Die Zukunft von Erasmus+ mitgestalten

DAAD/Iris Haidau

Teilnehmer des Brüsseler DAAD-Seminars: Stimme der deutschen Hochschulen

Was lässt sich an dem erfolgreichen Mobilitätsprogramm Erasmus+ noch verbessern? Diese und weitere Fragen diskutierte ein vom DAAD veranstaltetes Seminar Mitte Februar in Brüssel.

Die europäische Bildungszusammenarbeit steht seit Ende vergangenen Jahres wieder ganz oben auf der EU-Agenda. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten haben im Dezember eine „deutliche Ausweitung“ des Erasmus+ Programms ab 2021 gefordert. Die deutschen Hochschulen arbeiten seit 30 Jahren mit dem Programm und haben gute Vorschläge zur Weiterentwicklung der Erasmus+ Fördermaßnahmen beizutragen. Diese haben sie anlässlich eines DAAD-Seminars in Brüssel mit Entscheidungsträgern europäischer Hochschulen diskutieren können.

Digitaler und einfacher

Grundsätzlich wird das Erasmus+ Programm von den deutschen Hochschulen sehr geschätzt. „Wir wünschen eine Evolution, keine Revolution“, fasste Dr. Klaus Birk, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit  im DAAD, deren Rückmeldungen zusammen. Einige Verbesserungen wären aus deutscher Sicht jedoch wünschenswert. Hierzu gehört, den Zugang zu Erasmus+ zu vereinfachen und das Programm inklusiver zu gestalten. Die Administration von Erasmus+ kann beispielsweise durch die Nutzung digitaler Methoden vereinfacht werden.

Sehr positiv nahmen die rund 25 anwesenden (Vize-)Rektorinnen und Rektoren sowie Leiterinnen und Leiter der International Offices die Ankündigung der Europäischen Kommission  auf, dass bereits in diesem Jahr der Europäische Studierendenausweis (EU student e-card) getestet wird. Dieser soll ab 2021 allen Erasmus+ Studierenden zur Verfügung stehen. Auch die Erasmus+ App verspricht eine Vereinfachung in der Kommunikation zwischen Studierenden und Hochschulen.

Digitale Formate könnten außerdem in Zukunft stärker genutzt werden, um bisher nicht mobilen Studierenden eine internationale Erfahrung zu ermöglichen. Andererseits könnten sie die Qualität der physischen Mobilität durch Vor- und Nachbereitung erhöhen.  

Seminar in Brüssel zur Zukunft von Erasmus+

DAAD/Iris Haidau

Klaus Birk (neben ihm DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland und Vanessa Debiais-Sainton, Vertreterin der EU-Kommission): Evolution, nicht Revolution

Weitere Themen für die zukünftige Entwicklung von Erasmus+ waren die Ausweitung der internationalen Dimension, stärkere Synergien in Bildung und Forschung sowie die Stärkung europäischer Werte. Die Nationale Agentur im DAAD hatte diese und weitere Themen bereits anlässlich der Zwischenevaluierung von Erasmus+ in einem Positionspapier aufgegriffen. Im Rahmen des Seminars konnten die einzelnen Forderungen weiter ausgearbeitet werden.

Netzwerke europäischer Universitäten

Zentrales Thema des DAAD-Seminars war auch der erstmals vom französischen Staatspräsidenten Macron entwickelte und dann von der Europäischen Union aufgegriffene Vorschlag zur Entwicklung „Europäischer Universitäten“. Diese sollen im Rahmen des zukünftigen Erasmus+ Programms in einem Bottom-up-Prozess aus Netzwerken europäischer Universitäten entstehen, die 100-prozentige Mobilität, 100-prozentige Anerkennung, gemeinsame Studiengänge und innovative, auf Forschung basierende Lehre ermöglichen.

„Wir brauchen eine neue Generation kreativer Europäer“, warb Vanessa Debiais-Sainton, Vertreterin der EU-Kommission, für diese Idee. Diese ambitionierten Pläne seien jedoch nur gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten umzusetzen, insbesondere um die Nachhaltigkeit der entstehenden Netzwerke zu sichern. Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, forderte die Teilnehmer auf, sich aktiv in diesen interessanten Prozess einzubringen.      

Gute Budgetaussichten für Erasmus+

Ende 2020 läuft die derzeitige Erasmus+ Programmgeneration aus. Für die Zeit ab 2021 muss ein neues Programmbudget aufgesetzt werden. Die Aussichten hierfür sehen derzeit gut aus. In einer im Februar veröffentlichten Mitteilung hat die Europäische Kommission zwei ambitionierte Szenarien für Erasmus+ entwickelt: eine Verdoppelung des Budgets auf 30 Milliarden Euro oder gar eine Versechsfachung auf 90 Milliarden Euro. Der Ausgang dieser Verhandlungen ist jedoch insbesondere angesichts des Brexits, der eine bedeutende Lücke ins EU-Budget reißen wird, noch ungewiss.

Mitte 2018 will die Europäische Kommission bereits einen Programmvorschlag für das zukünftige Erasmus+ Programm vorlegen. Die DAAD Außenstelle Brüssel und die Nationale Agentur werden deutschen Hochschulvertretern auch aus diesem Anlass ein Diskussionsforum mit den Brüsseler Verantwortlichen anbieten.

Nina Salden, Leiterin der DAAD-Außenstelle Brüssel (8. März 2018)