Künftige Fachkräfte für ressourcenschonendes Abfallmanagement

In Addis Abeba: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Summer School des Projekts „SuCCESS24“ (Sustainable Cities, Circular Economy, Sub-Saharan Africa 2024)

Mit dem Programm Partnerschaften für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika – Maßnahmen für Forschung und integrierte postgraduale Aus- und Fortbildung unterstützen der DAAD und das Internationale Büro des BMBF im Projektträger DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) deutsch-afrikanische Hochschulkooperationen. Zu den geförderten Initiativen gehört das Projekt „SuCCESS24“ der Universitäten Stuttgart, Ghana und Addis Abeba, das zu einer effizienten Abfall- und Kreislaufwirtschaft in afrikanischen Siedlungsgebieten und Wirtschaftszonen beitragen soll.

Unregulierte Mülldeponien, die Wasser, Luft und Boden kontaminieren, offene Abfallverbrennung sowie eine Recyclingrate von unter zehn Prozent und dazu noch Plastikmüll an den Stränden: Zahlreiche Entwicklungs- und Schwellenländer kämpfen aufgrund fehlender Strukturen und mangelnder finanzieller Mittel mit massiven Herausforderungen bei der Müllentsorgung sowie der Wiederverwendung wertvoller Rohstoffe. Auch in Subsahara-Afrika leiden Menschen, Klima und Natur unter Abfallproblemen – bei einem steigenden Müllaufkommen. Das Kooperationsprojekt „SuCCESS24“ (Sustainable Cities, Circular Economy, Sub-Saharan Africa 2024) der Universität Stuttgart, der University of Ghana und der Addis Ababa University will zeitnah etwas verändern und hat sich zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Entwicklung in afrikanischen Siedlungsgebieten und Wirtschaftszonen mithilfe eines Kreislaufwirtschaftsansatzes und resilienter Abfallmanagement-Methoden zu stärken. „Unser Forschungsinteresse gilt insbesondere dem Siedlungs- und Industrieabfall, der entlang eines knapp 100 Kilometer langen Korridors in Äthiopien auf der Route von der Hauptstadt Addis Abeba nach Adama entsteht“, erklärt Karoline Owusu-Sekyere, die am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen die Kooperation koordiniert.

Der DAAD fördert das Projekt im Rahmen des Programms Partnerschaften für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika – Maßnahmen für Forschung und integrierte postgraduale Aus- und Fortbildung mit Mitteln des BMBF. Dabei ist der DAAD für den Bereich der akademischen Zusammenarbeit und Wissensvermittlung verantwortlich: Masterstudierende und Promovierende der Universitäten Ghana und Addis Abeba sowie Studierende deutscher Universitäten können dank der Förderung ihre Kenntnisse im Bereich der Kreislaufwirtschaft vertiefen.

Koordinatorin im deutsch-afrikanischen Austausch: Karoline Owusu-Sekyere

„Zudem haben wir damit die Möglichkeit, unsere deutschen Lehrinhalte aus den Bereichen Abfall- und Kreislaufwirtschaft gemeinsam mit unseren Partnern an die regionalen Besonderheiten in Afrika anzupassen“, sagt Karoline Owusu-Sekyere. „Das ist dringend notwendig, da sich Westeuropa und Subsahara-Afrika in verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Infrastruktur, den klimatischen Bedingungen und finanziellen Ressourcen voneinander unterscheiden.“ In Äthiopien gebe es zum Beispiel nur eine einzige Müllverbrennungsanlage – sowie zahlreiche informelle Mülldeponien. „Mit unserem Projekt zielen wir darauf ab, das lokale Abfallsystem zu analysieren und zu modellieren, um die Umweltauswirkungen und Stoffströme zu bewerten und damit die lokalen Entscheidungsträger zu unterstützen, die Abfall- und Kreislaufwirtschaft effizienter und umweltverträglicher zu gestalten.“

Das gilt auch hinsichtlich der Themen Mülltrennung und Recycling: „Insbesondere die ärmere Bevölkerung hat oft nicht die Möglichkeit, Plastik, Papier und Bioabfall voneinander zu trennen, dabei bestehen mehr als sechzig Prozent des Haushaltsmülls aus Biomüll, der kompostiert werden könnte“, erläutert Owusu-Sekyere. Als ersten Schritt hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft arbeiten die Projektpartner deshalb an der Analyse des Abfallsystems und der Entwicklung eines Indikatorensets, um Fachkräfte aus lokaler Verwaltung, Planung, Wissenschaft und Technik in die Lage zu versetzen, schnell, effizient und nachhaltig in abfallwirtschaftlichen Entscheidungsprozessen zu handeln. Beispielsweise können so zukünftige Abfallbehandlungsanlagen besser für die lokalen Gegebenheiten geplant und die getrennte Sammlung in Haushalten vorangetrieben werden.  

Mülllagerung in Äthiopien: Die Abfallbewirtschaftungspraktiken sollen gezielt verbessert werden.

Während einer zweiwöchigen Summer School Anfang Juli 2023 an der Addis Ababa University fanden alle Projektpartner zusammen, um ihre Zusammenarbeit zu vertiefen. Im Fokus der Vorträge, Workshops und Exkursionen stand die Auseinandersetzung mit einem nachhaltigen Ressourcen- und Abfallmanagement in Afrika, aber auch mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung sowie der Bedeutung des informellen Sektors. Zudem diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer politische Instrumente als wesentliche Komponenten einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Unter anderem mit dabei waren je acht Studierende aller drei beteiligten Universitäten aus den Bereichen Umweltingenieurwesen, Abfallwirtschaft, Geologie und Ressourcenmanagement, Chemieingenieurwesen, Sozialwissenschaften und Architektur, deren Teilnahme der DAAD mit einem Stipendium ermöglichte. „Die Studierenden haben beispielsweise mithilfe eines speziellen Tools Treibhausgasemissionen des Abfalls berechnet“, erzählt Owusu-Sekyere. „In einem anderen Workshop haben wir mithilfe einer Materialflussanalyse an der Verbesserung der bestehenden Abfallbewirtschaftungspraktiken gearbeitet.“

Martin Oteng-Ababio, Professor am Fachbereich für Geografie und Ressourcenentwicklung der University of Ghana, freute sich über die „außergewöhnliche und sehr erfolgreiche Veranstaltung“, lobte deren professionelle Organisation und Leitung – sowie den besonderen Einsatz der Studierenden. „Sie haben die Vorträge und Workshops jeden Tag mit Begeisterung, Lernbereitschaft, Neugierde und Engagement besucht.“ Auch Dr. Shimelis Kassahun, Associate Professor für Chemie- und Umweltingenieurwesen am Addis Ababa Institute of Technology, dankte den Expertinnen und Experten, aber auch den Studierenden für ihr Engagement und zeigte sich stolz, Gastgeber der Summer School gewesen zu sein. „Unsere Studierenden hatten hier die Gelegenheit, ihre akademischen Leistungen zu verbessern, ein tieferes Verständnis für die Abfallwirtschaft zu erlangen sowie praktische Fähigkeiten im Abfallmanagement zu entwickeln“, sagt er. Als Plattform zur Interaktion und zum Austausch von Ideen habe die Summer School darüber hinaus das gemeinsame Lernen erleichtert und neue Erkenntnisse über nachhaltiges Abfallmanagement gebracht.

Summer School in Addis Abeba: Studierende integrieren – und als künftige Fachkräfte gewinnen.

Die Vermittlung wertvollen Wissens, die Diskussion potenzieller Lösungen für die Kreislaufwirtschaft und die Schulung interkultureller Kompetenzen: für all das ist im Jahr 2024 erneut eine gemeinsame Summer School geplant, die diesmal in Ghana stattfinden soll. „Die Integration der Studierenden und Promovierenden in die Veranstaltung, aber auch in das Projekt insgesamt ist enorm wichtig, da darüber künftige Fachkräfte für den Bereich der Kreislaufwirtschaft ausgebildet werden“, sagt Karoline Owusu-Sekyere. „Nur so erreichen wir, dass in Zukunft beispielsweise Biogasanlagen in Äthiopien oder Ghana in Betrieb genommen werden können.“

Christina Pfänder (16. August 2023)

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