Aktuell geförderte Afghanistan-Projekte 2017
Stabilitätspakt Afghanistan
Universität Köln (2003-2004), Universität Würzburg (seit 2009) – Universität Herat
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist die feste Verankerung experimenteller analytischer Arbeitstechniken in die chemisch‐naturwissenschaftliche Universitätsausbildung in Afghanistan.
Konkret wurde beispielsweise ein Wasseranalytik-Praktikum konzipiert und afghanische Dozenten darin an der Universität Würzburg entsprechend geschult. Nachdem die für dieses Praktikum benötigten Labormaterialien nach Herat transportiert worden waren, begleitete der Projektverantwortliche die afghanischen Dozenten bei der Einführung des Praktikums in ihre Lehrveranstaltungen an der Universität Herat. Analog hierzu wurden weitere kompetenzbildende Didaktik-Projekte durchgeführt. Die Schwerpunkte liegen auf umweltrelevante analytische Fragestellungen mit entsprechendem Alltags‐ und regionalem Bezug. Die Fakultät of Science in Herat wurde hierzu mit einem Labor und einer instrumentellen Grundausstattung von Analysegeräten ausgestattet. Für die Lehre wurde ein Chemie-Lernkoffer konzipiert und in den Unterricht eingebunden.
Das durch die Praktika erarbeitete Know‐How sowie die im Rahmen des Projektes bereitgestellten Geräte sollen mittelfristig als Grundlage zum Aufbau analytischer Zentren an der Universität Herat dienen.Universität Duisburg Essen (2003-2012), Ruhr Universität Bochum (2012-2015),
Universität Jena (seit 2015) – Universität KabulDie Förderung der deutschen Sprache in Afghanistan steht im Zentrum des Projektes. Hierbei konzentrierte man sich zunächst auf die Entwicklung und Implementierung eines neuen BA-Curriculums für die Deutschabteilung der Universität Kabul. Nachdem man die Dozenten der Kabuler Deutsch-Abteilung in speziell auf sie abgestimmten Kursen fortgebildet hatte, geben sie ihr Wissen nun in Deutschkursen für Hörer aller Fakultäten an Hochschulen in Badakhshan, Herat, Kabul, Kunduz, Mazar-e-Sharif, Nangarhar, Takhar weiter. Das Sprachlehrniveau und die methodisch-didaktischen Fähigkeiten dieser Lehrkräfte weiter zu erhöhen, sind die derzeitigen Schwerpunkte des Engagements der Universität Jena. Der DAAD fördert vor diesem Hintergrund das Weiterbildungsstudium „Deutsch unterrichten“ im Blended Learning Verfahren sowie Fortbildungen und Masterstipendien an der Universität Jena.
TU Berlin, Zentrum für internationale und interkulturelle Kommunikation (ZiiK) – Universitäten Kabul, Herat, Nangarhar, Kandahar, Balkh
Ziel des Projektes ist der nachhaltige Aufbau funktionierender IT-Strukturen in Afghanistan. Hierbei setzt das Projekt sowohl bei der Infrastruktur als auch bei der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal an.
An den Universitäten Kabul, Herat, Nangarhar, Kandahar und Balkh wurden Rechenzentren (IT-Center) eingerichtet und die dort tätigen Dozenten an der TU Berlin zu IT-Administratoren ausgebildet. Darüber hinaus wurde die Computer Science Faculty an der Universität Herat gegründet sowie landesweit 30 Fachbibliotheken und 16 PC-Pools eingerichtet. Alle diese Einrichtungen werden kontinuierlich personell betreut, konzeptionell beraten und mit Sachmitteln unterstützt. Am afghanischen Hochschulministerium wurde mit Unterstützung der TU Berlin eine IT-Abteilung aufgebaut, gemeinsam mit dem afghanischen Hochschulministerium wurde eine landesweite akademische IT-Strategie entwickelt. Hinzu kommt ein 2013 speziell für afghanische Dozenten eingerichtetes Masterprogramm „Computer Science“ an der TU Berlin, an welches ein Alumniprogramm angegliedert ist. Ein PhD Programm der TU Berlin für exzellente afghanische Nachwuchswissenschaftler rundet das Maßnahmenpaket ab. Jährlich wird zudem eine IT-Konferenz mit hochrangigen Vertretern der afghanischen Regierung und der Zivilgesellschaft in Kabul organisiert.Dachverband afghanischer medizinischer Fachkräfte in Deutschland (DAMF), Universität Witten/Herdecke, Charité Berlin, Universität Mainz (bis 2013), Universität Freiburg (seit 2013) – Universität Balkh, Zivilkrankenhaus Mazar-e Sharif
Die Weiterqualifizierung von Ärztinnen und Ärzten afghanischer Lehrkrankenhäuser stand im Zentrum des Projektes. Neben Studienaufenthalten („Train the Trainers“) wurden Fortbildungsreihen in den Bereichen der Sonographie, Endoskopie und kardialen Diagnostik abgehalten, ein medizinisches Lehrbuch erstellt und eine neue Behandlungsmethode für Leishmaniose an dem zuvor an der Universität Balkh eingerichteten Leishmania-Zentrum gefördert.
Seit 2013 bildet die U Freiburg Dozenten der medizinischen Fakultät Balkh und des Zivilkrankenhauses Mazar-e-Sharif in den Fachbereichen Psychotherapie/Psychosomatik, Gynäkologie/Geburtshilfe sowie Primary Care/Allgemeinmedizin an der Universitätsklinik Freiburg fort und bietet ihnen die Möglichkeit, an deutschen Krankenhäusern zu hospitieren. Ein in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke aufgelegtes Doktoranden-Programm fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die verschiedenen Aktivitäten des Projekts werden im „Kompetenzzentrum Medizin“ in Afghanistan gebündelt, so dass die Kompetenz der Teilnehmer öffentlich sichtbar gemacht wird und sie sich untereinander vernetzen können. Das Ziel des Projektes ist es, die medizinische Lehre und Ausbildung in Nordafghanistan zu stärken und in Folge dessen die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern.Universität Marburg (seit 2014) – Universität Kabul, Mazar-e Sharif
Innerhalb des Vorhabens soll der Bestand und die Verwendung von wilden Arznei- und Nutzpflanzen in Afghanistan möglichst vollständig erfasst werden. Dazu wurden einerseits bereits bestehende lokale Datensammlungen ausgewertet, andererseits gemeinsam mit Mitarbeitern der Pharmazeutischen Fakultäten in Kabul und Mazar-e Sharif Feldforschungen durchgeführt. Hierzu wurden Studierenden und Dozenten der afghanischen Partnerfakultäten die nötigen Kenntnisse zur Durchführung von ethnobotanische bzw. ethnopharmazeutische Studien vermittelt, wobei auch das Erstellen standardisierte Leitfadeninterviews zur Befragung der ansässigen Bevölkerung Teil der Vorbereitung waren. Die gesammelten Proben werden anschließend an der Universität Marburg ausgewertet, die pharmazeutischen Ergebnisse in Workshops mit den Ergebnissen der Befragungen verglichen und wissenschaftlich diskutiert. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in Form eines Referenzhandbuchs publiziert werden.
UP Transfer GmbH Potsdam – Universität Kabul, Herat, Mazar-e Sharif, Kandahar, Nangarhar
Das Projekt ziehlt darauf ab, durch die didaktische und methodische Qualifizierung von Lehrpersonal im Fachbereich Verwaltung eine Standardisierung und Qualitätssicherung im Bereich der Lehre zu erreichen. Dieses Ziel soll im Rahmen von Mentoring-Modulen und Hospitationen, begleiteten Selbstlernprozessen sowie theoretischen Fach- und Fortbildungsmaßnahmen an der U Potsdam erreicht werden. Parallel hierzu soll die Weiterbildungsmaßnahme in einem vom Ministry of Higher Education und der Universität Potsdam zertifiziertem „Teaching Professionals Certificate Public Administration and Public Policy“ verstetigt und landesweit implementiert werden.
Ruhr Universität Bochum (RUB) – alle Wirtschaftsfakultäten in Afghanistan
Seit 2002 unterstützt das Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) in Kooperation mit der Wirtschaftsfakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB) den akademischen Wiederaufbau afghanischer Wirtschaftsfakultäten. Im Zuge des sogenannten „Bachelor-Upgrade-Programms“ an der RUB wurden von 2003-2015 afghanischen Dozenten von insgesamt 11 Lehrstühlen ein international anerkannter Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften vermittelt. Im Anschluss daran konnten sich ausgewählte Absolventen in einem auf die Zielgruppe zugeschnittenen Master-Programm an der RUB weiterqualifizieren. Zum Wintersemester 2015/16 haben zudem die ersten afghanischen Dozenten ein PhD-Studium an der RUB begonnen. Im Rahmen der Fachkooperation wurde außerdem ein wirtschaftswissenschaftliches Wörterbuch und ein wirtschaftswissenschaftliches Lehrkompendium erstellt, die jeweils mehrsprachig (einschl. der Landessprachen Dari und Pashtu) in über 10.000 Exemplaren an alle Wirtschaftsfakultäten des Landes verteilt wurden und somit eine gute Grundlage für die nachhaltige Qualitätsverbesserung der Lehre bieten.
Chancen für Bildung und Arbeitsmarkt im Hochschulbereich
Um neben der Bildungsqualität auch die Chancen junger Akademiker auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und somit nachhaltig Migrationsursachen entgegen zu wirken, fördert der DAAD seit September 2016 mit Mitteln des Auswärtigen Amtes drei Projekte mit vierjähriger Laufzeit (2016-2019) in den Bereichen IT, Wirtschaftswissenschaften und Pharmazie/Medizin. Alle Projekte widmen sich auf unterschiedliche Weise der Verbindung zwischen akademischer Ausbildung und verbesserten Beschäftigungsmöglichkeiten afghanischer Studierender, Graduierter und Wissenschaftler in Afghanistan.
TU Berlin – MoHE, Universität Balkh, Herat, Kabul, Polytechnische Universität Kabul, Nangarhar, Kandahar
Neben der Ausrichtung von IT-Fachkräftetrainings und IT-Konferenzen in Afghanistan durch die TU Berlin unterstützt der DAAD das IT-Kompetenzzentrum ITCC in Kabul u.a. bei der Veröffentlichung einer Arbeitsmarktanalyse für afghanische IT-Absolventen. Afghanische Masterabsolventen erhalten die Möglichkeit, ihre am konkreten Bedarf afghanischer Institutionen ausgerichteten Abschlussarbeiten in die Praxis umzusetzen. Universitäre IT-Center werden mit PCs ausgestattet und in neu eingerichteten PC-Werkstätten werden PCs repariert bzw. fachgerecht recycelt.
Universität Marburg – Universität Kabul u.a.
Um neue Absatzmärkte im Bereich der Plant-Made Pharmaceuticals zu erkunden, soll im Rahmen einer gestuften Studie erfasst werden, welches die zehn wichtigsten endogenen Arzneipflanzen Afghanistans sind und welche Kultivierungs- und Vermarktungsoptionen bestehen. Gleichzeitig nehmen die beteiligten Hochschulen im Verlauf des Projektes Kontakt mit lokalen und internationalen Pharmaunternehmen auf und entwickeln eine Vermarktungsstrategie, so dass langfristig neue Arbeitsplätze und Absatzmärkte in Afghanistan geschaffen werden.
Auf der Online-Plattform der neu gegründeten Afghan Economic Society (AES) können afghanische Dozenten (mehrheitlich MA-Alumni/Alumnae der RUB) nach Durchlaufen eines standardisierten peer-review Verfahrens ihre entwicklungspolitisch relevanten Forschungsarbeiten einstellen. Die standardisierte Form dieser Datensätze ermöglicht es nationalen und internationalen Akteuren, Investitions- und Beschäftigungspotentiale zu eruieren und zu nutzen. Ziel ist es, den in Deutschland bereits ausgebildeten afghanischen Wirtschaftsdozentinnen und -dozenten sowie den landesweit ca. 10.000 Studierenden die Möglichkeit zu angewandter wirtschaftswissenschaftlicher Forschung in Afghanistan zu geben und somit Anreize zum Verbleib im Land zu bieten.