Prof. Violeta Dinescu

Rumänien

Komponistin, Professorin für angewandte Komposition an der Universität Oldenburg

DAAD-Promotionsstipendium 1982–1984

Prof. Violeta Dinescu

Prof. Violeta Dinescu

Violeta Dinescu gilt als eine der bedeutendsten Komponistinnen unserer Zeit. „Ich bin ein akustischer Mensch. Wenn man für eine Sache Interesse entwickelt hat, wächst eine Offenheit und die wirkt Wunder“, sagt die 51-jährige Rumänin. „Ohne Offenheit bleibt der Mensch in seinen Erinnerungen stecken.“ Mit dem Interesse aber verhalte es sich wie bei „Alice im Wunderland“: „Man öffnet eine Tür und betrachtet einen Zaubergarten, und er ist der Anfang von vielen weiteren Gärten.“ Mit ihrer Musik möchte Violeta Dinescu jedem Menschen einen Schlüssel geben, der ihn in seinen Garten führt. Über 50 Preise und Auszeichnungen hat die Professorin für angewandte Komposition, die sie seit 1996 an der Universität Oldenburg lehrt, erhalten. Ihr umfangreiches musikalisches Werk reicht von Instrumentalmusik, Chorliteratur, Filmmusik, Ballettkompositionen bis hin zu Opern. Die am Bukarester Konservatorium ausgebildete Künstlerin will nicht nur schöne Klänge schaffen, sondern mit der Musik etwas sagen. „Die Mathematik hat mir geholfen, den Weg zu meiner eigenen Sprache zu gehen.“ Mathematische Modelle bilden den Ausgangspunkt für ihr „musikalisches Bauwerk“.

Mein Doktorvater meinte: Komponieren Sie Ihre Oper, das ist wichtiger, denn das Theater wartet nicht.
− Violeta Dinescu

Nach der dramatischen Oper „Hunger und Durst“, mit der ihr 1986 in Freiburg der Durchbruch gelang, schuf Violeta Dinescu die Kinderoper „Der 35. Mai“. Immer nur eine Richtung verfolgen, widerspreche dem Auf und Ab des Lebens. Das Komponieren sei die unmittelbare Verbindung mit den Lebensstrukturen, so die Schülerin der weit über Rumänien hinaus bekannten Myriam Marbe. Ein Preis führte die junge Komponistin 1982 nach Deutschland. In Heidelberg öffnete ihr der bedeutende Musikforscher Ludwig Finscher Türen, und sie bewarb sich erfolgreich für ein Promotionsstipendium des DAAD. Ihre Doktorarbeit hat sie dann doch nicht geschrieben. „Mein Doktorvater meinte: Komponieren Sie Ihre Oper, das ist wichtiger, denn das Theater wartet nicht.“ Es folgten Dozenturen in Heidelberg, Frankfurt und Bayreuth und jetzt Oldenburg, wo sie seit 2006 auch den bekannten Ossietzky-Wettbewerb für Komposition koordiniert.

Wäre sie in Deutschland aufgewachsen, wäre sie nicht so weit gekommen, meint sie. „In Rumänien musste ich nie beweisen, dass eine Frau komponieren kann. Wenn ich ständig gegen Vorurteile hätte kämpfen müssen, dann hätte ich irgendwann etwas anderes gemacht“, sagt Violeta Dinescu − eine Komponistin, deren Werke heute aus deutschen Konzertprogrammen nicht mehr wegzudenken sind.

Stand: 2015-09-26