Mongolei: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Territorial knapp viereinhalb so groß wie Deutschland, ist das Land mit rund 3 Millionen Einwohnern der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatte nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung Zugang zu Bildung, dies war fast ausschließlich Domäne der buddhistischen Klöster. Dies änderte sich während der Sowjetherrschaft, während derer dem Kultur- und Ausbildungsbereich eine hohe Priorität zukam. So wurde auch 1942 die erste Universität der Mongolei gegründet, die bis heute unter dem Namen „Nationaluniversität der Mongolei“ (Mongolischen Staatlichen Universität für Bildung - Mongol Ulsin Bolovsrolin Ikh Surguuli - MUBIS) die führende akademische Bildungseinrichtung des Landes ist.

Die wirtschaftlichen Zwänge des Umgestaltungsprozesses nach 1990 hatten deutliche Verschlechterungen im Bildungswesen » zur Folge: Vor allem auf dem Land wurden immer weniger Kinder in die Schule geschickt, die Internatsunterbringung und die Lehrmittelbeschaffung waren zu teuer geworden, zudem wurden die Kinder als Arbeitskräfte in der Nomadenwirtschaft gebraucht. Mit der wirtschaftlichen Konsolidierung und mit dem Beginn der Bildungsreformen nach 2006 und verstärkt nach 2012 verbesserte sich die Situation.

Der Alphabetisierungsgrad in der Altersgruppe der 15-24-jährigen ist sehr hoch (Frauen 99 Prozent, Männer 98 Prozent), die Einschulungsraten für die Grundschule liegen bei 100 Prozent, die für tertiäre Bildung bei 65 Prozent. Im Jahr 2016 waren laut UNESCO 162.626 Personen an post-sekundären Einrichtungen eingeschrieben, der Frauenanteil hieran lag bei 58 Prozent (höher als in vielen OECD-Ländern). Die Bedeutung von Bildung (auch post-sekundärer Natur) wird hoch eingeschätzt, die öffentlichen Ausgaben pro Student (US-Dollar 339) liegen jedoch sehr weit von denen in OECD-Ländern (US-Dollar 11.512) entfernt.

Auch die geringen öffentlichen Bildungsausgaben für den tertiären Sektor (3,83 Prozent aller Regierungsausgaben für den Bildungsbereich im Vergleich zu 28,13 Prozent in Deutschland) führten dazu, dass neben der Nationaluniversität (aktuell circa 19.700 Studierende an fünf Fakultäten) durch Abspaltungen im Laufe der Zeit weitere spezialisierte Universitäten und Institute entstanden sind. Diese Privatuniversitäten und Berufsschulen wurden von der Bevölkerung zwar nur zögerlich angenommen, bieten heute aber eine – wenn auch über Studiengebühren zu zahlende – Alternative zu staatlichen Einrichtungen.

Ein Kernproblem des mongolischen Hochschulsektors sind fehlende Qualifikationen der universitären Lehrkräfte. Nur 23 Prozent der Lehrkräfte an staatlichen und 15 Prozent an privaten Hochschulen verfügen über einen PhD.
Um die Ausbildung auf allen Bildungsstufen zu verbessern, plant die Regierung umfassende Umstrukturierungen und Änderungen der Ausbildungsinhalte vorzunehmen. So wurden zum Beispiel Fakultäten der Universitäten zusammengelegt beziehungsweise neu gegründet, ein Kreditpunktesystem wurde eingeführt, Wahlfächer wurden eingerichtet. Studienbegleitender Fremdsprachenunterricht ist der neue Trend in den Hochschulen, und es wird angestrebt, ein Curriculum dafür zu entwickeln.

An den Hochschulen sind diese Strukturveränderungen deutlich zu spüren. So begannen zum Beispiel an der Nationaluniversität im Studienjahr 2014/2015 alle Studienanfänger zum ersten Mal landesweit mit allgemeinen einführenden Lehrveranstaltungen, und erst im zweiten Studienjahr durften sie ihre Studienfächer wählen und entsprechende Lehrveranstaltungen besuchen.
Die Qualitätssicherung der Lehrerausbildung wurde als dringend eingestuft und mit verschiedenen Maßnahmen, wie der Freistellung von Studiengebühren für diejenigen Studienanfänger, die in der Hochschuleingangsprüfung mehr als 700 Punkte erreicht haben, oder die Gewährung von Stipendien für leistungsstarke und erfolgreiche Studierende gefördert. Eine weitere Maßnahme des Ministeriums ist eine finanzielle Vergütung der Mehrkosten für diejenigen Studierenden, die ihr Praktikum (Referendariat) auf dem Land absolvieren.

Es wurde ein neues Gesetz zur Erhaltung der mongolischen Sprache erlassen. Das Gesetz besagt unter anderem, dass an allen Grund- und Mittelschulen die mongolische Sprache ab der ersten Klasse unterrichtet wird und die Abschlussnoten im Fach Mongolisch für den Hochschuleingang relevant sein sollen. Des Weiteren ist für diejenigen, die eine Beamtenlaufbahn anstreben, das Ablegen einer Mongolisch-Sprachprüfung verpflichtend.

Verfasser: DAAD Bonn und Sarnai Chuluunbat-Kath, Lektorin Ulan Bator

Der DAAD ist in der Mongolei in Ulan Bator mit jeweils einem Lektorat an der Nationaluniversität der Mongolei und der Universität für Geisteswissenschaften, der Mongolischen Staatsuniversität für Pädagogik und an der Deutsch-Mongolischen Hochschule für Rohstoffe und Technologie vertreten.