„KIWi Connect & Match“ vernetzt Hochschulen aus Deutschland und Jordanien

„KIWi Connect & Match“

Unter dem Motto „KIWi Connect & Match“ brachte das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) Hochschulen aus Jordanien und Deutschland zusammen.

Wissenschaftskooperationen zwischen Hochschulen aus Jordanien und Deutschland werden zunehmend attraktiver. Das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) unterstützt mit dem neuen Veranstaltungsformat den Bedarf deutscher und ausländischer Hochschulen nach gezielter Vernetzung. Zum Thema Entrepreneurship tauschten sich beim ersten „KIWi Connect & Match“ deutsche und jordanische Hochschulvertreterinnen und -vertreter aus und nutzten die Möglichkeit der Kontaktanbahnung.

„In Jordanien fungieren Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen als Innovationsträger und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung“, sagt Suad Shumareye, Referentin beim Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) des DAAD. „Das Themenfeld Entrepreneurship beziehungsweise Entrepreneurship Education ist dabei von zentraler Bedeutung. Es gilt in Jordanien als Schlüssel zur Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten für Akademikerinnen und Akademiker.“

Auch von hochschulpolitischer Seite stärkt Jordanien zurzeit das Thema Entrepreneurship in der akademischen Ausbildung und strebt an, das Fach künftig fest in den Lehrplänen aller Hochschulen des Landes zu verankern. Diese Entwicklung bietet deutschen Hochschulen eine interessante Gelegenheit, ihre Erfahrungen in den Ausbau einzubringen sowie gemeinsam mit jordanischen Kolleginnen und Kollegen Lehr-, Forschungs- und Transferprojekte zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund hat das DAAD-Kompetenzzentrum erstmalig eine zweiteilige Veranstaltung im Format „KIWI Connect & Match“ durchgeführt, die am 18. und 19. Januar 2023 stattfand. Dabei wurde den deutschen und jordanischen Expertinnen und Experten eine Plattform geboten, um sich im virtuellen Raum fachlich auszutauschen. Der erste Teil diente der Diskussion aktueller Entwicklungen und ermöglichte es, gute Beispiele aus der Kooperationspraxis zu identifizieren; im zweiten Teil stand die aktive Vernetzung zwischen jordanischen und deutschen Hochschulen in Form eines strukturierten Matchmakings im Vordergrund.

Entrepreneurship: Perspektiven aus Deutschland und Jordanien
Zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung führten drei Expertinnen und Experten in das Themenfeld ein: Prof. Dr. Michael Frese von der Leuphana Universität in Lüneburg und der Asia School of Business in Kuala Lumpur stellte die Trainingsprogramme im Bereich Entrepreneurship vor, die in seiner Arbeitsgruppe entwickelt und international eingesetzt werden. Dabei ging er auch auf die Ergebnisse der Begleitforschung zur Wirksamkeit der Programme ein.

Das Bildungsangebot im Bereich Entrepreneurship in Jordanien ist vielfältig, wie Dr. Hadeel Al-Maaitah, Assistant Professor of Management at the Faculty of Economics and Administrative Sciences an der Hashemite University berichtete: Die jordanische Regierung setzt auf den wirtschaftlichen und digitalen Wandel des Landes und schafft so nach und nach attraktivere Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer. Rund um die Hauptstadt Amman sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Inkubatoren für Start-ups entstanden. Auch Entrepreneurship Education gewinnt zunehmend an Bedeutung in Jordanien: Viele Universitäten bauen Zentren für Innovation sowie Unternehmertum auf und entwickeln entsprechende Lehr- und Studienangebote: eine Chance besonders für junge Akademikerinnen im Land, die Beschäftigungsquote von Frauen ist dort vergleichsweise niedrig.  

Dr. Hadeel Al-Maaitah

Dr. Hadeel Al-Maaitah, Assistant Professor of Management at the Faculty of Economics and Administrative Sciences an der Hashemite University, forscht zu Arbeitsmarktchancen von Frauen in Jordanien.

Auch in der deutschen Hochschullandschaft ist das Thema Entrepreneurship angekommen: Sowohl an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften als auch an Universitäten in Deutschland gibt es ein breites Studienangebot für Unternehmertum. Wie Dr. Nida Baiwa erläuterte, nahm die Förderung von Aktivitäten im Bereich Entrepreneurship an Hochschulen bereits Ende der 1990er Jahre an Fahrt auf. Der Forscher am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität des Saarlandes koordiniert das DAAD-Projekt JUICEE, Developing Jordanian Universities’ Innovation Capacities and Entrepreneurship Education. Neben Start-up-Zentren, die das nationale Innovationssystem stärken und Synergien zwischen Universitäten, anderen Forschungsinstitutionen und der Industrie schaffen sollten, entstanden in den vergangenen Jahren auch Studiengänge, die sich schwerpunktmäßig mit diesem Fachgebiet auseinandersetzen. Mit universitären Ausgründungen sollte außerdem der Technologietransfer zwischen Hochschulen und der Wirtschaft verbessert werden.

„Die Gründe für die Förderung von Entrepreneurship unterscheiden sich von Region zu Region. In Metropolregionen wie Berlin oder München gibt es einen regelrechten Wettbewerb um die besten Ideen, so dass Start-up-Zentren an dortigen Hochschulen darauf fokussiert sein können, Studierende mit den besten Ideen zu fördern“, erklärte Dr. Bajwa. Grundsätzlich ziele die Entrepreneurship-Ausbildung in Deutschland darauf ab, Studierende und Forschende dazu zu bewegen, unternehmerischer Tätigkeit offener gegenüberzustehen, da in Deutschland die Bereitschaft, ein Unternehmen zu gründen, im internationalen Vergleich eher gering ausgeprägt ist. „Wenn Studierende und Forschende in Deutschland mindestens einmal während ihrer akademischen Laufbahn darüber nachgedacht haben, ein Unternehmen zu gründen, haben wir bereits viel erreicht“, so Bajwa.

Prof. Dr. Harald von Korflesch

Prof. Dr. Harald von Korflesch, Professor für Management im Fachbereich Informatik an der Universität Koblenz, nutzte das Matchmaking für den fachlichen Austausch mit den jordanischen Hochschulen.

Akademische Zusammenarbeit bietet Chancen für beide Länder
Die Gelegenheit zum Matchmaking am darauffolgenden Tag nahmen rund 50 Teilnehmende aus Deutschland und Jordanien wahr. Nachdem sich zunächst die Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Hochschulen im virtuellen Plenum vorgestellt hatten, bestand die Gelegenheit, sich in fünf Themenräumen vertieft auszutauschen. Hier präsentierten die jordanischen Teilnehmenden ihre jeweilige Institution sowie ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte im Bereich Entrepreneurship. Anschließend konnten gemeinsame Interessen und Kooperationsmöglichkeiten identifiziert werden.

In den Themenräumen zeichneten sich schon erste weiterführende Kontakte ab, und auch in einer Abfrage im Nachgang zu der Veranstaltung zogen die Teilnehmenden eine positive Bilanz: „Die ‚KIWi-Connect & Match‘-Veranstaltung hat nicht nur einen guten Überblick über die aktuellen Bemühungen in Jordanien gegeben, Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft weiter auszubauen und zu fördern. Die Veranstaltung hat darüber hinaus ein sehr gutes Matching zwischen deutschen und jordanischen Universitäten ermöglicht, das nun mit weiteren Aktivitäten ausgebaut werden kann“, so Prof. Dr. Harald von Korflesch von der Universität Koblenz.

Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit sieht auch Dr. Eva Haddad, Assistant Professor der School of Basic Sciences and Humanities an der German Jordanian University (GJU): „Ein solches Networking-Event zu ermöglichen, zu konzipieren und zu moderieren, ist eine wertvolle Sache. Was mich betrifft, so fand ich das Matchmaking präzise und bedacht, vor allem die Verbindungen und Synergien, die mit den deutschen Partnern entwickelt werden konnten. Wir stimmen beim Ansatz und bei der Motivation für unseren Entrepreneurship-Education-Prozess überein.“

Kooperationspotenziale zeigten sich schnell. Dabei erwies sich insbesondere die praxiserprobte Expertise im Bereich Entrepreneurship und Entrepreneurship Education der deutschen Hochschulen als anschlussfähig an das aufstrebende, dynamische Gründer-Ökosystem jordanischer Hochschulen mit entsprechenden Forschungs- und Lehrmöglichkeiten.

Nicht nur aus Deutschland und Jordanien, auch aus vielen weiteren Ländern und Regionen wird der Bedarf zu Matchmaking und fachlichem Austausch an den DAAD herangetragen. Geplant ist daher, mit diesem Format die Austausch- und Kontaktmöglichkeiten weiter zu stärken. Kommende „Connect & Match“-Veranstaltungen werden über die KIWi-Webseite und über den Pressespiegel Internationale Hochschulwelt angekündigt.

Johannes Kaufmann (9. Februar 2023)

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