Hochschulmärkte weltweit: Indien

Indien gehört zu den wichtigsten Hochschulmärkten weltweit. Das indische Hochschulsystem wächst exponentiell - noch schneller aber wächst die Nachfrage nach tertiärer Bildung im In- und Ausland. Überproportional stark steigt das Interesse an Deutschland, denn die Angebote deutscher Hochschulen passen besonders gut zum Interessenprofil international mobiler indischer Studierender.

Das indische Hochschulsystem entwickelt sich mit einer beeindruckenden Dynamik. Zwischen 2008 und 2018 hat sich die Zahl der Universitäten auf nunmehr 903 mehr als verdoppelt, die Zahl der Studierenden erhöhte sich im selben Zeitraum von 17,2 auf 36,6 Mio. Die Regierung verfolgt das Ziel, bis 2030 50% der 18-23-Jährigen ein Studium an einer Universität oder an einem der nahezu 40.000 Colleges zu ermöglichen, um die ambitionierten wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Indien hat ein stabiles Wachstum von über 7% p.a. und wird voraussichtlich 2030 die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt nach den USA und China sein. Die wirtschaftliche Entwicklung erfordert eine intensive Stärkung des industriellen und des Servicesektors, was zusammen mit der demographischen Entwicklung einen enormen Bedarf an tertiärer Bildung erzeugt. Insbesondere die wachsende Mittelschicht legt großen Wert auf eine gute Ausbildung und ist bereit, hier zu investieren.

Trotz seiner dynamischen Expansion kann das indische Hochschulsystem die Nachfrage nach hochwertigen Studienplätzen nicht befriedigen. Indische Studierende streben deshalb verstärkt ins Ausland – zwischen 2006 und 2016 hat sich die Zahl der international mobilen indischen Studierenden auf über 300.000 verdoppelt, wobei die angelsächischen Länder am stärksten nachgefragt sind. Überproportional stark steigt das Interesse an Deutschland: 2018 studierten hier 17.570 Inderinnen und Inder, mehr als doppelt so viel wie noch 2013. Ein wichtiger Grund für diesen Nachfrageboom ist, dass die Angebote deutscher Hochschulen besonders gut zu den Interessen indischer Studierender passen.

Besonders nachgefragt: Praxisorientierte englischsprachige Masterprogramme in MINT-Fächern

„Bei der Wahl des Studienlandes spielen für indische Studierende neben den Kosten und der Qualität der Ausbildung die Frage der Berufsperspektive, der Bleibemöglichkeit im Gastland nach Abschluss des Studiums und die damit verbundene Steigerung des Lebensstandards eine zentrale Rolle“ erläutert Apoorv Mahendru, Marketingbeauftragter und stellvertretender Leiter der DAAD-Außenstelle Neu-Delhi. Praxisbezogene Studienangebote, die gezielt für den Arbeitsmarkt auch in Deutschland qualifizieren, sind mithin besonders nachgefragt. Dabei studieren 86% der indischen Studierenden in Deutschland MINT-Fächer, insbesondere Ingenieurwissenschaften; etwa 80% sind in überwiegend englischsprachigen Masterstudiengängen eingeschrieben. Etwa ein Drittel der indischen Studierenden in Deutschland – und damit überdurchschnittlich viele – studieren an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die mit ihren strukturierten Studienangeboten und ihrer hohen Anwendungsorientierung besonders gut die Interessen und Bedürfnisse indischer Studierender treffen.

Deutsche Hochschulen, die indische Studierende gewinnen wollen, sollten neben der hohen Qualität und den international vergleichsweise moderaten Kosten besonders den Bezug des Studiums auf Arbeitsmarkt und Praxis hervorheben. Kooperationen mit Unternehmen aus der Region, studienbegleitende Praktika, berufsvorbereitende Deutschkurse, Unterstützung bei der Jobvermittlung für Graduierte sind wichtige Argumente für indische Studieninteressierte, um sich für ein Auslandsstudium an Ihrer Hochschule zu entscheiden.