Pilotausschreibung zu Europäischen Hochschulen: „Es muss eine gemeinsame Vision geben“

DAAD/Thomas Pankau

"Die erste Pilotausschreibung ist sehr offen gehalten": Klaus Birk, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD

Anknüpfend an die Initiative des französischen Präsidenten Macron fordert der Europäische Rat die „Herausbildung von etwa zwanzig ‚Europäischen Hochschulen‘ bis 2024, bestehend aus nach dem Bottom-up-Prinzip errichteten Hochschulnetzwerken in der gesamten EU“. Für dieses Ziel initiiert die EU-Kommission in der Nachfolgegeneration von Erasmus+ ab 2021 eine neue Förderlinie – und schon jetzt läuft eine erste vorbereitende Pilotausschreibung. Dazu drei Fragen an Dr. Klaus Birk, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD.

Herr Dr. Birk, was macht die Pilotausschreibung zu den Europäischen Hochschulen reizvoll?

Klaus Birk: Diese erste Pilotausschreibung ist sehr offen gehalten: Noch hat die Europäische Kommission den Rahmen für die Europäischen Hochschulen nicht ganz eindeutig festgelegt; sie ist aufgeschlossen gegenüber vielen neuen Ideen. Ich empfehle den Hochschulen allerdings, sich nur gut vorbereitet und mit einem bewährten Partnernetzwerk zu bewerben. Ansonsten geht man in der Flut der Anträge unter, von denen in der ersten Ausschreibung nur sechs bewilligt werden können. Eine zweite Pilotausschreibung folgt im Herbst 2019.

Im Rahmen seines aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanzierten Programms „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ hat der DAAD bereits einige europäische Hochschulnetzwerke gefördert. Wie verhalten sich diese Netzwerke zu den Europäischen Hochschulen?

Die Europäischen Hochschulen sind eine logische Konsequenz der Entwicklung von möglichst vielen Hochschulpartnerschaften hin zu ausgewählten, strategisch ausgerichteten Partnerschaften. Daran anknüpfend wird von den Europäischen Hochschulen ein noch stärkeres institutionelles Zusammengehen verlangt: Es muss eine gemeinsame Vision geben, die sich in Zukunft vielleicht sogar in Organisationsformen wie einem gemeinsamen Senat spiegeln kann. Man muss aber auch betonen: Die Europäische Kommission möchte nicht nur bereits etablierte Netzwerke fördern, die sich durch Exzellenz und häufig auch durch einen westeuropäischen Schwerpunkt auszeichnen. Zumindest ein Fachhochschulprojekt sollte schon bei der Pilotausschreibung zum Zug kommen – und grundsätzlich Hochschulen aus möglichst vielen europäischen Staaten.

Also können sich zum Beispiel deutsche Hochschulen mit osteuropäischen Partnern durchaus angesprochen fühlen?

Unbedingt. Die regionale Streuung der Partnerhochschulen ist für die Europäische Kommission ein wesentliches Entscheidungskriterium. Aber das muss natürlich inhaltlich Sinn machen. Die gemeinsamen strategischen Ziele der verschiedenen Hochschulen sollten durch einen bestehenden Austausch bereits erprobt sein. Deshalb raten wir auch von Schnellschüssen bei den Bewerbungen für die Pilotausschreibung ab. Schon jetzt können deutsche Hochschulen das von der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD verwaltete Programm „Erasmus+ Strategische Partnerschaften“ nutzen. Mit diesen Fördermitteln lassen sich auch Strukturen aufbauen, mit denen eine spätere Bewerbung eher erfolgreich ist. Für die neue Förderlinie zu den Europäischen Hochschulen können sich Hochschulen schließlich insgesamt bis zum Jahr 2024 bewerben.

Interview: Johannes Göbel (6. Dezember 2018)