Fruchtbarer Wissensaustausch zwischen Deutschland und Ägypten

Michael Assad

Die DAAD-Außenstelle auf der Nilinsel Zamalek mitten in Kairo.

Im November 2021 holte die DAAD-Außenstelle Kairo die Feier zu ihrem 60-jährigen Bestehen nach, die 2020 pandemiebedingt verschoben werden musste. Die DAAD-Vertretung in Ägypten hat sich mit einigen großen transnationalen Bildungsprojekten hervorgetan.

Als 16 ägyptische Studentinnen 1960 nach Mainz kamen, konnte niemand ahnen, dass aus dieser ersten DAAD-Kooperation zwischen Deutschland und Ägypten eine enge akademische Beziehung entstehen würde, die inzwischen zu mehreren Hochschulgründungen und binationalen Studiengängen geführt hat. „Die Förderung vielversprechender Talente über Stipendien und zahlreiche andere Projekte hat in den letzten 60 Jahren zu einer nachhaltigen Präsenz der deutschen Kultur und Sprache sowie Wissenschaft in der öffentlichen Wahrnehmung Ägyptens geführt“, erklärt Isabell Mering, seit 2018 Leiterin der DAAD-Außenstelle Kairo.

Fruchtbarer Wissensaustausch zwischen Deutschland und Ägypten

Michael Assad

Isabell Mering leitet die DAAD-Außenstelle in Kairo seit 2018.

Zwei deutsche Universitäten für Ägypten
Das zweitälteste DAAD-Standort außerhalb Deutschlands hat einige große transnationale Bildungsprojekte begleitet. So entstand 2003 die German University in Cairo (GUC), die mit 70 Studiengängen und mehr als 13.000 Studierenden zu den größten DAAD-Projekten in diesem Bereich überhaupt gehört. Der Schwerpunkt dieser Hochschule liegt auf den Ingenieurwissenschaften, den angewandten Naturwissenschaften, der Pharmazie und dem Management.

16 Jahre später erfolgte der erste Spatenstich für ein zweites Hochschulprojekt: Die German International University (GIU) in der neuen ägyptischen Verwaltungshauptstadt New Administrative Capital, 50 Kilometer östlich von Kairo, nahm zum Sommersemester 2020 ihren Studienbetrieb auf. „An der GIU sind primär deutsche Hochschulen für angewandte Wissenschaften beteiligt, die sich im Rahmen ihrer eigenen Internationalisierungsstrategien einbringen“, verdeutlicht Isabell Mering. „Praxisbezug und Industriekontakte spielen hier unter anderem eine große Rolle.“

Video-Grußwort von DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee

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Das kann DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee nur bestätigen: „Durch gleich zwei sehr nachgefragte Hochschulgründungen mit deutschem Know-how sehen wir in Kairo, wie erfolgreich transnationale Bildungsprojekte sein können. Zudem tragen hier die diversen Fördermöglichkeiten des DAAD Früchte: Mit der Idee zur Gründung der beiden Universitäten durch unseren DAAD-Alumnus Prof. Dr. Ashraf Mansour schließt sich ein Kreis von der Vergabe eines Stipendiums über den Aufbau einer wissenschaftlichen Karriere bis hin zur Schaffung einer nachhaltigen Struktur, die beispielhaft ist für die ägyptische Hochschullandschaft und weit über die Grenzen des Landes hinausstrahlt.“

Außenstellenleitungen in Kairo von 1960 bis heute

  • Dr. Rudolf Geisler (1960–1966)
  • Dr. Karl Eckmann (1966–1967)
  • Aziza Hamdi (Übergangsphase ohne offizielle Leitung 1967–1973)
  • Dr. Hans Meinel (1973–1976)
  • Dr. Klaus Wyneken (1976–1989)
  • Dr. Heinz L. Nastansky (1989–1994)
  • Dr. Mathias Pätzold (1994–2000)
  • Dr. Alexander Haridi (2000–2005)
  • Dr. Christian Hülshörster (2005–2010)
  • Dr. Michael Harms (2010–2014)
  • Dr. Roman Luckscheiter (2014–2018)
  • Isabell Mering (2018–heute)

Globale Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Zwei wichtige Projekte, die die Außenstelle Kairo in Eigenregie betreut, sind die DAAD Kairo Akademie (DKA) und das Projekt COSIMENA (Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa). Die DKA will seit 2011 im Rahmen von Capacity-Building-Maßnahmen – also dem Aufbau relevanter Kompetenzen – ägyptische Studierende sowie Dozierende, Universitätsangestellte, DAAD-Alumni und Mitarbeitende in Ministerien mit Trainingsangeboten international konkurrenzfähiger machen. COSIMENA hingegen dient seit 2017 im Rahmen von Fachclustern als Plattform für den wechselseitigen Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Ägypten sowie dem Mittleren Osten und Nordafrika. So trägt COSIMENA, gefördert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA), gerade auch dazu bei, globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum oder Wasserknappheit über Netzwerkaktivitäten und unterschiedliche Veranstaltungsformate mit innovativen Ideen und Forschungsansätzen zu begegnen.

„Sich mit diesen Themen zu beschäftigen, hat in Ägypten eine lange Tradition, denn unter anderem die Herausforderungen in Bezug auf den Klimawandel waren hier schon sehr früh zu erkennen“, betont Isabell Mering, die zuvor schon als DAAD-Lektorin in Jordanien und im Irak gearbeitet hat. „Unser Ansatz, gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern, hat sich zum Beispiel auch in einigen bilateralen Studiengängen zwischen deutschen und ägyptischen Hochschulen herausgebildet.“ So bietet etwa die Universität Kassel zusammen mit der University of Monastir in Tunesien und der Cairo University den gemeinsamen Masterstudiengang „Renewable Energy and Energy Efficiency for the Middle East and North Africa Region“ (REMENA) an. Im Bereich Bildung gibt es den gemeinsamen Studiengang „International Education Management“ (INEMA) zwischen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Helwan University in Ägypten.

Fruchtbarer Wissensaustausch zwischen Deutschland und Ägypten

WupY

Mitarbeitende, Alumni und andere Gäste nahmen an einem Treffen zum 60-jährigen Bestehen der DAAD-Außenstelle in Kairo teil.

Alumni-Treffen zum Jubiläum
Ihr 60-jähriges Bestehen feierte die Außenstelle Kairo coronabedingt in einem ersten Onlineevent Ende März 2021 nach. Im November fand nun anlässlich des Jubiläums ein Alumni-Treffen zum Thema „World in Transition – Enhancing Sustainable International Cooperation through a strong Network of Scientific Leaders in Egypt“ statt – ein Hybrid-Event, bei dem es auch um einen intensiven Gedankenaustausch ging. So diskutierten DAAD-Alumni über verschiedene Zukunftsthemen wie die Rolle transnationaler Bildungsprojekte in der akademischen Zusammenarbeit mit Deutschland. Sie gingen zudem den Fragen nach, wie sich nachhaltige Partnerschaften in der Wissenschaft aufbauen lassen und wie Alumni den Wandel im eigenen Land vorantreiben können.

„Wir hatten auf unserer Jubiläumstagung das Glück, viele Alumni dabeizuhaben, die sehr engagiert sind und sich intensiv am Ausbau des Bildungswesens in Ägypten beteiligen. Einige von ihnen haben sich bei den Neugründungen von Universitäten oder beim Capacity Building eingebracht“, so Isabell Mering. „Ägypten ist ein Land, das nicht erst seit Corona mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat. Es ist aber auch ein Land, in dem sich gerade im Hochschulbereich sehr viel getan hat. Wir erleben hier viele Initiativen, die die ägyptische Regierung vorantreibt, wobei diese auch sehr an einer Internationalisierung interessiert ist. In Ägypten ist insgesamt eine große Bildungsreform im Gange – und wir als DAAD werden hierbei auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.“ 

Präsident Joybrato Mukherjee betont in diesem Kontext das Verständnis des DAAD von partnerschaftlicher Zusammenarbeit: „Wir sind überzeugt, dass die Umsetzung eines wissensbasierten Dialogs auf Augenhöhe wertvolle Impulse für das Bildungssystem und die Gesellschaft in Ägypten liefert – auch in Bezug auf demokratische Prinzipien und Werte, für die wir einstehen. Selbstredend betrachten wir im DAAD bei all unseren Aktivitäten das Thema Wissenschaftsfreiheit als tragende Säule und als nicht verhandelbares Gut.“

Historische Bilder der DAAD-Außenstelle Kairo

Klaus Rathje (16. Dezember 2021)