„Wissenschaft weltoffen 2018“: Auch die Verwaltung im Fokus

TUHH

Klaus-Joachim Scheunert ist seit 2004 Kanzler der Technischen Universität Hamburg

Bei der Internationalisierung der Hochschulen geht es nicht allein um Forschung und Lehre. Auch alle administrativen und organisatorischen Bereiche sind gefragt. „Wissenschaft weltoffen“, die zentrale Informationsquelle für alle, die sich zur internationalen Mobilität von Studierenden und Akademikern informieren möchten, widmet 2018 der Internationalisierung des nicht-wissenschaftlichen Hochschulpersonals ein Fokuskapitel. Lesen Sie dazu folgendes Interview mit Klaus-Joachim Scheunert, Kanzler der Technischen Universität Hamburg.

Herr Scheunert, welche Ziele sollten aus Ihrer Sicht mit der Internationalisierung des nicht-wissenschaftlichen Hochschulpersonals verbunden sein?

Klaus-Joachim Scheunert: Internationalisierung ist eine Aufgabe, die sich – mehr oder minder stark – allen Bereichen der Hochschulverwaltung stellt. Besonders wichtig scheint mir die Betreuung der internationalen Studierenden sowie des internationalen wissenschaftlichen Personals zu sein. Ausländischen Studierenden und Forschenden sollte an den Hochschulen nicht nur mit Höflichkeit, sondern auch mit außergewöhnlicher Hilfsbereitschaft begegnet werden. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist die Kenntnis fremder Sprachen und darüber hinaus fremden kulturellen Verhaltens und ungewohnter kultureller Erwartungen notwendig.

Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit das nicht-wissenschaftliche Hochschulpersonal die Internationalisierungsprozesse an den Hochschulen angemessen unterstützen kann?

Neben Sprachenkenntnissen und Kenntnissen der kulturellen Besonderheiten als Grundvoraussetzungen bei den Beschäftigten gehört das Bereitstellen der für Studium und wissenschaftliche Arbeit erforderlichen Informationsmaterialien in einer oder in mehreren Fremdsprachen zu den notwendigen organisatorischen Voraussetzungen. Auch im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist es notwendig, dass die einschlägigen Hinweise in den Laboren und Werkstätten von allen Studierenden und vom wissenschaftlichen Personal verstanden werden. Insoweit sind die Fachkräfte für Arbeitssicherheit personell und organisatorisch ebenfalls in den Internationalisierungsprozess eingebunden. Für Einzelfragen bietet es sich auch an, Kontakte zu Fach-Übersetzungsbüros zu haben.

Welche Maßnahmen sind dabei aus Ihrer Sicht besonders wichtig?

Während die Informationsmaterialien für die Aufnahme eines Studiums häufig in englischer Sprache vorhanden sind, gilt dies zum Beispiel für die Dokumente und Informationen der Personalverwaltung nicht. Auch wenn Arbeitsverträge in englischer Sprache vorliegen, ist damit den Anforderungen noch nicht genügt. Um die Informationsbedürfnisse internationaler Beschäftigter zu befriedigen, müssen zum Beispiel auch Erläuterungen zum Tarifvertrag (TV-L) und andere Informationen aus dem Arbeitsrecht fremdsprachig vorhanden sein. Genauso wie deutsche Beschäftigte fragen auch internationale Beschäftigte nach den Gründen für die Zuordnung zu einer Erfahrungsstufe des TV-L. Wenn die erlebte Nachfrage ein richtiges Maß für die Wichtigkeit einer Maßnahme ist, dann ist die Internationalisierung der Personalverwaltung meiner Meinung nach besonders wichtig.

Welche Schwierigkeiten und Probleme sehen Sie vor allem, die bei einer weiteren Internationalisierung des nicht-wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen überwunden werden müssen?

Die Hauptschwierigkeit sehe ich darin, Personen mit internationalem Hintergrund in ausreichender Anzahl und „Diversität“ für die Hochschulverwaltung zu rekrutieren. Nur durch Natives kann dem Anspruch, internationalen Studierenden und Beschäftigten nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell angemessen zu begegnen, genügt werden. Dieses Ziel ist häufig noch nicht erreicht. Verständigungskenntnisse der englischen Sprache sind weitgehend vorhanden. Im Bereich der Studierendenverwaltung sind auch nicht selten einige internationale Beschäftigte tätig. Im Personalbereich ist das dagegen seltener der Fall und auch die Bewerbungen auf freie Stellen kommen nicht von internationalen Beschäftigten. Dies hat sicherlich auch mit der nach wie vor sehr national geprägten regulatorischen Umgebung des Personalwesens zu tun.

Wie ist die Situation an der Technischen Universität Hamburg?

Die Verhältnisse an der Technischen Universität Hamburg entsprechen sehr dem vorstehend skizzierten Bild. An der Technischen Universität Hamburg studieren rund 1.100 internationale Studierende, das sind etwa 14 Prozent. Das internationale wissenschaftliche Personal umfasst mit 11 Prozent knapp einhundert Personen. Internationale Beschäftigte findet man als technische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den wissenschaftlichen Instituten und in dem Servicebereich Lehre und Studium als Ansprechpartner für die Studierenden. Auch im Bereich der Gebäudeverwaltung sind Beschäftigte mit internationalem Hintergrund tätig. Die Universitätsverwaltung im Kern wird derzeit noch fast ausschließlich von deutschen Beschäftigten ohne einen Migrationshintergrund getragen.

Ist die Internationalisierung des nicht-wissenschaftlichen Hochschulpersonals Teil der Internationalisierungsstrategie an der Technischen Universität Hamburg?

Die Internationalisierungsstrategie der Technischen Universität Hamburg ist zwar nicht auf den wissenschaftlichen Bereich begrenzt, wird aber zweifelsfrei so wahrgenommen. Die Hochschulverwaltung ist von der Internationalisierungsstrategie nicht explizit ausgenommen, wird aber in der Diskussion nur am Rande mitgedacht.

Sehen Sie die Notwendigkeit von konkreten Maßnahmen? Welche sind das?

Die Notwendigkeit konkreter Maßnahmen ergibt sich aus der Antwort auf die vorstehende Frage. Das explizite Mitdenken der Hochschulverwaltung bei der Strategiefortschreibung für die Internationalisierung ist das eine; vordringlicher erscheinen mir aber Schritte der praktischen Umsetzung. Daraus folgt, dass Rekrutierungsprozesse für Stellen in der Hochschulverwaltung noch stärker als bisher durch das Bemühen um den Erfolg internationaler Bewerberinnen und Bewerber geprägt sein müssen.

Das Interview stammt aus der aktuellen Ausgabe von "Wissenschaft weltoffen"