„DAAD-Lektoren berichten aus...“: Toronto – Alexandra Gerstner

DAAD/photoworks

"Das Interesse an Deutschland ist groß": Alexandra Gerstner auf einer großen germanistischen Begegnungstagung im April 2017 in Toronto

Sie ist kein Mythos: die vielbeschriebene Freundlichkeit und Höflichkeit der Kanadier. Alexandra Gerstner erlebt sie als DAAD-Lektorin in Toronto jeden Tag und beobachtet mit Freude das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft.

Die Latte liegt hoch im vielleicht freundlichsten Land der Welt. „Viele Kanadier behaupten, Toronto sei die unfreundlichste Stadt Kanadas“, erzählt Dr. Alexandra Gerstner amüsiert. „Als Berlinerin kann man da nur herzlich lachen!“ Anders als in der von den Kanadiern geliebten deutschen Hauptstadt, wo ein ruppiger Alltagston zum Charme der Stadt gehört, werde man von den Kanadiern mit höflichem Umgang geradezu verwöhnt. „Das macht das Leben hier sehr angenehm.“

Konfliktfrei sei das Leben in Toronto trotzdem nicht, fügt die promovierte Historikerin hinzu. Doch in dieser Stadt, in der 50 Prozent der Einwohner aus aller Welt zugezogen sind, könne man live beobachten, wie eine multikulturelle Gesellschaft funktioniert. „Man erlebt hautnah die positive Perspektive auf die Immigration, die Gesellschaft und Regierung grundsätzlich vertreten“, sagt Alexandra Gerstner, die an der University of Toronto lehrt und zugleich das DAAD-Informationszentrum (IC) in der Metropole leitet. „Und für die als notwendig betrachtete Einwanderung spielen die Hochschulen eine wichtige Rolle“, ergänzt sie.

Vitaler deutsch-kanadischer Austausch

Die derzeitige kanadische Regierung unter Premierminister Justin Trudeau setzt gezielt auf den wissenschaftlichen Austausch, berichtet Gerstner. Viel Hochschulmarketing ist die Folge, ein großes Infrastrukturprogramm wird vorangetrieben, es gibt Geld für Forschung. Wissenschaftler und Studierende aus dem Ausland sind willkommen und werden gut unterstützt. Das macht die Arbeit der IC-Leiterin besonders befriedigend. „Deutsch-kanadische Forschungskooperationen und Hochschulpartnerschaften sind sehr beliebt und die enge Beratung der daran interessierten Hochschulen und Wissenschaftler ist Schwerpunkt unserer Arbeit.“

„So German!“

Leuchtturm im Veranstaltungskalender war zuletzt die DAAD-Beteiligung an der 150-Jahr-Feier der kanadischen Konföderation mit einer großen germanistischen Begegnungstagung im April 2017 in Toronto – Teil einer ganzjährigen deutschen Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Partners from Immigration to Innovation“. Seit 2015 gibt es außerdem eine gemeinsam mit der deutschen Botschaft, den Konsulaten und dem Goethe-Institut betriebene Website sogerman.ca (auf Französisch siallemand.ca). Hier können vor allem junge Leute entdecken, wo große und kleinere Veranstaltungen mit Bezug zu Deutschland in ganz Kanada stattfinden. Alexandra Gerstner beobachtet seither viel positive Resonanz, speziell auch auf die verschiedenen DAAD-Programme. „Das Interesse an Deutschland ist groß und nimmt nicht ab.“

Persönlich freut sich Alexandra Gerstner über die Möglichkeit, in Kanada auch als Historikerin lehren zu können. Die DAAD-Dozentur umfasst Lehraufgaben in der Literatur- und Kulturwissenschaft sowie in Geschichte. „Die Kombination aus Lehre und Leitung des Informationszentrums ist so erfüllend, weil man die Hochschullandschaft von innen kennen lernt.“ Das helfe zu verstehen, was die kanadischen Partner brauchen und wollen. Was ihr zudem am Herzen liegt ist ein Anstieg der Zahl kanadischer Studierender, die nach Deutschland gehen. Die für viele kanadische Campus typische Internationalität ist schließlich auch in Alexandra Gerstners Heimatland gefragt. 

Bettina Mittelstraß (24. August 2017)

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