„Neuland im wissenschaftlichen Austausch“

Ende der Brexit-Übergangsphase

Am 31.12.2020 endet die Übergangsphase nach dem Brexit. Mit Beginn des neuen Jahres ändern sich für Studierende, Forschende und Hochschulen verschiedene Regelungen und Programme. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat die zentralen Änderungen zusammengetragen und zudem festgehalten, wo zunächst alles so bleibt wie bisher.

Parlamentsgebäude und Big Ben in London

„2021 betreten wir beim wissenschaftlichen Austausch mit dem Vereinigten Königreich Neuland. Viele der bisherigen Wege der Zusammenarbeit sind unklar oder nicht mehr begehbar“, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Eins ist aber klar: Der Brexit ist auch für uns Deutsche ein großer Verlust. Wir verlieren ein zentrales Partnerland in der EU, das immer noch viele von Europas besten Universitäten beherbergt.“ Für Studierende, Forschende und Hochschulen ergäben sich ab 2021 verschiedene Änderungen, einige Austauschprogramme würden aber zunächst unverändert fortgeführt. „Trotz aller Unsicherheiten: Das Vereinigte Königreich ist bei deutschen Studierenden und Forschenden äußerst beliebt, wir verzeichnen derzeit starke Zuwächse bei den Bewerbungen für DAAD-Stipendien“, so Mukherjee. Die Zahlen für das akademische Jahr 2020/2021 seien um rund 40 Prozent gestiegen.

Visapflicht für Studierende
Deutsche Studierende, die länger als sechs Monate an einer britischen Universität studieren wollen, benötigen ab 2021 ein Visum. Unklar ist derzeit, welche Visumsbestimmungen zukünftig für Praktika und Freiwilligeneinsätze gelten. Zudem wird es für deutsche Studierende teurer: Sie verlieren ab dem akademischen Jahr 2021/2022 den sogenannten „Home Fee Status“. Britische Hochschulen können dann für Studierende aus der EU die deutlich höheren Gebühren für internationale Studierende erheben. Studierende, die im aktuellen akademischen Jahr 2020/2021 ein Studium im Vereinigten Königreich beginnen, zahlen noch die niedrigeren „Home Fees“, auch wenn ihre Kurse beispielsweise erst im Januar 2021 starten. Darüber hinaus fällt für Studierende ab 2021 eine Visumsgebühr und eine Zahlung für den nationalen Gesundheitsdienst National Health Service an, auch eine Bewerbung für die nationalen Studienkredite ist für Studierende aus Deutschland nicht mehr möglich. 
Auch für Studierende aus dem Vereinigten Königreich kann es Änderungen geben: Sie sollten sich bei einer Einreise in die EU nach dem 31. Dezember 2020 vorab nach neuen Einreisebestimmungen erkundigen.

Erasmusaustausch bis 2023 möglich, danach ungewiss
Über die zukünftige Beteiligung des Vereinigten Königreichs am Erasmusprogramm ist noch nicht entschieden. Klar ist bereits jetzt, dass das Land weiterhin an der aktuellen Programmgeneration teilnimmt. Damit sind in den laufenden Projekten (2019 und 2020) der innereuropäischen Förderlinie „Mobilität“ Personal- und Studierendenaustausch bis zum 31. März 2023 möglich. Hier fallen auch wie bisher keine Studiengebühren an. Die neuen Visabestimmungen ab Januar 2021 gelten natürlich auch für den Erasmusaustausch. Kooperationsprojekte in den Förderlinien „Leitaktion 2 und 3“ sowie „Erasmus Mundus“ und „Jean Monnet-Aktivitäten“, die bis einschließlich 2020 bewilligt wurden, sind ebenfalls über die gesamte Projektdauer förderfähig. 

Hürden für Hochschulen 
Die deutschen Hochschulen müssen sich ebenfalls darauf einstellen, dass administrative Hürden für einen Austausch mit ihren britischen Partnerhochschulen höher werden, beispielsweise bei der längeren Entsendung von Dozentinnen und Dozenten. Kurzaufenthalte von Studierenden, Forschenden und Lehrenden von bis zu sechs Monaten sind allerdings – unter bestimmten Bedingungen – zukünftig auch ohne Visum weiterhin möglich. Zudem ist bislang nicht geklärt, auf welcher rechtlichen Grundlage ein Datenaustausch mit dem Vereinigten Königreich ab 2021 stattfinden soll. 

Vereinigtes Königreich bei Studierenden weiterhin sehr beliebt
Laut der aktuellen Ausgabe von „Wissenschaft weltoffen 2020“ liegt das Vereinigte Königreich in der Beliebtheitsskala deutscher Studierender im Ausland weiterhin auf Rang 3. Bei der letzten Erhebung studierten knapp 16.000 Deutsche auf den britischen Inseln. Während die Zahlen deutscher Studierender beispielsweise in den Niederlanden oder der Schweiz in den letzten Jahren leicht gesunken sind, stiegen die Zahlen für das Vereinigte Königreich um rund drei Prozent an. Bei deutschen Promovierenden liegt das Land sogar auf dem zweiten Platz hinter der Schweiz: Bei der letzten Erhebung waren 2.000 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für Forschungsaufenthalte im Land.