Swetlana Alexijewitsch

Belarus

Schriftstellerin, Nobelpreis für Literatur 2015

Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD 2011–2012

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Sie ist die vierte Literaturnobelpreisträgerin unter den früheren Gästen des Berliner Künstlerprogramms (BKP) des DAAD: Swetlana Alexijewitsch wurde von der schwedischen Akademie „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“ mit dem Literaturnobelpreis 2015 geehrt. 2013 erhielt die weißrussische Schriftstellerin bereits den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine als Tochter einer Ukrainerin und eines Weißrussen geboren, entwirft in ihren Arbeiten ein Bild der Lebenswelt der Menschen in Weißrussland, Russland und der Ukraine durch Gespräche mit Zeitzeugen. Auf diese Weise vertieft sie mittels einer „Collage von menschlichen Stimmen unsere Kenntnis einer historischen Epoche“, so die Nobelpreis-Akademie.

Dank des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und den Begegnungen mit seinen Gastkünstlern aus aller Welt habe ich die ganze Zeit über gespürt, wie sich mein Blick weitet und mein Herz öffnet.
– Swetlana Alexijewitsch

Ihr literarisches Verfahren entwickelte Swetlana Alexijewitsch bereits in ihrem ersten Werk „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ – in der Sowjetunion durfte das Buch über Schicksale sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg allerdings erst nach zweijähriger Verzögerung mit Beginn der Perestroika im Jahr 1985 erscheinen. Die Schriftstellerin mischte sich immer wieder in aktuelle politische Diskussionen ein und wandte sich mit ihren nach Wahrheit strebenden, poetischen Dokumentationen gegen propagandistische Lügen. Auch in ihrer Nobelpreisrede übte sie Kritik: „Ich bin so kühn zu sagen, dass wir die Chance verpasst haben, die wir in den 1990er-Jahren hatten. Es herrscht wieder eine Zeit der Stärke. Russen kämpfen gegen Ukrainer. Gegen Brüder.“ Auf die Zeit der Hoffnung folge eine Zeit der Angst. „Die Zeit dreht sich zurück. Eine Secondhand-Zeit.“ 

Ihr jüngstes Werk „Second-Hand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ vollendete Alexijewitsch als Gast des BKP in den Jahren 2011 und 2012. „Berlin ist eine Stadt, die das gesamte tragische 20. Jahrhundert durchlebt hat und von ihm gezeichnet ist“, sagt sie. „Dank des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und den Begegnungen mit seinen Gastkünstlern aus aller Welt habe ich die ganze Zeit über gespürt, wie sich mein Blick weitet und mein Herz öffnet. Und dies hat mir bei der Arbeit an meinem Roman geholfen.“

Im Mai 2015 war Swetlana Alexijewitsch erneut auf Einladung des BKP in Berlin, um an einem gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ausgerichteten Podiumsgespräch mit Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier, der Trägerin des Deutschen Buchpreises Ursula Krechel und dem israelischen Videokünstler Dani Gal im Maxim-Gorki-Theater im Rahmen von „50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland – Israel“ teilzunehmen. Im Zuge dieses Besuchs schrieb sie über ihre Zeit beim Berliner Künstlerprogramm: „Berlin hat es mir ermöglicht, alles aus der Distanz zu betrachten, von einer friedlichen Warte aus. Nun kann ich sagen: Ich bin kein Mensch, der dem östlichen Europa angehört – ich bin Europäerin.“