Förderung für geflüchtete Studierende: Die Ziele des Yousef Hajomar

Ioannis Lilikakis

Yousef Hajomar: "Wenn ich im Leben etwas erreichen möchte, dann konzentriere ich mich voll und ganz darauf"

Mit Fleiß, Zielstrebigkeit und der Unterstützung eines Stipendienprogramms hat der syrische Student Yousef Hajomar einen beeindruckenden Weg zurückgelegt. Hajomar wurde für das „Baden-Württemberg-Programm zur Studienförderung von Flüchtlingen aus Syrien“ ausgewählt, welches vom Wissenschaftsministerium des Bundeslandes zusammen mit dem DAAD durchgeführt wird.

Yousef Hajomar hatte eine klare Vorstellung davon, wie es in seinem Leben weitergehen sollte. Der Syrer hatte 2012 gerade seinen Bachelor in Maschinenbau absolviert. Nun wollte er noch einen Masterabschluss folgen lassen, danach promovieren. Doch es kam anders. Wegen des Krieges in Syrien musste er seine Heimat Aleppo verlassen. 2015 flüchtete er nach Deutschland – und fing bei null an.

Heute, nur dreieinhalb Jahre nach seiner Ankunft, hat er seinen Master in Maschinenbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) fast in der Tasche. Für seinen Abschluss fehlt nur noch die Masterarbeit. Das Studium, für das viele mehr als die Regelstudienzeit benötigen, wird er voraussichtlich pünktlich abschließen. „Wenn ich im Leben etwas erreichen möchte, dann konzentriere ich mich voll und ganz darauf“, sagt der Student.

Intensiv Deutsch gelernt

Dabei war der Start in Deutschland nicht ganz leicht. Die ersten Deutschkenntnisse musste er sich größtenteils alleine aneignen: Nur mit Lehr- und Wörterbüchern sowie dem Computer legte er die Grundlagen und baute sie dann mit ehrenamtlichen Helfern in seinem neuen Heimatdorf weiter aus. Dann hörte er vom „Baden-Württemberg-Programm zur Studienförderung von Flüchtlingen aus Syrien“.

Das Stipendium ermöglicht Geflüchteten, ein Studium in Deutschland zu beginnen oder fortzusetzen. Dabei werden sie finanziell unterstützt und unter anderem durch einen Sprachkurs gefördert, der sie auf das Studium vorbereitet. Das Stipendienprogramm wird vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) umgesetzt.

Yousef Hajomar konnte mithilfe des Programms zunächst in Stuttgart und später in Karlsruhe einen Sprachkurs besuchen, der ihn auf das Studium vorbereitete. In dem Kurs trainierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer morgens ihr Lese- und Hörverständnis, schrieben eigene Texte, paukten Grammatik und präsentierten Vorträge zu wissenschaftlichen Themen. Nachmittags setzte sich Hajomar in die Bibliothek und arbeitete Fachbücher zur Fahrzeugtechnik durch, um die meisten Fachwörter schon vor dem Studienstart zu kennen.

Gut vorbereitet ins Studium gestartet

„Das Stipendium hat mir sehr beim Einstieg ins Studium geholfen“, sagt Hajomar. „Ich hätte sonst sicherlich erst wesentlich später anfangen können.“ Eine große Unterstützung war und ist für ihn der Mentor, mit dem er sich regelmäßig während des Studiums trifft. Er half ihm, seinen Studienablauf zu planen, wies ihn auf passende Zusatzkurse hin und gab ihm Tipps für die Prüfungsvorbereitung. Letztlich hat Yousef Hajomar auch sein eigenes ehrgeiziges Vorgehen so schnell zum Ziel geführt. In den ersten beiden Semestern lernte er jeden Tag fürs Studium, freie Tage gab es nicht. „Das war sehr anstrengend, aber so habe ich es geschafft.“

Für seine Masterarbeit ist er zurzeit bei einem Automobilzulieferer tätig. Auch auf diesem Weg hat ihm das Stipendienprogramm geholfen. Denn in einem der Kurse lernten die Stipendiatinnen und Stipendiaten, wie sie ihre Bewerbungsunterlagen gestalten müssen. In dem Unternehmen wird Hajomar nun noch bis November seine Abschlussarbeit fertigstellen. Nach dem Studium will er dann zunächst eine Zeit lang arbeiten und praktische Erfahrungen sammeln; auch eine Promotion kann sich Yousef Hajomar vorstellen. Irgendwann, wenn der Krieg vorbei sein sollte, will er wieder zurück nach Syrien. „Ich vermisse meine Heimat“, sagt er. „Jetzt möchte ich aber erst einmal schnell wieder auf eigenen Beinen stehen.“

Hendrik Bensch (14. August 2018)