Schnell ins Studium starten

Europa-Universität Viadrina

Bereit für Neues: Im Rahmen des "Viadrina Fast Track" sind auch 2018 Schülerinnen und Schüler aus Osteuropa an die Europa-Universität in Frankfurt an der Oder gekommen

Mit dem Programm „Viadrina Fast Track“ können Schülerinnen und Schüler aus Osteuropa, dem Südkaukasus und Zentralasien direkt nach dem Schulabschluss ein Studium an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder beginnen. Zwei angehende Studierende und Koordinator Sergei Melcher geben Einblicke in das DAAD-geförderte Programm.

Studienkollegs schlagen für viele Studienbewerber aus dem Ausland eine Brücke zum Hochschulbesuch in Deutschland. Aber sie kosten auch Zeit – ein bis zwei Jahre nehmen diese Kurse in Anspruch. Für junge Menschen aus Osteuropa, Zentralasien und der Kaukasusregion legte die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder daher 2015 ein Programm auf, mit dem sie schneller ins Studium starten können: „Viadrina Fast Track“ ermöglicht nach einem dreimonatigen Studienvorbereitungsprogramm und bestandener Prüfung den direkten Einstieg ins Studium. Der DAAD fördert das Programm seit 2017 aus Mitteln des Auswärtigen Amts und gewährt den angehenden Studierenden im ersten Jahr ein Stipendium. DAAD Aktuell sprach mit zwei Fast-Track-Stipendiaten und mit dem Koordinator des Programms, Sergei Melcher.

Sergey Elsukov, 19 Jahre, kommt aus Jekaterinburg in Russland. Er möchte an der Viadrina Internationale Betriebswirtschaftslehre studieren.


Herr Elsukov, wie haben Sie von „Viadrina Fast Track“ erfahren?

Sergey Elsukov: Eine Mitarbeiterin der Viadrina kam an meine Schule und informierte uns über das Programm. Ich dachte sofort: Ein Studium in Frankfurt/Oder wäre optimal für mich. Da ich später international arbeiten möchte, ist es sinnvoll, schon international zu studieren. Das geht an der Europa-Universität Viadrina mit Studierenden aus mehr als einhundert Ländern sehr gut. Außerdem werden hier viele Sprachkurse angeboten, das passt auch gut zu meinen Plänen. Ich möchte meine Englisch- und Französischkenntnisse verbessern und eventuell Polnisch lernen. Deutsch kann ich schon, weil ich vier Jahre in Deutschland gelebt habe.
 
Das Studienvorbereitungsprogramm begann Anfang Juli. Wenn Sie anschließend die Prüfung bestehen, können Sie ab Oktober an der Viadrina studieren. Sind Sie zufrieden mit dem Programm?

Ja. Es hilft mir, Zeit zu sparen. Ohne das Programm müsste ich ein einjähriges Studienkolleg besuchen. Der Studienvorbereitungskurs dauert nur drei Monate. Wir lernen in kleinen Gruppen, zur Zeit hauptsächlich Mathematik und Betriebswirtschaft. Die Dozenten unterstützen uns dabei, den Stoff auf Deutsch zu lernen. Sie fördern die Eigeninitiative der Studierenden. Weil wir aus verschiedenen Ländern kommen, kennen wir unterschiedliche Wege, um zum Beispiel eine Matheaufgabe zu lösen. Das finde ich interessant.

Wie gefällt Ihnen Frankfurt/Oder?

Die Bedingungen zum Lernen sind perfekt. Die Stadt ist ruhig. Man sieht, dass viel für die Studierenden getan wird. Ich konnte sofort ohne Probleme ins Studentenwohnheim einziehen. Wir bekommen Essensmarken für die Mensa. Das Essen dort schmeckt besser als in manchen Restaurants in Russland. Mit anderen Teilnehmern war ich auch schon in Berlin. Dort haben wir uns unter anderem das Deutsche Technikmuseum angeschaut.

Viadrina Fast Track

privat

"Der Campus ist wirklich international": Auch Anna Ebel nimmt am Viadrina Fast Track teil

Anna Ebel, 17 Jahre, ging in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zur Schule. Sie hat sich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Viadrina entschieden.
 

Wieso möchten Sie in Deutschland studieren – und wie sind Sie auf „Viadrina Fast Track“ aufmerksam geworden?

Anna Ebel: Ich habe in Kiew eine Schule mit dem Schwerpunkt Deutschunterricht besucht. Meine Lehrerin leitete mir eine Mail mit Informationen über das Programm weiter. Das Bewerbungsverfahren und die Tests habe ich ohne ihre Hilfe geschafft. Als ich die Zusage bekam, war ich sehr froh. Mit der Schule war ich schon einmal für zwei Wochen in Deutschland. Dort habe ich an einem Programm zum Thema Umweltschutz teilgenommen. Deutschland gefällt mir, weil alles so gut organisiert ist. Die Hochschulen gehören zu den besten der Welt.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der Europa-Universität Viadrina?

Frankfurt/Oder ist relativ klein. Das gefällt mir gut. Die Universität ist modern und gut ausgestattet. In der Bibliothek und der Mensa fühle ich mich besonders wohl. Der Campus ist wirklich international. Ich habe mit Studierenden aus Spanien und Lateinamerika Freundschaften geschlossen. Im Propädeutikum sind wir 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter anderem aus Russland, Belarus, Tadschikistan. 17 von uns bereiten sich auf ein Studium der Wirtschaftswissenschaften vor, acht auf Kulturwissenschaften. Wie die meisten anderen Teilnehmer bin ich in einem Studentenwohnheim untergebracht.

Im Studienvorbereitungskurs wird Deutsch gesprochen. Wie kommen Sie damit zurecht?

Ich interessiere mich für Mathematik und für Wirtschaft. Doch auf Deutsch darüber zu reden, fiel mir anfangs schwer. Aber unsere Lehrer sind nett und hilfsbereit und erklären uns alles gut. Von montags bis freitags haben wir täglich Unterricht. Die Stundenzahl variiert von Tag zu Tag. Hinzu kommen Hausaufgaben, die aber nicht zu umfangreich sind. Außer dem Fachunterricht haben wir noch Workshops, zum Beispiel zum Thema „Wie schreibe ich einen guten Text?“. In der Freizeit erkunden wir die Stadt und besuchen Veranstaltungen der Universität.

Viadrina Fast Track

Anna Malinovskaya

Programmkoordinator Sergei Melcher: "Die angehenden Studierenden sind eine Bereicherung"

Sergei Melcher koordiniert das Programm „Viadrina Fast Track“ und ist Ansprechpartner für die Teilnehmenden. Er studierte an den Universitäten Münster und Bukarest Humangeografie. Melcher wuchs in Zentralasien sowie in Niedersachsen auf und lebt heute in Berlin.
 

Es gibt viele Förderprogramme für Studierende aus dem Ausland. Was ist das Besondere von „Viadrina Fast Track“?

Sergei Melcher: Wer in Osteuropa, Zentralasien und der Kaukasusregion Abitur gemacht hat, darf sich aus rechtlichen Gründen nicht sofort an einer deutschen Hochschule einschreiben. Interessierte müssen erst im Heimatland studiert oder ein deutsches Studienkolleg besucht haben. Das dauert ein bis zwei Jahre. In Brandenburg sind die Regelungen jedoch so, dass Schulabgängern ein Hochschulzugang auch direkt ermöglicht werden kann, wenn sie eine Zugangsprüfung bestehen. Die Teilnehmenden gelten dann als persönlich geeignet. Für diese Gruppe ist „Viadrina Fast Track“ gedacht. Nach einem mehrmonatigen Auswahlverfahren nehmen die besten Bewerberinnen und Bewerber in Frankfurt/Oder an einem dreimonatigen Studienvorbereitungskurs teil. Wer die anschließende Prüfung schafft, kann sofort an der Europa-Universität Viadrina ein Bachelorstudium in Wirtschafts- oder Kulturwissenschaften aufnehmen. Der DAAD zahlt im ersten Jahr ein monatliches Stipendium von 750 Euro. Nach einem Jahr bewerben sich viele Studierende um ein weiteres Stipendium oder nehmen einen Job an, etwa an der Universität.

Wie profitiert die Viadrina von dem Programm?

Die angehenden Studierenden aus den genannten Regionen erbringen sehr gute fachliche Leistungen und sprechen ausgezeichnet Deutsch. Für die 1991 gegründete Viadrina, die sich von Anfang an als Brücke zwischen Ost und West verstand, sind sie eine Bereicherung. Und die Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Viadrina bekommen aus erster Hand Informationen über deren Herkunftsregionen. Angesichts der vielen Konflikte in der Welt ist es gut, diesen direkten Draht zu haben. Das leistet einen Beitrag zur Völkerverständigung. Auch wenn es vielleicht etwas pathetisch klingt: Während sich russische und ukrainische Politiker streiten, arbeiten unsere Teilnehmenden aus beiden Ländern gut zusammen.

Ihr Programm läuft seit 2015. Wie geht es dem ersten Jahrgang?

Einige Studierende haben schon ihre Bachelorarbeit geschrieben und stehen kurz vor dem Abschluss. Andere brauchen noch Zeit, weil sie zum Beispiel ein Auslandssemester oder ein Praktikum absolviert haben. Ein Teil will ein Masterstudium in Deutschland anschließen. Unser Fazit: Die meisten kommen mit dem Studientempo gut zurecht und erbringen gute bis sehr gute Studienleistungen. Natürlich gibt es einzelne Teilnehmende, die Schwierigkeiten haben. Diese unterstützen wir bestmöglich. Auch die Resonanz von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist gut, weil mit dem Programm motivierte und engagierte Studierende an die Viadrina kommen.

Interviews: Josefine Janert (22. August 2018)

Weitere Informationen

Das Programm „Viadrina Fast Track“ richtet sich an Schulabgängerinnen und -abgänger aus Osteuropa, Zentralasien und dem Kaukasus mit sehr guten Leistungen und Deutschkenntnissen. Nach einem dreimonatigen Studienvorbereitungsprogramm und anschließend bestandener Prüfung in Deutschland können sie sofort an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ein Bachelorstudium der Wirtschafts- oder der Kulturwissenschaften beginnen. Die Ausschreibung für den Jahrgang 2019/2020 läuft von Ende Oktober 2018 bis zum 13. Januar 2019. Die Teilnehmenden müssen im Oktober 2019 mindestens 17 Jahre alt sein. Weitere Informationen: Sergei Melcher, Telefon +49 335 5534 2865, fast-track@europa-uni.de sowie auf der Website der Viadrina.