DAAD-Jahresbilanz: Weltweiter Wissenschaftsaustausch, vielfältiges Engagement

DAAD/Marius Schwarz

An der Spitze des DAAD: Präsidentin Margret Wintermantel und Generalsekretärin Dorothea Rüland

Der DAAD legte in Berlin erneut eine positive Jahresbilanz vor. Die Nachfrage nach Stipendien steigt deutlich – und der DAAD übernimmt weltweit Verantwortung, auch angesichts aktueller politischer Krisen.

Die positive Förderbilanz bestätigt, wie wichtig Stipendien im weltweiten Wettbewerb um rund 4,3 Millionen mobile Studierende sind. So verzeichnet der DAAD bei der Zahl der ausländischen Geförderten einen besonders deutlichen Anstieg: 55.754 Personen erhielten 2016 Stipendien, eine Steigerung um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere unter Graduierten ist die Nachfrage hoch. Das spricht auch für die Attraktivität der deutschen Hochschulen. Auch das Interesse deutscher Studierender und Wissenschaftler an Auslandsaufenthalten wächst weiter, zuletzt ist die Zahl der DAAD-Geförderten von 73.514 auf 75.475 gestiegen.

Drei großen Herausforderungen sieht sich der DAAD gegenüber: Es gelte durch die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems dessen Exzellenz zu steigern, ebenso will der DAAD seine Expertise über weltweite Wissenschaftssysteme noch stärker seinen Partnern im In- und Ausland zur Verfügung stellen, sagte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel auf der Jahrespressekonferenz am 13. Juni in Berlin. „Und wir übernehmen mit unserem Engagement globale Verantwortung.“

Steigendes Interesse von Talenten

In allen drei Bereichen fiel die Jahresbilanz des DAAD eindeutig positiv aus. 131.229 Studierende, Forschende und Lehrende konnten 2016 mit DAAD-Förderung mobil sein – über 4.000 Personen mehr als im Jahr zuvor –, und die Nachfrage nach Unterstützung für die Mobilität in internationalen Projekten steigt von Jahr zu Jahr. Die höchsten Antragszahlen seien 2016 bei den Studienprogrammen für Graduierte aus dem Ausland zu verzeichnen gewesen. 38 Prozent der Geförderten aus dem Ausland waren Graduierte, betonte Wintermantel. „Das bedeutet, die international ausgerichteten deutschen Programme für Studierende im Master und für Doktoranden sind weltweit attraktiv und angesehen.“

Jahrespressegespräch 2017

DAAD/Marius Schwarz

Margret Wintermantel: Einsatz für Deutschlands Innovationskraft

Extrem hohe Nachfrage besteht zudem bei den Stipendien für strukturierte Master- und Promotionsprogramme für Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern – ebenso hoch ist das Interesse deutscher Hochschulen an diesen Talenten. Doch die Aufenthaltskosten in Deutschland steigen empfindlich. Im weltweiten Wettbewerb um mobile talentierte Studierende werden etwa in Kanada, den Niederlanden oder in China bereits höhere Stipendiensätze bereitgestellt. Um mehr kluge Köpfe nach Deutschland zu holen, müssten in Zukunft mehr Mittel für Stipendien zur Verfügung stehen, sagte die DAAD-Präsidentin, „damit Deutschland als führender Innovations- und Forschungsstandort seinen Platz unter den fünf wichtigsten Gastländern weltweit auch behält“.

Ausbau der weltweiten Kooperationen

Das Engagement des DAAD ist vor allem in Krisen- und Schwellenländern gestiegen. „Wir versuchen, die dynamische Entwicklung der Wissenschaftssysteme weltweit durch Kooperationen zu stärken“, erläuterte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. Viele Ausbildungsmöglichkeiten wurden im Sinne der Partner im vergangenen Jahr ausgebaut. Schwerpunkte waren etwa neue, DAAD-geförderte Graduiertenkollegs in Afrika, in denen unter anderem mehr Hochschullehrer für das jeweilige Bildungssystem ausgebildet werden. Auch konnte in Kenia eine deutsch-ostafrikanische Hochschule für angewandte Wissenschaften auf den Weg gebracht werden. „Der anwendungsorientierte Ansatz im deutschen Bildungssystem ist extrem gefragt, weil er zum Arbeitsmarkt passt“, betonte Rüland. Deutschland stehe bei den internationalen Partnern für Qualität, Praxisorientierung und forschendes Lernen – und die globale Nachfrage nach dieser Expertise treffe wiederum auf das Interesse deutscher Hochschulen und Unternehmen.

Jahrespressegespräch 2017

DAAD/Marius Schwarz

Dorothea Rüland: auch geflüchtete Studierende im Blick

Zu den jüngsten Erfolgen im globalen Engagement des DAAD zählt zudem das neue Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut, das den Friedensprozess in Kolumbien durch Forschung und Lehre unterstützt. Und auch die Förderung geflüchteter Studierender verläuft positiv, nicht nur an deutschen, sondern auch an Hochschulen in der Region. „Dank zusätzlicher Mittel konnten wir viele geflüchtete junge Menschen gezielt in transnationalen Bildungsprojekten fördern“, berichtete die DAAD-Generalsekretärin, zum Beispiel an der Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU) oder an der German University in Cairo (GUC).

Politische Herausforderungen meistern

„Politische Entwicklungen haben natürlich Einfluss auf unsere Arbeit“, so DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel. Um 60 Prozent brach die Mobilität zwischen der Türkei und Deutschland im letzten Jahr ein. Auch der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union schafft Unsicherheit. Großbritannien ist ein beliebtes Zielland, die Kooperation in wissenschaftlichen Netzwerken steigt seit Jahren und ist aus der europäischen Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Um so wichtiger sei es, dass Deutschland weiter aktiv und mit viel partnerschaftlichem Engagement am weltweit dynamischen Erkenntnisgewinn teilhabe, so Wintermantel, denn „Internationalisierung ist das Lebenselixier des wissenschaftlichen Fortschritts und zugleich die beste Antwort auf Nationalismen und isolationistische Tendenzen“.

Bettina Mittelstraß (14. Juni 2017)