„Nachhaltig wirken – nach innen und außen“

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Die wachsende Weltbevölkerung und die globale Verstädterung verlangen nach neuen Antworten. Die Wissenschaft kann bei der Suche nach Lösungen helfen.

Die Folgen des Klimawandels für die Erde und die Menschen werden immer sichtbarer. Bildung, Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit spielen bei der Lösung dieser großen Herausforderungen eine Schlüsselrolle. Als Förderorganisation für die akademische Zusammenarbeit sitzt der DAAD an der Schnittstelle und stellt sein Engagement immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit auf. Wie das konkret aussieht, beschreibt Dr. Ruth Fuchs, Expertin im Referat Nachhaltige Entwicklung.

Frau Fuchs, im August hat der DAAD ein Perspektivenpapier mit dem Titel „Nachhaltigkeit im DAAD“ veröffentlicht. Kürzlich haben Sie außerdem einen eigenen Webbereich zu diesem Thema freigeschaltet. Warum wird das Thema Nachhaltigkeit für den DAAD zunehmend wichtig?
Nachhaltigkeitsthemen sind schon länger im Programmportfolio des DAAD fest verankert. Mit den massiven Auswirkungen der Erderwärmung, die wir heute schon sehen, und den Warnungen der Wissenschaft vor der Zerstörung menschlicher Lebensgrundlagen gewinnen sie aber weiter an Bedeutung. Auch bei den Mitgliedshochschulen, bei unseren Geförderten und bei unseren Geldgebern rückt Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Fokus. Der DAAD sieht es als seine Aufgabe an, auf diese Entwicklungen mit konkreten Angeboten und Lösungsansätzen zu reagieren. In enger Abstimmung mit den Hochschulen und unseren Geldgebern bauen wir die Förderaktivitäten des DAAD im Bereich Nachhaltigkeit weiter aus.

Nach welchen Kriterien richten Sie diese Angebote aus?
Wir orientieren uns dabei an der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und den 17 international vereinbarten Sustainable Development Goals (SDGs). Wir haben nachhaltige Entwicklung und die Bewältigung globaler Herausforderungen in den Fokus der neuen DAAD-Strategie 2025 gerückt. In dem Positionspapier, das Sie angesprochen haben, definieren wir vier strategische Ziele. Drei davon betreffen die inhaltlich-programmatische Orientierung des DAAD und unser Wirken nach außen. Aber wir wollen – und das ist das vierte Ziel – auch unsere eigene Nachhaltigkeits- und Klimabilanz als Organisation weiter verbessern.

„Nachhaltig wirken – nach innen und außen“

DAAD

Zu den Zielen, mit denen der DAAD seinen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten will, gehört auch die interne Stärkung des institutionellen Nachhaltigkeitsmanagements.

Bleiben wir bei den Maßnahmen, die sich an die Hochschulen richten: Welche Ziele sind das, und mit welchen konkreten Maßnahmen wollen Sie diese erreichen?
Zum einen wollen wir zeigen, welchen Beitrag bestehende DAAD-Programme bereits heute zur Agenda 2030 leisten, und diesen weiter steigern. Durch zusätzliche Förderinitiativen setzen wir neue thematische Impulse im Sinne der SDGs. Ein Beispiel ist die kürzlich mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes erfolgte Ausschreibung zum Aufbau von vier „Globalen Zentren für Klima und Umwelt“ in Schwellen- und Entwicklungsländern. Darüber hinaus möchten wir den internationalen Diskurs zu nachhaltiger Entwicklung im Dialog mit Partnerorganisationen und Hochschulen weiter voranbringen. In diesem Sinne stellen wir unsere Expertise den Partnern sowie Entscheidungsträgerinnen und -trägern weltweit in Form von fachlichen Beiträgen, Austauschformaten und Beratungsleistungen zur Verfügung. Und nicht zuletzt geht es uns auch darum sicherzustellen, dass unser Förderhandeln nachhaltig wirkt. Das betrifft die Inhalte der Programme, aber auch die Art der Umsetzung.

Was bedeutet das konkret?
Zum einen sollen die Programme selbst einen wirksamen Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen leisten – und dies möglichst langfristig. Zum anderen geht es aber auch um Nachhaltigkeitskriterien bei der Umsetzung unserer Förderprogramme, etwa mit Blick auf das Thema Mobilität. Physische Mobilität ist und bleibt eine wesentliche Voraussetzung für internationale Zusammenarbeit. Gleichzeitig müssen wir uns fragen, wie wir Mobilität möglichst klima- und umweltschonend organisieren können, etwa indem wir auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen und – wo dies sinnvoll und möglich ist – stärker auf digitale Formate setzen. Diese haben durch die Covid-19-Pandemie weltweit einen rasanten Aufschwung erfahren. Allerdings werden uns auch zunehmend die Grenzen digitaler Kommunikation vor Augen geführt. Wir – und damit meine ich auch die Hochschulen – bewegen uns da in einem Spannungsfeld zwischen Internationalisierungs- und Nachhaltigkeitszielen. 

„Nachhaltig wirken – nach innen und außen“

Privat

Dr. Ruth Fuchs verantwortet ein hausweites Projekt zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz im DAAD.

Und was tut der DAAD, um selbst nachhaltiger zu werden?
Bereits vor einem Jahr hat die Geschäftsleitung des DAAD ein internes Projekt aufgesetzt, um unsere eigene Nachhaltigkeitsbilanz weiter zu verbessern. Dieses Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Haus arbeiten in Themen-Teams zusammen, um in zentralen Handlungsfeldern des Nachhaltigkeitsmanagements Expertise zu bündeln, Quick-Wins und langfristige Veränderungspotenziale zu identifizieren, konkrete Maßnahmen abzuleiten sowie diese mit den bereits laufenden Aktivitäten zu einem Nachhaltigkeitsprogramm für den DAAD weiterzuentwickeln. Ein wichtiger Aspekt ist dabei zum Beispiel das Thema Mobilität; aber auch Veranstaltungsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, nachhaltige Beschaffung oder Gebäudemanagement spielen eine zentrale Rolle. So bauen wir etwa mit dem Erwerb zusätzlicher Dienstfahrräder und der Ausweitung der Fahrradstellplätze für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Fahrradinfrastruktur des DAAD weiter aus. Wir stärken sozial- und umweltbezogene Kriterien in der Vergabe sowie im Einkauf und haben unsere Heizungsanlage erneuert, was eine CO2-Reduzierung um fast 50 Prozent bewirkt hat. Im kommenden Jahr wollen wir unsere eigene Klima- und Umweltbilanz erfassen, um auf dieser Basis zusätzliche Verbesserungs- und Einsparpotenziale zu ermitteln und zu priorisieren. Was mich persönlich besonders freut, ist die Tatsache, dass dieses Projekt im Haus so breit aufgestellt ist und bei meinen Kolleginnen und Kollegen auf sehr positive Resonanz trifft. Viele wollen sich persönlich einbringen. Das zeigt, dass wir ein Thema ansprechen, das allen im DAAD wichtig ist.

Peter Nederstigt (3. Dezember 2020)