Empfehlungen zum akademischen Austausch

Mehr Wissenschaftskooperationen mit Belarus

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat heute Empfehlungen zur Entwicklung des wissenschaftlichen Austausches mit Belarus veröffentlicht. In dem Impulspapier regt der DAAD an, in der aktuellen Situation den wissenschaftlichen Austausch aufrechtzuerhalten und auszubauen, um Gesprächskanäle offenzuhalten und Wandel zu ermöglichen.

Menschen protestieren


Seit den Wahlen Anfang August demonstrieren in Belarus hunderttausende Menschen für einen friedlichen Wandel, die staatlichen Organe gehen unter Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten vor. Auch Studierende, Forschende und Lehrende, Universitäten und Forschungseinrichtungen sind in die schwierige Situation involviert und engagieren sich für Freiheit und Demokratie. In dieser Lage hat das DAAD- nach Beratung mit einer Expertenrunde ein Impulspapier verfasst, um aufzuzeigen, wie deutsche Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen Institutionen in Belarus unterstützen können. 

„Wir wollen mit dem Papier die stärker in den Fokus der deutschen Wissenschaftsgemeinde und der Öffentlichkeit rücken. Wissenschaftlicher Austausch hält in schwierigen Zeiten Gesprächskanäle offen, schafft vielfältige Verbindungen zwischen Wissenschaftssystemen und bietet international vernetzten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort einen gewissen Schutz. Entsprechend verdoppeln wir als DAAD die Quote für belarussische Studierende und Forschende, um mehr Chancen für Austausch und Wandel zu schaffen“, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. 

Das Impulspapier mit dem Titel „Wissenschaftskooperationen mit Belarus. Chancen der Zusammenarbeit in einer außenwissenschaftspolitisch herausfordernden Lage“ fasst Empfehlungen von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Institutionenzusammen. Sie betonen darin, wie zentral der Aufbau von vertrauensvollen persönlichen Beziehungen für mögliche Kooperationen mit Belarus sei. Auch regen sie an, insbesondere mit jüngeren Forschenden zu kooperieren, um diese zu stärken und so einen Beitrag zum Generationswechsel an den belarussischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu leisten. Zudem gelte es, auch Universitäten außerhalb der Hauptstadt Minsk stärker in Projekte mit einzubeziehen und Kooperationsmöglichkeiten in trilateralen Projekten zu nutzen, insbesondere wenn neben belarussischen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Nachbarländern Polen oder Litauen einbezogen würden. 

Förderung der Osteuropaforschung 

Daher ruft der DAAD die dazu auf, sich auf derzeit ausgeschriebene Programme zum Ausbau von Hochschulkooperationen mit Belarus zu bewerben. Dabei geht es auch darum, die regionalwissenschaftliche Lehre und Forschung zu Belarus zu stärken. „Wir wollen mit gezielten Förderungen gerade jetzt die bestehenden Zentren für Mittel- und Osteuropaforschung an deutschen Hochschulen stärken und sie befähigen, sich intensiver mit Belarus, dem partnerschaftlichen Austausch mit dem Land und seinen Bürgerinnen und Bürgern zu beschäftigen“, so Joybrato Mukherjee.
Der DAAD werde ab 2021 die Arbeit der Belarusisch-Deutschen Geschichtskommission fördern, die seit Anfang 2020 besteht. Sie ist mit 16 Historikerinnen und Historikern aus beiden Ländern besetzt und setzt sich insbesondere für die gemeinsame Erforschung der belarussischen und der deutschen Geschichte und ihrer transnationalen und wechselseitigen Bezüge ein. Träger sind die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde und die Nationale Akademie der Wissenschaften der Republik Belarus. Die Kommission wird aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanziert.

DAAD-Kompetenzzentrum

Das unterstützt deutsche Hochschulen mit einem passgenauen Beratungs- und Wissensangebot aktiv beim Aufbau und der Weiterentwicklung ihrer internationalen Kooperationen. Es bündelt die Expertise des DAAD und bietet den deutschen Hochschulen eine zentrale Anlaufstelle, um sie gezielt und individuell bei der Umsetzung von internationalen Projekten zu unterstützen – gerade auch in den Ländern, die bisher weniger im Fokus der Hochschulen stehen oder die besondere Rahmenbedingungen für die Kooperation aufweisen.