„In New York spielt die Musik“

Karriere in der Weltstadt: Nach seinem Studium mit DAAD-Stipendium in New York hat Philipp Kaspar als Musiker und Musikmanager in der Metropole Fuß gefasst. Dort ist er auch am Projekt „Reading Rhythms“ beteiligt, das auf große Resonanz stößt.
Herr Kaspar, im Mai 2023 haben Sie Ihr Masterstudium Music Business an der New York University abgeschlossen. Wie sieht Ihr Leben heute aus?
Wer in der Musikindustrie arbeiten möchte, sollte sich sehr breit aufstellen. Das ist mir durch meine abwechslungsreiche Ausbildung gelungen. Ich bin Pianist, habe in München mit einem Deutschlandstipendium Betriebswirtschaftslehre studiert und meine Masterarbeit dann in New York über den deutschen Musikmarkt geschrieben. Ich arbeite heute bei einem Unternehmen in der Live-Musik- und Entertainment-Branche in New York City. Dort koordiniere ich Medienkampagnen, arbeite also eng mit Künstlern und Veranstaltern zusammenarbeite. Zugleich habe ich mir immer gewünscht, dass das Klavierspielen ein Teil meines Lebens bleibt. Heute kann ich als Musiker meiner Leidenschaft weiter nachgehen, indem ich mich zum Beispiel als Musikkurator und Pianist bei dem Projekt „Reading Rhythms“ engagiere. Ich darf auf New Yorker Wolkenkratzern Klavier spielen, stelle aber auch als Autor gelegentlich in den USA das deutsche Musikbusiness mit Artikeln vor. Diese wunderbare Mischung war immer mein Ziel.
Was ist „Reading Rhythms“?
Das ist eine wunderbare Geschichte: Eine Mitbewohnerin hatte die Idee, ein Lese-Event zu veranstalten. Gemeinsam sollten Freunde auf der Dachterrasse lesen. Sie fragte mich nach einer Playlist und ich antwortete: Das kann ich doch live mit meinem Klavier machen. Und so ist es gekommen. Das Event hat eingeschlagen, wurde immer größer – und wir kommen inzwischen auf 20 bis 30 Veranstaltungen im Monat. Die New York Times, die NBC, der Rolling Stone und auch das ZDF haben schon darüber berichtet.

Wie wichtig sind die USA für Karrieren in Ihrer Branche?
In New York spielt die Musik, das muss man so sagen. Für die Entertainment- und Musikbranche ist ein Aufenthalt sehr wichtig. Ich habe hier mein Wissen über die Musikindustrie und meine Fähigkeiten im Bereich des Musikmanagements sehr erweitert und Erfahrungen gemacht, die mir immer nutzen werden. Beispielsweise hatte ich die Chance, ein Praktikum bei einem namhaften Musiklabel im internationalen Marketing Departement zu machen und bin nicht zuletzt dadurch Teil eines internationalen Netzwerks geworden. In New York kommen Menschen mit internationaler Erfahrung in der Musikbranche zusammen, die dann wiederum voneinander lernen.
Was sind Ihre Zukunftspläne?
Ich würde meine Expertise über das Musikbusiness in Deutschland gerne noch stärker im internationalen Marketing einbringen. Mein Traum ist es, von New York aus Verbindungen zum deutschen Musikmarkt herzustellen. Als Musiker kenne ich die Bedürfnisse von Künstlerinnen und Künstlern von Grund auf, als Deutscher bringe ich Einblicke und ein tieferes Verständnis der Musikwelt in Deutschland mit. Diese transatlantischen Verbindungen zu stärken, wäre mir ein Anliegen, denn sie haben auch mich zu demjenigen gemacht, der ich heute bin.
Wie wertvoll war für Sie das DAAD-Stipendium?
Ohne diese Unterstützung wäre ich niemals nach New York gekommen. Ich komme aus einer nicht akademischen Familie, wollte mir meinen Traum von der Musikbranche aber unbedingt im Ausland verwirklichen. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass man dafür Unterstützung bekommt, wenn man sich wirklich anstrengt. Das zahlte sich aus. Ich wurde vom DAAD auch menschlich umfassend unterstützt, zudem ermöglicht sein Netzwerk einem auch den Austausch mit zahlreichen internationalen Talenten.
Haben Sie Ratschläge für Studierende, die ebenfalls in die USA gehen möchten?
Es passiert nur das, was man daraus macht. Ich kam nach New York und dachte: Jetzt fällt mir alles zu. Und dann habe ich staunend festgestellt, dass hier wirklich jede und jeder auf dem höchsten Level motiviert ist, und ich mir meinen Weg erarbeiten muss. Der DAAD bietet Unterstützung und Sicherheit, aber aktiv werden muss man schon selbst. Auf mich gestellt zu sein, hat sich für mich am meisten ausgezahlt. Ich bin professionell, aber auch persönlich in New York sehr gewachsen. Und auch mein Verhältnis zur Musik aus Deutschland hat sich erstaunlich gewandelt. Ich habe aus der Entfernung meine Liebe zu deutschen Texten und Musik wiedergefunden! Man sieht sein Land, die Kunst und Musik ganz anders, wenn man von außen darauf schaut. Heute motiviere ich meine amerikanischen Freundinnen und Freunde: Hört mal deutsche Musik, auch wenn ihr die Texte nicht versteht. Es lohnt sich!
Interview: Bettina Mittelstraß (24. Mai 2024)