Deutschlandjahr in Mexiko: Erfolgreicher Abschluss, neue Perspektiven

DAAD México

Politische Prominenz: Zum Abschluss des Deutschlandjahrs kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Mexiko

Während des vor Kurzem zu Ende gegangenen Deutschlandjahrs in Mexiko lockten über 1.300 Veranstaltungen rund 4,5 Millionen Besucher an. Auch Bildung, Wissenschaft und Kooperationsmöglichkeiten mit der Wirtschaft waren Themen, die im Rahmen des Deutschlandjahrs diskutiert wurden. Dr. Alexander Au, Leiter der DAAD-Außenstelle in Mexiko-Stadt, spricht im Interview über die Annäherung von Unternehmen und Hochschulen.

Herr Dr. Au, mit Blick auf das nun abgeschlossene Deutschlandjahr in Mexiko: Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Alexander Au: Das Deutschlandjahr hat gezeigt, dass Deutschland und Mexiko bereits zwei eng verbundene Länder sind –  wirtschaftlich, kulturell und auch bildungspolitisch. Wir – die deutschen Institutionen in Mexiko und unsere mexikanischen Partner – haben es im vergangenen Jahr geschafft, Kooperationen in allen Bereichen anzustoßen und damit neue Impulse zu setzen. Dazu hat auch eine „PopUp“-Tour beigetragen, bei der in verschiedenen mexikanischen Städten multifunktionale Trucks zu spannenden Bühnen wurden: mit der Präsentation von kulturellen Highlights, technischen Innovationen und informativen Vorträgen. Auch der DAAD konnte auf der „PopUp“-Tour seine Arbeit präsentieren und dazu beitragen, ein modernes, sehr internationales Deutschland-Bild zu vermitteln. Daneben haben wir als DAAD mit über 50 Veranstaltungen in sehr unterschiedlichen thematischen Bereichen bereits bestehende Wissenschaftskooperationen vertieft oder den Grundstein für zukünftige Zusammenarbeit gelegt.

Deutschlandjahr in Mexiko: Interview mit DAAD-Außenstellenleiter Alexander Au

DAAD/Thomas Pankau

Alexander Au: "Die Vielfalt der Themen ist außergewöhnlich groß"

Warum ist Mexiko für den DAAD ein wichtiger Partner?

Mexikanische Akademikerinnen und Akademiker bilden eine der größten Ländergruppen im Austausch des DAAD mit Lateinamerika. Die Vielfalt der Themen und Partner ist außergewöhnlich groß. Besonderes Zukunftspotenzial liegt im Falle Mexikos in Kooperationen zwischen Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft, auch im Bereich der angewandten Forschung. Nicht weniger als 2.000 deutsche Unternehmen und ihre Zulieferer tragen in Mexiko zu annähernd 15 Prozent der Industrieproduktion des Landes bei. Wir möchten die hervorragenden Anknüpfungspunkte in diesem Bereich nutzen, um mit unseren mexikanischen Partnern auch eine internationalisierte akademische Ausbildung voranzutreiben, die arbeitsmarkt- und praxisorientiert ist.

Hat das Deutschlandjahr in Mexiko dafür einen Schub gebracht?

Ja, eindeutig. Während zahlreicher Veranstaltungen des Deutschlandjahrs haben wir feststellen können, wie groß das Interesse an intensiverer Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen ist, zum Beispiel mit Blick auf die deutschen Erfahrungen mit Fachhochschulstudiengängen oder Dualen Studiengängen. Nun sind wir in einem weiteren Schritt dazu übergegangen, uns mit unseren mexikanischen Ansprechpartnern ganz konkret über Formen und Modalitäten einer Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen in Mexiko auszutauschen. Die Einführung „Kooperativer Studienmodelle“ ist in diesem Kontext das ganz große Thema.

Deutschlandjahr in Mexiko: Interview mit DAAD-Außenstellenleiter Alexander Au

DAAD México

Interesse an Deutschland: Zahlreiche Mexikanerinnen und Mexikaner nutzten während des Deutschlandjahrs die verschiedenen Gelegenheiten, sich mit Hilfe des DAAD zu informieren

Inwieweit wird dieser Austausch von der Politik unterstützt? Bundeskanzlerin Merkel reiste zum Abschluss des Deutschlandjahrs nach Mexiko, ebenso Bundesaußenminister Gabriel, der unter anderen von DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel begleitet wurde.

Auch für die Politik rückt die Bedeutung der Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen immer stärker in den Fokus. Das habe ich auch als Mitglied der Binationalen Kommission erlebt. Die alle zwei Jahre tagende deutsch-mexikanische Kommission, 2014 unter dem damaligen Außenminister Steinmeier als „Allianz für die Zukunft“ ins Leben gerufen, verhandelt auf Regierungsebene die Zusammenarbeit beider Länder in allen Bereichen und wurde zum Abschluss des Deutschlandjahrs von Bundesaußenminister Gabriel und seinem mexikanischen Amtskollegen Videgaray persönlich geleitet. Die Kommission hat während der einzelnen Kommissionsverhandlungen und in der Schlusserklärung das Thema des wissenschaftlich-wirtschaftlichen Austauschs aufgegriffen und zudem die Entwicklung eines Programms in Aussicht gestellt, mit dem mexikanische und deutsche Unternehmen stärker mit mexikanischen Hochschulen zusammengebracht werden könnten. Aber auch für die deutschen Hochschulen ist diese Annäherung wichtig, denn sie bietet die wertvolle Chance des Austauschs mit mexikanischen Fachkräften im Rahmen einer immer internationaler werdenden akademischen und gleichzeitig praxisorientierten Studienausbildung.

Welche fachlichen Interessen überwiegen bei den mexikanischen Bewerbern für ein Studium in Deutschland?

Wir beobachten großes Interesse der mexikanischen Studierenden an technologischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Die mexikanischen Studierenden in Deutschland sind nicht nur eine große, sondern auch ein erfolgreiche Gruppe. Mit ihren Studienerfahrungen haben die Deutschland-Alumni auch gerade auf dem mexikanischen Arbeitsmarkt sehr gute Chancen. Wir hoffen, dass das Deutschlandjahr in Mexiko auch hier Früchte trägt und die Zahl der mexikanischen Bewerber um ein Studium in Deutschland weiter steigen wird.

Interview: Johannes Göbel (29. Juni 2017)