalisierungsstrategie zu überarbeiten. Dabei hilft uns der Bologna Hub Peer Support entscheidend. Wir bauen den akademischen Austausch aus und internationalisieren auch unsere Forschung zunehmend. Wir beteiligen uns jetzt sogar auch an Erasmus+ Sportaktionen. Vor dem Krieg hatten wir an unserer Universität zahlreiche internationale Studierende. Daran möchten wir anknüpfen – und mit dem Bologna Hub Peer Support fühlen wir uns für diesen Weg gut gerüstet.

Johannes Göbel (21. Dezember 2023)


 

Verwandte Themen