Niederlande: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Inhalt

DAAD-Regionalinformationen
Hochschultypen und Besonderheiten
Hochschulzugang
Studiendauer und -abschlüsse
Besondere Stärken in der Forschung
Herausforderungen und Chancen für deutsche Hochschulen
Individuelle Beratung zu Wissenschaftskooperationen mit den Niederlanden
Für weitere Informationen

Hochschultypen und Besonderheiten

Das Hochschulsystem der Niederlande unterscheidet wie das deutsche System zwischen eher praxisorientierten Fachhochschulen (hogeschool) und Universitäten (universiteit). Nach Finanzierungsart lassen sich drei Hochschultypen unterscheiden:

  1. Hochschulen mit Finanzierung durch das niederländische Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Ministerie voor Onderwijs, Cultuur en Wetenschap),
  2. Hochschulen ohne Finanzierung von öffentlicher Seite, jedoch mit dem Recht, gesetzlich anerkannte Abschlüsse zu verleihen (aangewezen instellingen),
  3. Privathochschulen.

„Öffentlich finanzierte Institutionen“ (13 Universitäten, die Open University und mehr als 50 Fachhochschulen) werden vom Bildungs- oder Wirtschaftsministerium finanziert und haben die Befugnis, rechtlich anerkannte Abschlüsse zu verleihen. Diese Institutionen bieten Studiengänge im Rahmen der gesetzlich festgelegten Studiengebühren an. „Öffentlich genehmigte Institutionen“ (zum Beispiel die Nyenrode Business University) sind Einrichtungen, die keine finanzielle Unterstützung der niederländischen Regierung erhalten, jedoch berechtigt sind, offiziell anerkannte Bachelor- oder Masterabschlüsse zu verleihen. Diese Institutionen können die Höhe der Studiengebühren eigenständig bestimmen.

„Private Institutionen“, zum Beispiel ausländische Universitäten, sind von den Vorschriften der niederländischen Regierung unabhängig. Diese Einrichtungen können bei der Niederländisch-Flämischen Akkreditierungsorganisation (Nederlands-Vlaamse Accreditatieorganisatie, NVAO) unter bestimmten Voraussetzungen eine Akkreditierung beantragen.

Hochschulzugang

Weiterführende Schulen bieten in den Niederlanden zwei Ausbildungswege an, die zum Hochschulzugang berechtigen: Die höhere allgemeine Sekundarbildung (hoger algemeen voortgezet onderwijs, HAVO) beträgt fünf Jahre und bereitet primär auf eine höhere Berufsausbildung (hoger beroepsonderwijs, HBO) an einer Fachhochschule vor. Als zweiten sekundären Bildungsweg bieten niederländische Schulen die voruniversitäre Bildung an (voorbereidend wetenschappelijk onderwijs, VWO), die auf ein wissenschaftliches Studium (wetenschappelijk onderwijs, WO) an einer Universität vorbereitet. Der Zugang zu einer niederländischen Universität kann auch mit einem HAVO-Abschluss und einem abgeschlossenen Propädeutikum an einer Hogeschool erreicht werden. In der Praxis kommt es zudem vor, dass Schüler und Schülerinnen mit einem HAVO-Zeugnis einen schulischen VWO-Abschluss absolvieren und somit eine Zugangsberechtigung für die Universität erhalten.

Studiendauer und -abschlüsse

Die höhere Berufsausbildung (HBO) ist in zwei Zyklen unterteilt: Der erste Zyklus umfasst ein Bachelorstudium mit einer Regelstudienzeit von vier Jahren, in denen 240 ECTS erlangt werden. Daran schließt ein HBO-Masterstudium von einem oder zwei Jahren an, in denen 60 ECTS bzw. 120 ECTS erlangt werden.
Das wissenschaftliche Studium (WO) ist in drei Zyklen eingeteilt, die zu einem Bachelor-, Master- bzw. Promotionsabschluss führen. Die Regelstudienzeit eines WO-Bachelorstudiums beträgt drei Jahre und umfasst 180 ECTS. Daran anschließend folgt in der Regel ein einjähriger Master. Eine Ausnahme bilden die sogenannten Betafächer, bei denen der Master im Allgemeinen zwei Jahre dauert. Weiterhin gibt es die zweijährigen „Research Master“, die gezielt auf eine Laufbahn in der Forschung vorbereiten. Als dritter Zyklus folgt die universitäre Promotion (promotieonderzoek), die nicht in ECTS ausdrückt wird. Promotionen werden überwiegend im Rahmen eines befristeten Anstellungsverhältnisses im Umfang von drei oder vier Jahren an der jeweiligen niederländischen Universität durchgeführt.

Besondere Stärken in der Forschung

Die Niederlande haben auf kleiner Fläche eine große Zahl an Universitäten, die interdisziplinär miteinander zusammenarbeiten. Universitäten und Regierung sind in den Niederlanden die Antreiber der Forschung, wodurch wiederum der Dialog mit der Gesellschaft über Wissenschaft besonders gefördert wird.
Führende Forschungsbereiche in den Niederlanden sind:

  • Biomedizin
  • Kognitionswissenschaften
  • Global Studies
  • Linguistik
  • Medizin
  • Nanotechnologie
  • Sozialpsychologie
  • Sozialwissenschaften
  • Kommunikationswissenschaften
  • Architektur
  • Wassermanagement

Herausforderungen und Chancen für deutsche Hochschulen

Niederländische Universitäten streben in der Zusammenarbeit mit anderen Partnern nach einem neuen internationalen Profil: Sie wollen wegweisend auf dem Gebiet der digitalen Technologie für Mensch und Gesellschaft werden. Dieses Bestreben spiegelt sich bereits heute in dem sehr weitentwickelten Umgang mit neuen Medien und im Bereich der Digitalisierung an allen Universitäten wieder.
13 der 14 Universitäten in den Niederlanden zählen zu den 200 weltweit besten Universitäten (Times Higher Education). Dabei spielt der hohe Grad an Verschulung eine große Rolle. So haben die Studierenden relativ wenig Wahlfreiheit, gleichzeitig werden sie exzellent auf ihre zukünftigen Tätigkeitsfelder (im Forschungsbereich) vorbereitet. Den Studierenden wird in großem Maße Unterstützung und Begleitung geboten.

Das niederländische Bildungssystem ist im ständigen Wandel begriffen. Umstrukturierungen und Profiländerungen sind die Regel. Dozierende und Studierende sind daran gewöhnt, mit relativ kurzfristigen Umgestaltungen umzugehen. Internationale Kooperationspartner sollten daher ein gewisses Maß an Flexibilität mitbringen.
Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungseinrichtungen in den Niederlanden sehr eng. So gibt es beispielsweise ein gemeinsames Immatrikulationsportal. Studenten wird zudem die Möglichkeit geboten, an mehreren Standorten oder Einrichtungen gleichzeitig zu studieren.

Verfasser: Henning Radke, DAAD-Lektor

Der DAAD ist in den Niederlanden mit einem Lektorat am Duitsland Instituut Amsterdam vertreten.