Die Stimme Afrikas verstärken

Dr. Michelle North

Klimaschutz für Afrika: Tswalu Kalahari Reservat (hier eine Aufnahme aus Südafrika) – ein Hotspot der Biodiversität, der sich vor allem über das Staatsgebiet von Namibia und Botswana erstreckt.

Zum zweiten Mal findet Anfang Dezember die international besetzte DAAD climapAfrica Fachkonferenz statt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Programm leistet seit Mitte 2019 einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und die Wissenschaftsförderung in Afrika. In den vergangenen anderthalb Jahren hat es bereits einiges in Bewegung gesetzt.

Wenn sich Anfang Dezember renommierte Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt auf der climapAfrica-Konferenz virtuell mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen in Afrika auseinandersetzen, steht auch Dr. Lydia M. Chabala auf der Rednerliste. Die Agrarwissenschaftlerin ist Dozentin an der University of Zambia. Ihr Forschungsfeld ist nachhaltiges Landmanagement. Sie arbeitet unter anderem daran, aktuelle Ansätze des maschinellen Lernens in der Bodenkunde anzuwenden, um die Wechselwirkungen zwischen Klima und Landnutzung in landwirtschaftlichen Systemen zu bewerten. Auf der Konferenz berichtet sie über ihre Forschungsergebnisse. Dr. Lydia M. Chabala ist Fellow des DAAD-Förderprogramms „climapAfrica“ (Climate change research Alumnis and Postdocs in Africa). Wie all ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Programm erhält sie auf der Konferenz die Chance, sich auf einer größeren internationalen Bühne zu präsentieren und in der Klimaforschungswelt zu vernetzen.

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Privat

Die Agrarwissenschaftlerin Dr. Lydia M. Chabala ist Fellow des DAAD-Förderprogramms „climapAfrica“.

Wandel durch Wissenschaft
climapAfrica richtet sich an Postdoktorandinnen und Postdoktoranden und damit an zukünftige Führungskräfte aus Afrika. Es zielt darauf ab, anwendungsorientierte Forschung zur Bekämpfung des Klimawandels im südlichen und westlichen Afrika zu fördern und sichtbar zu machen. Der DAAD setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Programm in Kooperation mit den Wissenschaftszentren für Klimawandel und alternative Landnutzung im südlichen Afrika (SASSCAL) beziehungsweise in Westafrika (WASCAL) um. „Die große Fachkonferenz ist eine zentrale Veranstaltung im Rahmen des Programms“, sagt Gudrun Chazotte, programmverantwortliche Referatsleiterin im DAAD. „Sie bietet eine Plattform zur Stärkung der internationalen Forschungs-Netzwerke zwischen Afrika und Deutschland und effiziente Möglichkeiten zum fachlichen Austausch“, ergänzt Simone Kolz, DAAD-Referentin des climapAfrica Programms. 

Der kontinuierliche fachspezifische Austausch findet das ganze Jahr über in den sieben climap-Africa-Arbeitsgruppen Landwirtschaft, Landnutzung, indigenes Wissen, Meteorologie, Tier- und Pflanzenforschung, Klimatologie sowie Biodiversität statt. „Sie dienen als Plattform, auf der Fellows und Alumni mit Fachkolleginnen und -kollegen, regionalen und internationalen Expertinnen und Experten sowie mit Praktikerinnen und Praktikern aus Ministerien, internationalen Organisationen und NGOs in Kontakt treten, gemeinsam arbeiten und so ein Netzwerk in ganz Afrika aufbauen können“, erläutert Niels Böhm, DAAD-Referent im climapAfrica-Programm. Über die AGs erhalten sie praxisnahe Beratung und Zugang zu fachlichem und methodischem Know-how für den nächsten Schritt in ihrer akademischen Karriere. „Dazu trägt auch das Training ‚Advocacy for Research Output‘ bei, das bei den Teilnehmenden besonders viel Anklang fand. Hier geht es darum, die Forschungsergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Politikebene zu übertragen“, sagt Simone Kolz.

Hohe Eigendynamik
Mitte 2019 haben die Vorbereitungen für das Programm begonnen. Die ersten 20 Fellows sind im Frühjahr 2020 gestartet. Seitdem hat die Arbeit im Programm trotz der pandemiebedingten Einschränkungen bereits einiges in Bewegung gebracht. Aktuell werden Forschungsprojekte von rund 82 Fellows aus über 30 afrikanischen Staaten betreut – 30 weitere Forscherinnen und Forscher kommen Anfang 2022 dazu. Ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten bleiben als Mitglieder der Arbeitsgruppen im Netzwerk aktiv. Rund 150 Veröffentlichungen haben die Geförderten in den vergangenen anderthalb Jahren in international beachteten Fachzeitschriften platzieren können. Der DAAD hat programmbegleitend zudem rund 50 Veranstaltungen organisiert – darunter Policy-Dialoge, Netzwerktreffen sowie Methodenworkshops oder Softwaretrainings. Die Initiatorinnen und Initiatoren freut besonders, dass die sieben Arbeitsgruppen eine beeindruckende Eigendynamik entwickelt haben. „Wir liefern an dieser Stelle nur die notwendigen Vernetzungstools und Plattformen. Die Organisation und die Initiativen auf operativer Ebene steuern die AGs selbst“, erklärt Christian Schäfer, Leiter des Referats Forschung und Studien beim DAAD. „Auf diese Weise kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst aktiv ins Tun. Das ist es, was aus unserer Sicht nachhaltig über das Programm hinaus wirkt.“

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KIT

Prof. Dr. Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung begleitete das Programm climapAfrica bereits in verschiedenen Rollen.

Essenzielles indigenes Wissen
Auch Prof. Dr. Andreas Fink ist von der Wirkung des Programms überzeugt. Der Meteorologe forscht am Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) -  und hat climapAfrica bereits in verschiedenen Rollen begleitet – als Gutachter, als Fellow-Betreuer, als Redner und Workshopleiter. „Das Programm ermöglicht einem topausgebildeten afrikanischen Nachwuchs, sich aus seinem aktuellen universitären Umfeld ein Stück weit herauszulösen, um für seine Region angewandte Forschung zu betreiben“, sagt er. Das sei umso wichtiger für die internationale Klimaforschung, weil die afrikanischen Kolleginnen und Kollegen ihr ureigenes Wissen über die Bedürfnisse, die Situation und die Menschen vor Ort einbringen. Fink: „Sie können uns viel genauer sagen, was wirklich vor Ort gebraucht wird.“ 

Im Fall von Lydia M. Chabala ist dieser Plan aufgegangen. „Das Stipendium hat mir die einmalige Gelegenheit geboten, mit Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Forschungsinteressen in Afrika und Deutschland zusammenzuarbeiten und mich mit ihnen auszutauschen“, sagt sie. Im Dezember wechselt sie vom Fellow- in den Alumna-Status und will definitiv weiter aktiv bleiben. „Ich möchte an Mentoring-Initiativen teilnehmen, die auch weiterhin den Nachwuchs befähigen, mit Ansätzen und Methoden auf höchstem Niveau Lösungen für dringende Bedürfnisse in Afrika zu finden.“ Ein Beispiel ist etwa die Entwicklung von Anbaumethoden für Kakaopflanzen, die eine höhere Dürretoleranz ermöglichen.

Höchste politische Relevanz
Was climapAfrica bewirkt, zeigt sich schließlich nicht zuletzt am Teilnehmerfeld der Konferenz. So werden unter anderem mit Dr. Debra Roberts und Professor Hans-Otto Pörtner zwei Mitglieder des Weltklimarates IPCC mit Beiträgen vertreten sein. „Sie werden dem Nachwuchs unter den Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern sehr gut aufzeigen können, worauf es bei der Bekämpfung des Klimawandels aktuell wirklich ankommt und wie man seine Forschungsergebnisse dort anbringt, wo sie wirklich gesellschaftspolitische Wirkung entfalten können“, meint Böhm. Das Programmteam ist zugleich stolz darauf, dass climapAfrica bereits anderthalb Jahre nach seinem Start von einflussreichen Institutionen als relevante Plattform wahrgenommen wird. Böhm: „Der Weltklimarat etwa kann die Konferenz nutzen, um seine Botschaften an Nachwuchsführungskräfte aus Afrika zu adressieren. Umgekehrt hört er hier aber auch ganz unmittelbar die Stimme Afrikas.“

Melanie Rübartsch (2. Dezember 2021)