Jazz-Quartett Trillmann: Mit dem DAAD in New York

Trillmann

Das Quartett Trillmann (v. l.): Fabian Willmann, Janning Trumann, Florian Herzog und Eva Klesse

Welches Ensemble kann schon von sich sagen, sein erstes Konzert am Broadway gegeben zu haben? Beim Quartett Trillmann, bestehend aus den vier vom DAAD geförderten Musikern Fabian Willmann (Saxofon), Janning Trumann (Posaune), Florian Herzog (Kontrabass) und Eva Klesse (Schlagzeug), war eine Bar an New Yorks berühmtester Straße Schauplatz ihres ersten gemeinsamen Auftritts. Das war Mitte April 2016. Kennengelernt haben sich die jungen Musiker durch das DAAD-Jahresstipendium für Graduierte im Förderbereich Musik, das sie an die New York University (NYU) geführt hat. Für DAAD Aktuell blicken sie auf ihre Zeit in der Welthauptstadt des Jazz.

Jazz-Quartett Trillmann: Mit dem DAAD in New York

Josh Goleman

„Der Austausch mit außergewöhnlich talentierten Kommilitonen hat mich sehr motiviert und inspiriert.“
Saxofonist Fabian Willmann, DAAD-Stipendiat in New York von September 2015 bis Juli 2016

„Als ob ein Funke Stroh entzündet.“ Das Zusammenspiel der vier Musiker des Quartetts Trillmann hat sehr schnell gut funktioniert, erinnert sich Fabian Willmann an den ersten gemeinsamen Auftritt. „Wir spielen ausschließlich eigene Kompositionen. Es sind instrumentale Improvisationen mit viel Energie. Das interaktive Element ist dabei sehr ausgeprägt“, erklärt er.

Video: Trillmann live in Köln 2017

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Fabian Willmann hat von September 2015 bis Juli 2016 an der New York University (NYU) studiert. „Ich wollte unbedingt regelmäßigen Unterricht bei Mark Turner haben, den ich schon während des Bachelorstudiums in Basel kennengelernt hatte.“ Turner gilt als einer der bedeutendsten Saxofonisten der Gegenwart. Neben dem Hauptfach Saxofon beschäftigte sich Willmann in New York intensiv mit der Geschichte des Jazz, mit Orchestrierung, Arrangement und vor allem Komposition und Neuer Musik. Seinem Interesse an Musikwissenschaft und Musiktheorie kam die Vielfalt an der NYU entgegen: „Der Austausch mit außergewöhnlich talentierten Kommilitonen hat mich sehr motiviert und inspiriert.“ Durch die Kontakte und Freundschaften an der Universität hat Fabian Willmann ein großes Netzwerk knüpfen können. Und an der NYU hat er auch Eva Klesse und Janning Trumann kennengelernt.

Jazz-Quartett Trillmann: Mit dem DAAD in New York

Patrick Essex

„Seit New York habe ich eine andere Sicht auf die Welt.“
Posaunist Janning Trumann, DAAD-Stipendiat in New York von August 2015 bis Mai 2017

„Es ist zeitgenössischer Jazz, sehr aktiv, aber dann auch wieder sehr ruhig.“ So beschreibt Janning Trumann den Stil des Quartetts. Trumann studierte von August 2015 bis Mai 2017 an der NYU und hat dort den Austausch mit kreativen Persönlichkeiten aus aller Welt genossen. Die finanzielle Förderung durch den DAAD trage dazu bei, dass man sich auf die künstlerische Weiterentwicklung konzentrieren kann. „Allein dass man über den DAAD krankenversichert ist, ist Gold wert“, sagt Trumann. Sehr wichtig ist für ihn auch die Grundidee des Stipendiums: es nicht nur als karrierefördernd, sondern auch als prägend für die Persönlichkeitsentwicklung zu betrachten. „Seit New York habe ich eine andere Sicht auf die Welt“, sagt er. „Man erfährt dort große Offenheit und bekommt viel positiven Zuspruch.“ Auch in der Master Class: „Da hatten wir einmal einen Workshop mit 40, 50 Leuten aus der ganzen Welt: China, Korea, Schweden, Südamerika, Nordamerika, Deutschland.“ Florian Herzog, heute Kontrabassist von Trillmann, hatte Janning Trumann schon während des Studiums an der Hochschule für Musik und Tanz Köln kennengelernt. Der Kontrabassist besuchte den Saxofonisten in New York – und sollte bald selbst das Studium in der US-Metropole aufnehmen.

Jazz-Quartett Trillmann: Mit dem DAAD in New York

Florence Ducommun

„Hier unterrichtet das ‚Who is Who‘ des Jazz.“
Kontrabassist Florian Herzog, DAAD-Stipendiat in New York seit September 2017

Welthauptstadt des Jazz – diesen Titel trägt New York völlig zu Recht, findet Florian Herzog: „Das ist historisch bedingt: Seit Mitte der 40er-Jahre gingen fast alle entscheidenden Entwicklungen im Jazz von New York aus.“ Eine sehr große und vielfältige Jazz- und Club-Szene präge die Stadt, in der man mit Jazz sozialisiert werde. Herzog geht gerade in sein zweites Stipendienjahr an der NYU. „Hier unterrichtet das ‚Who is Who‘ des Jazz. Die Lehrstühle sind sehr renommiert besetzt. Ich habe zum Beispiel Unterricht bei Drew Gress, einer anerkannten Koryphäe unter den Jazz-Bassisten.“ Bevor er sich für die NYU entschied, hat er sich auch andere Musikhochschulen in New York sehr genau angesehen. Das Curriculum an der NYU sei sehr offen, man habe eine große Auswahl an Kursen. Besonders schätze er die Möglichkeit, sich auch mit klassischer und Neuer Musik zu befassen. Dadurch gehe das Studium viel mehr in die Tiefe, als es bei reiner Jazz-Komposition der Fall sei. Florian Herzog betont: „Das DAAD-Stipendium hat mein Leben jetzt schon sehr positiv beeinflusst.“

Jazz-Quartett Trillmann: Mit dem DAAD in New York

privat

„Man wird weltgewandter durch einen Auslandsaufenthalt und sehr viel offener.“
Schlagzeugerin Eva Klesse, DAAD-Stipendiatin in New York von September 2014 bis Mai 2016

Ende Mai 2018 wurde Eva Klesse auf die Professur für Schlagzeug (Jazz und jazzverwandte Musik) an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover berufen. Als Dozentin gibt sie ihren Studierenden auch ihre Erfahrungen aus dem DAAD-Stipendium an der NYU weiter. Klesse studierte von September 2014 bis Mai 2016 an der unter Jazzern besonders populären Universität. „Das DAAD-Stipendium war eine große Chance für mich, noch einmal Studentin sein zu dürfen“, sagt sie. Als freischaffende Musikerin sei man auch Unternehmerin und müsse sich nicht nur um viele verschiedene musikalische Projekte, sondern auch um geschäftliche Dinge kümmern. „An der NYU konnte ich dagegen noch einmal richtig abtauchen in die Vielfalt der Musik. Das Studieren habe ich sehr genossen.“ Ensemble-Unterricht, Jazz-Geschichte, Komposition und auch Musik-Business standen auf dem Stundenplan. „Die meisten lebenden Legenden im Jazz kann man in New York live erleben“, sagt Eva Klesse. Dass man als DAAD-Stipendiatin auch eine Art Botschafterin Deutschlands sei, habe sie als große Ehre empfunden. „Man wird weltgewandter durch einen Auslandsaufenthalt und sehr viel offener – und man betrachtet das eigene Land mit anderen Augen.“

Claudia Wallendorf (19. Juni 2018)

Trillmann: Viele Projekte, aktuelle Auftritte

Die vier Musiker von Trillmann spielen alle auch in weiteren Ensembles. Doch trotz ihrer verschiedenen Wohnorte in Basel, Köln, New York und Leipzig verlieren sie das Quartett nicht aus dem Blick, sondern setzen auf langfristige Zusammenarbeit. Es gibt bereits ein Album der Formation, ein weiteres mit Live-Aufnahmen ist in Planung. Am 24. Juni treten Trillmann beim renommierten Festival JazzBaltica am Timmendorfer Strand auf; auch beim 37. Bayerischen Jazzweekend vom 19. bis zum 22. Juli kann man sie live erleben. Im April spielten Trillmann in der New Yorker Carnegie Hall beim 16. „Sound Understanding“-Konzert des DAAD. Dr. Nina Lemmens, Leiterin der DAAD-Außenstelle New York, hob bei dieser Gelegenheit hervor: „Die Musik-Stipendiaten des DAAD werden unter den besten Studierenden der renommierten deutschen Musikhochschulen ausgewählt.“