Hochschulen machen Lust auf Erasmus+

Hochschulen machen Lust auf Erasmus+

Das Erasmus-Förderprogramm der EU-Kommission ist eine der großen Erfolgsgeschichten für ein gemeinsames Europa. Europaweit nutzten bislang rund 13 Millionen Menschen die Möglichkeit, mit finanzieller Unterstützung aus Brüssel im Ausland zu studieren, zu lernen oder Praktika zu absolvieren. Vom 13. bis zum 15. Oktober boten die ErasmusDays Hochschulen, Schulen und Berufsschulen in ganz Europa die Gelegenheit, ihre diesjährigen Erasmus+ Aktivitäten zu präsentieren.

Unter dem Motto „Your journey starts here“ verkehrt seit Mitte Juli eine Straßenbahn im Jubiläumsdesign zwischen Bonn, Siegburg und Köln. Sie wurde von den vier Bonner Nationalen Agenturen für Erasmus+ gestaltet und wirbt ein Jahr lang für die neue Förderperiode des noch bis 2027 laufenden Programms. Zum Auftakt der ErasmusDays-Aktion der Nationalen Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD (NA DAAD) fuhr diese Bahn auf der Linie 66 durch Bonn, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NA DAAD an den Haltestellen der Hochschulen interessierten Studierenden Rede und Antwort zum Förderprogramm standen. Dies war nur eine von insgesamt rund 100 Veranstaltungen, die allein in Deutschland stattfanden. So präsentierte etwa die Fachhochschule Münster Erfahrungsberichte von Erasmus-Studierenden und lud ein zu einem Gewinnspiel sowie einem Get-together. Die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg bot Workshops für Studierende an, die einen Auslandsaufenthalt planen, und das International Office der Universität Oldenburg informierte über studienbezogene Auslandsaufenthalte im Rahmen des Erasmus+ Programms.

„Die ErasmusDays 2022 waren wieder einmal eine großartige Gelegenheit für die teilnehmenden Hochschulen, Schulen und Berufsschulen, den Erfolg von 35 Jahren Erasmus+ zu feiern. Die jährliche Kampagne macht Erasmus+ immer bekannter und zeigt, dass das Programm die Menschen verbindet“, bilanziert Dr. Stephan Geifes, Direktor der Nationalen Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD. Zwar sei Erasmus vor allem unter den Studierenden schon sehr bekannt, allerdings komme jedes Jahr eine neue Generation an die Hochschulen, die das Förderprogramm noch nicht kenne. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich Gedanken zu machen, ob und wo man das Wintersemester 2023/2024 im Ausland verbringen möchte“, sagt Geifes. Die Beliebtheit von Erasmus unter den Studierenden – das zeigen auch die aktuellen Zahlen – hat nach dem pandemiebedingten Rückgang deutlich zugelegt. So stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber an Deutschlands Hochschulen für ein Erasmus-Stipendium im Vergleich des letzten Vor-Corona-Jahres zum aktuellen Wintersemester um 20 Prozent auf über 70.000. „Man muss den Studierenden genauso wie Schülerinnen und Schülern sowie den Auszubildenden immer wieder aufs Neue Lust machen zu reisen und ins Ausland zu gehen – genau darauf kommt es bei den ErasmusDays an“, sagt Geifes. So können Schülerinnen und Schüler einzeln oder im Klassenverband an einem Austausch teilnehmen, Auszubildende ein Auslandspraktikum absolvieren.

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ErasmusDays werden international gefeiert
Vor fünf Jahren rief die französische Nationale Agentur Erasmus+ die ErasmusDays ins Leben. „Es ging darum, ein Event zu organisieren, welches das 30-jährige Bestehen von Erasmus verkörpert sowie die Vorteile des europäischen Programms für die Bürgerinnen und Bürger veranschaulicht und bekannter macht“, sagt Dr. Bernard Ludwig, Attaché für Hochschulkooperation der französischen Botschaft in Berlin. „Aufgrund des Erfolgs dieser ersten ErasmusDays wurde die Initiative fortgesetzt. Nun werden sie jedes Jahr gefeiert – und zwar nicht nur in Europa, sondern international.“ Weltweit fanden am vergangenen Wochenende mehr als 6.000 Veranstaltungen statt.

Wie wichtig Erasmus+ für das europäische Miteinander ist, belegen beispielhaft Zahlen zur deutsch-französischen Partnerschaft. So zieht es pro Jahr knapp 6.000 Studierende deutscher Hochschulen für einen Erasmus-Austausch nach Frankreich, rund 5.000 Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Frankreich kommen im Gegenzug nach Deutschland. Sie alle kehren mit vielen neuen Eindrücken in ihre jeweilige Heimat zurück. Das Informationsbüro Campus France Deutschland und das Institut français Deutschland kamen deswegen auf die Idee, unter dem Motto „A la française“ einen Fotowettbewerb für deutsche Erasmus-Studierende in Frankreich auszurufen, in dem Teilnehmende ihr Frankreichbild in Form eines Fotos einreichen konnten: seien es Denkmäler, Landschaften oder ein flüchtiger Moment des französischen Alltagslebens. Die besten Fotos wurden am Wochenende ausgezeichnet, Preise und Interrail-Tickets vergeben. Zudem hat eine Jury 16 von rund 150 Bildern für eine Fotoausstellung ausgewählt, die zuerst im Institut français Bonn und anschließend an weiteren Orten in Deutschland zu sehen sein wird.

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Vorurteile abbauen, voneinander lernen
Auch die Politik in Europa erkennt die Vorzüge des Erasmus+ Programms an: Vielerorts unterstützen Politikerinnen und Politiker die ErasmusDays, so auch in Deutschland. „Vorurteile abbauen, andere Menschen kennenlernen, voneinander lernen – das ist heute wichtiger denn je, und dafür steht das Erasmus+ Programm“, teilt Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, in einer Videobotschaft mit. „Es ist wichtig, dass Erasmus-Stipendiatinnen und -Stipendiaten von ihren Erlebnissen erzählen und ihre Erfahrungen teilen. Die ErasmusDays bieten dafür eine hervorragende Gelegenheit.“

Stephan Geifes von der NA DAAD hofft nun darauf, dass sich auch im Herbst 2023 wieder viele Hochschulen an den ErasmusDays beteiligen werden. „Es ist eine schöne Gelegenheit, um die Bedeutung von Erasmus+ zu würdigen und ein Gesicht der Europäischen Union zu zeigen, das sich nicht allein auf politische und wirtschaftliche Fragen reduziert, sondern auch gesellschaftliche Aspekte in den Vordergrund stellt, wie zum Beispiel Bildung und die berufliche oder persönliche Entwicklung. Die ErasmusDays mit all ihren Aktionen tragen ihren Teil dazu bei – im direkten Austausch von Mensch zu Mensch.“

Benjamin Haerdle (20. Oktober 2022)