Prof. Dr. Jürgen Margraf

Deutschland

Psychologe

DAAD-Stipendium 1983–1984

Porträt Prof. Dr. Jürgen Margraf

Porträt Prof. Dr. Jürgen Margraf

Wie entstehen Angst- und Panikstörungen? Wie kann man sie therapieren? Diese Fragen beschäftigen den 1956 geborenen Psychologen Jürgen Margraf seit vielen Jahren. Er gilt als führender Experte in der klinischen Psychologie und der Psychotherapie. Sein Ansatz: Panikstörungen können durch ganz subjektive psychologische und physiologische Faktoren bedingt sein. Panikattacken werden oft durch eine vom Patienten wahrgenommene Beschleunigung des Pulsschlages ausgelöst – selbst wenn der Herzschlag in Wirklichkeit völlig unverändert bleibt. Diese Erkenntnis bietet den Ansatz für neuartige psychotherapeutische Therapien.

Was haben Goethe, Freud und Brecht gemeinsam? Alle drei waren nicht nur erfolgreiche Autoren, sondern litten auch unter Angststörungen, die heutzutage als Panikstörungen diagnostiziert werden.
– Jürgen Margraf

Immer wieder hat Margraf versucht, Vorurteile gegen diese Krankheit auszuräumen, die lange als unheilbar galt. So weist er daraufhin, dass auch prominente Menschen wie Goethe, Freud und Brecht unter Angststörungen litten, die sie aber offensichtlich nicht von einem erfolgreichen Leben abgehalten haben. Seine Analyse des Krankheitsverlaufes ist als das „Margrafsche Teufelskreismodell“, die Behandlung als „Marburger Therapiemodell“ bekannt geworden. Unter seinen zahlreichen Publikationen gilt das dreibändige „Lehrbuch der Verhaltenstherapie“ als Standardwerk.

Nach Psychologiestudium, Promotion in Tübingen und Habilitation in Marburg bekam er 1992 seine erste Professur an der Freien Universität Berlin, nahm 1993 einen Ruf an die Technische Universität Dresden an und ging 1999 als Ordinarius für Klinische Psychologie und Psychotherapie an die Universität Basel. Dort erreichte ihn 2009 der Ruf auf eine Humboldt-Professur an die Ruhr-Universität Bochum. Diese hoch dotierte Auszeichnung soll es herausragenden Wissenschaftlern ermöglichen, unter guten Bedingungen langfristig an deutschen Hochschulen zu arbeiten. An der Universität Bochum übernahm Jürgen Margraf den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie und – damit verbunden – die Leitung  eines Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit. Margraf hatte außerdem leitende Funktionen in zahlreichen Gremien inne: Unter anderem war er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie der Deutschen Bundesregierung, Direktor des Schweizerischen Nationalen Forschungsschwerpunktes „sesam“ zur psychischen Gesundheit und Präsident des europäischen Dachverbandes für Verhaltenstherapie. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und leitete als Präsident zwischen 2012 und 2014 die Deutsche Gesellschaft für Psychologie.

1983/1984 verbrachte Margraf ein Jahr als DAAD-Stipendiat an der Stanford University. Die Möglichkeit, ein Jahr lang an einer der besten Universitäten der Welt in der Forschung zu arbeiten, betrachtet der Wissenschaftler heute als Glücksfall und Weichenstellung für seine wissenschaftliche Karriere.

Stand: 2015-10-04