Durch Internationalisierung der Hochschulen den Wandel mitgestalten

Getty Images

Hochschulen tragen gesellschaftliche Verantwortung. Angesichts globaler Herausforderungen ist eine stärkere Vernetzung der akademischen Forschung und Lehre wichtiger denn je. Die DAAD-Studie „Internationalisation in Higher Education for Society (IHES). Concept, current research and examples of good practice“ untersucht, welche Rolle die Internationalisierung an Hochschulen für die Gesellschaft spielen kann.

Die UN-Klimagipfel versuchen immer wieder, die politischen Entscheidungsträger zu motivieren, stärkere Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel zu verlangsamen. So bestimmen die Pariser Klimaschutzziele auch die aktuelle deutsche Politik, wenn es um neue Gesetze und Verordnungen geht, die eine Senkung etwa des CO2-Ausstoßes zur Folge haben sollen. Doch die Politik allein wird diese globale gesellschaftliche Herausforderung nicht lösen können – hier ist eine internationale Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefragt. „Forschungsfelder wie ‚Klimawandel‘, ‚Erdsysteme‘ sowie ‚Energiewende‘ gewinnen immer mehr an Bedeutung“, erklärt DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland bei der Vorstellung des deutsch-französischen Forschungsprogramms „Make Our Planet Great Again“ (MOPGA). „Es geht um die Zukunft unserer Erde und um unsere Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen, die die Auswirkungen des globalen Klimawandels zu spüren bekommen werden.“ Damit macht der DAAD deutlich, dass Internationalisierung und soziale Verantwortung von Hochschulen einen ähnlichen Stellenwert haben wie Forschung und Lehre. MOPGA-GRI, die deutsche Beteiligung an der französischen Initiative „Make Our Planet Great Again“, soll dabei helfen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Aber nicht nur: „Das Programm trägt auch bei zur Internationalisierung der deutschen Hochschulen und der beteiligten außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Wir gewinnen durch MOPGA-GRI hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Standort Deutschland und vernetzen diese mit Forscherinnen und Forschern auf der ganzen Welt, so dass sie zugleich als Botschafter für Deutschland und Europa fungieren.“

Logo MOPGA 1000x563

MOPGA

„Hochschulen sind Teil der Gesellschaft“
Aber es geht nicht nur um Klimaschutz. Die Verantwortung von Hochschulen, die „dritte Mission“, sollte sich auf die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme beziehen, denn die akademische Welt lässt sich nicht mehr losgelöst davon betrachten: „Alle Projekte, die wir als DAAD fördern, haben mit Gesellschaft und damit auch mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun. Schließlich sind unsere Geförderten, also Hochschulen, Studierende und Forschende, Teil der Gesellschaft“, sagt Dr. Jan Kercher, Experte für externe Studien und Statistiken beim DAAD. „Allerdings wird die Gesellschaft außerhalb der Hochschule bislang eher selten direkt in Internationalisierungsmaßnahmen einbezogen – als eigentliche Zielgruppe der Projekte.“ Genau diesen Zustand will der DAAD ändern und Hochschulen verstärkt zur Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung motivieren: „Wir wollen als nächsten Schritt das gesamte DAAD-Portfolio auf Projekte mit einem direkten gesellschaftlichen Bezug durchleuchten. Wir werden uns fragen, wie wir diese Ansätze ausbauen und an welchen guten Beispielen wir uns hierbei orientieren können.“ Antworten darauf liefert die IHES-Studie, die die beiden Themen Internationalisierung und gesellschaftliche Verantwortung von Hochschulen erstmals miteinander verbindet.   

„Forschung und Lehre sind nie nur reiner Selbstzweck“
Über die Notwendigkeit, dass Hochschulen sich stärker mit der Lösung globaler Herausforderungen beschäftigen sollten, scheint indes kein Zweifel zu bestehen. „Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass eine Hochschule keinen gesellschaftlichen Auftrag hat. Forschung und Lehre sind nie nur reiner Selbstzweck“, verdeutlicht Assoc. Prof. Uwe Brandenburg, geschäftsführender Direktor des Global Impact Institute in Prag, der im Auftrag des DAAD an der IHES-Studie mitgearbeitet hat. „So sagen zweitausend Hochschulen weltweit, die ‚Sustainable Development Goals‘ der Vereinten Nationen seien nur mithilfe der Hochschulen erreichbar.“

Klaus Rathje (27. Februar 2020)

Internationale Programme mit Vorbildcharakter

Wie sich die Internationalisierung und die gesellschaftliche Verantwortung von Hochschulen praktisch niederschlagen kann, zeigen diese beispielhaft ausgewählten Programme:

  • „Make Our Planet Great Again“ (MOPGA): Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt geht zurück auf Emmanuel Macron, der als französischer Staatspräsident anregte, einen Beitrag zu leisten, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Der DAAD setzt den deutschen Part um, der mit 15 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Insgesamt hat der DAAD 13 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen, die für vier Jahre an Forschungseinrichtungen in Deutschland arbeiten werden. In regelmäßigen bilateralen Konferenzen wollen Deutschland und Frankreich eine nachhaltige Vernetzung ermöglichen, um die internationale Forschung in der Klima-, Energie- und Erdsystemforschung insgesamt zu stärken. Die Ergebnisse sollen als Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger dienen. 

    Mehr Infos zu MOPGA finden Sie hier.
     
  • „Europa macht Schule“: Dieses Programm will die Begegnung unter Europäern auf ehrenamtlicher Basis fördern. Dazu sollen Gaststudierende aus allen Teilen Europas ihr Heimatland auf kreative Weise in Schulen in Deutschland vorstellen, um Stereotype durch differenzierte Sichtweisen abzulösen. Das Programm existiert derzeit an 35 Hochschulstandorten in Deutschland, die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit dem Verein „Europa macht Schule e.V.“ sowie der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit. 

    Mehr Infos zu „Europa macht Schule“ finden Sie hier.
     
  • „PAGEL – Partnerschaft für den Gesundheitssektor in Entwicklungsländern“: Fach- und Pflegepersonal ist in einigen Entwicklungsländern Mangelware. Um dem entgegenzuwirken, will PAGEL dort die Aus- und Weiterbildungsmöglichleiten im Medizinsektor verbessern. Schließlich führt eine schlechte Gesundheitsversorgung zu verstärkter Armut. Der DAAD will über dieses Programm gezielt die Curricula und die Kapazitätsentwicklung an Hochschulen in Entwicklungsländern durch Partnerschaften mit Hochschulen aus Industrieländern stärken. Ein weiterer wichtiger Baustein von PAGEL ist die Rückkehrförderung von Absolventinnen und Absolventen aus den betroffenen Ländern, die im Ausland ihren Hochschulabschluss gemacht haben. 

    Mehr Infos zu PAGEL finden Sie hier.

Sonderheft zur Internationalisierung für die Gesellschaft

Die englischsprachige akademische Zeitschrift „Journal of Studies in International Education“ (JSIE) plant ein Sonderheft zur Internationalisierung für die Gesellschaft. Bis zum 1. Juni 2020 können Manuskripte für Artikel eingereicht werden, die beschreiben, wie Hochschulbildung in den nächsten 30 Jahren einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. 

Hier gibt es weitere Infos zum Sonderheft. 

Hier geht es zur Manuskripteinreichung.

IHES-Konferenz in Prag

Vom 22. bis 24. April findet in Prag eine Tagung zur DAAD-Studie „Internationalisation in Higher Education for Society (IHES)“ statt. Dabei geht es um die Fragestellung, ob die Internationalisierung zu einem zentralen Baustein in der Ausrichtung von Hochschulen werden soll. Unter den Keynote-Speakern ist Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, der das Projekt „Make Our Planet Great Again“ (MOPGA) vorstellt – in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg, der Universität Leipzig und dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) aus Bremen. 

Hier finden Sie weitere Infos zur Konferenz.

Anmeldung bis zum 15. März 2020.