Weltklimakonferenz in Bonn: „Im Erhalt der Wälder liegt großes Potenzial“

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DAAD-Stipendiatin Carolle Alarcon: "Die Teilnahme an der Weltklimakonferenz ist eine großartige Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und alte Freunde und Kollegen zu treffen."

Die Brasilianerin Carolle Alarcon Eichmann kennt den Wert des Waldes für den Klimaschutz. Im Rahmen des DAAD-Programms „Entwicklungsbezogene Postgraduiertenstudiengänge“ (EPOS) studiert sie an der Technischen Universität Dresden Forst- und Holzwissenschaft („Tropical Forestry“) – und besucht in diesen Tagen in Bonn die Weltklimakonferenz.

Frau Alarcon, was bedeutet für Sie der Klimawandel?

Carolle Alarcon Eichmann: Ich komme aus Brasilien, einem Land mit riesiger Waldfläche. Daher interessiert mich das Thema Klimawandel besonders mit Blick auf Wälder und Landnutzung. Wälder speichern global gesehen eine signifikant hohe Menge Kohlenstoff. Ein nachhaltiges Management und die Kultivierung und Aufforstung von Wäldern können den Kohlenstoffspeicher Wald erhalten oder sogar stärken. In Brasilien ist der Großteil der CO2-Emissionen auf Veränderungen in der Landnutzung und auf die Entwaldung zurückzuführen. Dementsprechend liegt im Erhalt der Wälder großes Potenzial für den Schutz des Weltklimas.

Was hat Sie zum Studium der Wälder geführt?

2010 habe ich ein Studium in Umweltmanagement abgeschlossen und danach im Amazonasgebiet gearbeitet, vor allem im Management geschützter Gebiete sowie im Monitoring und der Evaluierung der Umweltpolitik. Ich habe einige sehr abgelegene und unberührte Gebiete mit traditionellen, indigenen Gemeinschaften kennengelernt – und zugleich die Arbeit der Regierung mit Blick auf verschiedene Interessengruppen. Diese unterschiedlichen Perspektiven haben mir die Schlüsselrolle des Waldes für die regionale Entwicklung der Amazonasregion bewusst gemacht. Das betrifft auch die Bewahrung der Biodiversität und den Schutz der indigenen Bevölkerung. Ich wollte mein Wissen vertiefen und mich beruflich auf den Erhalt der Wälder spezialisieren. Das hat mich zum Masterstudiengang „Tropical Forestry“ in Dresden geführt.

Welchen Wert hat das Studium in Dresden für Sie?

Die Technische Universität Dresden hat einen hervorragenden Ruf und zählt weltweit zu den Universitäten, die sich schon seit Langem dem Studium der nachhaltigen Waldnutzung widmen. Auch hat die Universität eine multikulturelle und internationale Atmosphäre. Die Zeit in Dresden ist für mich eine extrem wertvolle Erfahrung, mit Blick auf mein berufliches und persönliches Leben. Und ich muss zugeben: Ich habe einfach auch viel Spaß.

Wie kommt es, dass Sie an der Weltklimakonferenz in Bonn teilnehmen?

Ich bin Mitglied einer Delegation des brasilianischen Institute for the Conservation and Sustainable Development of the Amazon (IDESAM), der NGO, für die ich vor meinem Studium in Dresden gearbeitet habe. Besonders interessieren mich die Diskussionen über Aktivitäten, die im Kyoto-Protokoll unter „Land use, land-use change and forestry“ oder dem Akronym LULUCF zusammengefasst wurden. Und mich interessieren natürlich alle Anknüpfungspunkte zu Brasilien und Lateinamerika, die einen direkten Bezug zu meinem Studium in Dresden haben. Die Teilnahme an der Weltklimakonferenz ist eine großartige Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und alte Freunde und Kollegen zu treffen.

Was planen Sie für die Zukunft?

Ausgehend von meinen Erfahrungen auf regionaler Ebene, möchte ich mich in Richtung internationaler Naturschutz weiterentwickeln. Der Bereich Landschaftsmanagement reizt mich besonders. Ich sehe meine Zukunft an der Schnittstelle von lokalen, nationalen und internationalen Initiativen zur Erhaltung der Wälder im Amazonasgebiet. Die Entscheidung für das „Tropical Forestry“-Studium an der TU Dresden war dazu der erste Schritt.

Interview: Bettina Mittelstraß (16. November 2017)