Dr. Amel Karboul
Tunesien
Vorstandsvorsitzende, ehemalige tunesische Tourismusministerin
DAAD-Stipendium 1991–1996
Nach 24 Jahren in Europa kehrte sie in ihr Heimatland zurück: Amel Karboul, Jahrgang 1973, gestaltete ab Januar 2014 als Tourismusministerin für ein Jahr den Wandel Tunesiens mit. „Ich konnte in Deutschland studieren, weil Tunesien das zusammen mit dem DAAD ermöglicht hat.“ In ihrem politischen Amt hatte sie das Gefühl, sie könne etwas zurückgeben und Teil eines historischen Moments sein. Amel Karboul ist stolz auf ihr Land, zu dem sie immer den Kontakt gehalten hat: „Wir haben so viele Schätze in diesem Land: Karthago, das Kolosseum von El Djem und viele römische Ausgrabungen, die Wüste im Süden, im Norden die Berge.“
Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Studiums in Deutschland haben mich sehr geprägt.
– Amel Karboul
Karboul selbst fällt es nicht schwer, ausländischen Gästen von den Vorzügen ihres Landes zu erzählen: Die ehemalige Ministerin spricht sieben Sprachen und ist im Umgang mit fremden Kulturen mehr als vertraut. Vor ihrer Amtszeit als Ministerin gründete sie nach mehreren Jahren in der Automobilindustrie und als Partnerin großer Beratungsunternehmen im Jahr 2007 ihre eigene Firma „Change, Leadership & Partners“ mit Büros in Köln, Tunis, London und Virginia. Karboul beriet Topmanager, reiste um den ganzen Globus bis sie Anfang 2014 dem Ruf zurück in ihr Heimatland folgte. Gleichzeitig sorgt sie gemeinsam mit ihrem deutschen Mann Marcus Gottschalk für ihre beiden Töchter.
Karriere und Kinder erfordern viel Organisationstalent, das Karboul bereits während ihres Studiums in Deutschland an den Tag legte. Die damalige DAAD-Stipendiatin studierte Maschinenbau an der Universität Karlsruhe und schloss nach nur acht Semestern ihr Ingenieursstudium als Jahrgangsbeste ab. Die Gestaltungsfreiheit an deutschen Universitäten reizte sie dabei besonders. Und die deutsche Mentalität schätzt die Tuneserin bis heute: „Ich mag einfach diese direkte und offene Art. Die Leute arbeiten selbstständig, gleichzeitig stellen sie sich selbst in Frage, sind kritisch, wollen die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen. Deshalb gibt es in Deutschland so viele innovative Kräfte.“ Amel Karboul verfolgte in ihrer Amtszeit ehrgeizige Ziele: „Ich will nicht eine Saison retten, sondern zwanzig. Ich finde es wichtig, eine langfristige Vision zu haben. Vielleicht ist das meine deutsche Seite. Und wenn ich nur die ersten beiden Schritte mache, dann macht der nächste nach mir die nächsten Schritte.“
Von 2015 bis 2017 arbeitete die Geschäftsfrau als Generalsekretärin des „Maghreb Economic Forum“; seit November 2017 ist sie Vorstandsvorsitzende eines globalen Bildungsfonds mit Fokus auf Afrika und den Nahen Osten. Der Fond hat das Ziel, Beiträge von Hilfsorganisationen, philanthropischen Spendern, Stiftungen und Unternehmen zu bündeln. Auf diese Weise hofft Amel Karboul, neue Quellen privaten Kapitals einzubringen und eine bedeutsame Veränderung im Leben und Lernen von Kindern in Afrika und im Nahen Osten herbeizuführen.
Stand: 2018-04-06