Dr. Karamba Diaby

Deutschland

Politiker, Bundestagsabgeordneter und Integrationsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion

DAAD-Stipendium 1986-1991

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Sozialer Zusammenhalt und die Chance auf Bildung bestimmen das Leben eines Menschen nachhaltig – das weiß Dr. Karamba Diaby aus eigener Erfahrung. Als Waise wuchs er im Senegal bei seiner Schwester auf und konnte nur durch die Unterstützung seines Bruders ein Studium der Biologie und Geologie auf Lehramt an der Universität Dakar beginnen. „Ich war sehr froh, als ich ein Stipendium der ehemaligen DDR über die Organisation International Union of Students in Prag erhielt, denn aus finanziellen Gründen konnte ich mein Studium in Dakar nicht weiter fortsetzen“, erinnert sich Diaby. „Die Organisation vermittelte junge Menschen aus der ganzen Welt in den damaligen Ostblock, und ich landete in Halle.“

Ohne das DAAD-Stipendium hätte ich Deutschland verlassen müssen und wäre wohl auch nie Bildungspolitiker geworden.
– Karamba Diaby

Dort studierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Chemie, doch mit dem Mauerfall 1989 stellte sich erneut die Frage der Finanzierung. „Das Land, das mir ein Stipendium ermöglicht hatte, verschwand so langsam, und wir ausländischen Studierenden wussten nicht, ob wir auch ohne Stipendium bleiben dürfen.“ Der DAAD übernahm nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 die Förderung, und Diaby konnte damit sein Studium abschließen. „Ohne das DAAD-Stipendium wäre ich wohl heute nicht da, wo ich bin, und das meine ich zunächst nur geografisch. Ich lebe seit über 30 Jahren in Halle. Ich hätte Deutschland verlassen müssen und wäre wohl auch nie Bildungspolitiker geworden. Es ist eine schöne Entwicklung der Geschichte, dass ich heute im Deutschen Bundestag der Berichterstatter für den DAAD bin.“

Nach seinem Studium promovierte Diaby an der Martin-Luther-Universität im Fach Geoökologie und arbeitete anschließend in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen im Bereich Bildung, Jugendpolitik, Vielfalt und Menschenrechte. „Ich war Vorsitzender des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats und habe davor für Organisationen wie Eine-Welt-Haus Halle e.V. als interkultureller Trainer gearbeitet“, so Diaby „Dabei habe ich beispielsweise in Schulen über Rassismus, Diskriminierung und Nachhaltigkeit aufgeklärt. Das war eine sehr intensive Zeit für mich, in der ich viele Menschen kennengelernt und viel von ihnen gelernt habe.“

Im Jahr 2008 trat er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. „Es gab viele Probleme, die gelöst werden mussten wie beispielsweise die Vermögensverteilung, Armut und der ungleiche Zugang zu Bildung“, sagt er. „Politik wird von vielen Akteuren in der Gesellschaft betrieben, doch die Parteien nehmen eine zentrale Rolle im politischen System ein.“ 2009 wurde Diaby in den Stadtrat von Halle gewählt, in dem er sich bis 2015 engagierte. Von 2011 bis 2013 war er zudem als Referent im Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt tätig. Im Sommer 2013 zog er als SPD-Kandidat in Halle in den Wahlkampf – und anschließend als erster in Afrika geborener Schwarzer Mensch in den Deutschen Bundestag ein. Seit seiner Wiederwahl 2017 ist er als Mitglied im Bildungsausschuss des Bundestags aktiv. Interkulturelle Verständigung, ein solidarisches Miteinander, Bildung und Integration – bis heute setzt sich Diaby für diese Themen ein. Dabei registriert er eine wachsende Spannung in Deutschland. „Ich kämpfe deshalb mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen für ein Demokratiefördergesetz und damit für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, sagt Karamba Diaby.

Stand: 15.11.2019