Engagiert in DAAD-Auswahlkommissionen: Der Einsatz lohnt sich

Klinkenbusch/privat

Ludger Klinkenbusch: "Ich habe zahlreiche sehr gute und einige herausragende Kandidaten kennengelernt"

Professor Ludger Klinkenbusch lehrt Elektrotechnik an der Universität Kiel. Seit 2005 ist er ehrenamtlicher DAAD-Auswahlgutachter, derzeit in den Kommissionen „Ausländer aus Nordafrika/Nahost“ und „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“. Wie er sind aktuell 445 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in DAAD-Kommissionen berufen; viele weitere unterstützen die Sitzungen „ad hoc“. Ihr Engagement ist die Basis einer erfolgreichen DAAD-Arbeit.

Herr Professor Klinkenbusch, warum wirken Sie an der Stipendiatenauswahl des DAAD mit?

Ludger Klinkenbusch: Die Mitarbeit ist etwas Besonderes: Neben der fachlichen Qualität des Antrags ist die persönliche Eignung der Kandidaten zu beurteilen. Das unterscheidet die Auswahl der DAAD-Stipendiaten von vielen anderen meist rein fachlich zu beurteilenden Anträgen, mit denen ich mich beschäftige. Diese Kombination von fachlicher und persönlicher Einschätzung motiviert mich sehr. Meist kommen die künftigen internationalen Stipendiaten zum Masterstudium oder zur Promotion nach Deutschland – in meinem Fall vorwiegend aus Nahost und Nordafrika. Gewisse Kenntnisse des Herkunftslandes sind für die Beurteilung wichtig. Zu Beginn meiner Tätigkeit waren dabei die Erfahrungen der DAAD-Mitarbeiter hilfreich – im Laufe der Jahre konnte ich landesspezifische Punkte immer besser selbst einschätzen. Dieser Erwerb von Kenntnissen ist ebenfalls motivierend.

Wie erleben Sie die Atmosphäre in Auswahlsitzungen, in denen sich Kandidaten vorstellen?

Diese Auswahlsitzungen sind die optimale Form eines DAAD-Auswahlverfahrens. In der Regel besteht die Kommission aus mehreren Hochschullehrenden, einem Vorsitzenden und einem Protokollführer. Jeder Kandidat hat eine halbe Stunde Zeit, sich und sein Projekt zu präsentieren und die Fragen der Gutachter zu beantworten. Bei dem Gespräch erfährt man viel mehr über die Fachkenntnisse und die Persönlichkeit der Kandidaten als bei der Beurteilung nach der „Papierform“. Dabei muss die Kommission stets reflektiert arbeiten und objektiv bleiben, zum Beispiel sind die schriftlichen Leistungen genauso zu würdigen wie der persönliche Eindruck. Sonst könnten zurückhaltende Bewerber benachteiligt werden. Hier kommt den „Profis“ vom DAAD eine besondere Bedeutung zu.

DAAD-Auswahlkommissionen: Interview mit Gutachter Professor Klinkenbusch

Pankau/DAAD

Konzentration und Kooperation: In den Auswahlkommissionen ist Teamarbeit gefragt

Gab es Bewerber, die Sie besonders beeindruckt haben?

In den vielen Auswahlgesprächen habe ich zahlreiche sehr gute und einige herausragende Kandidaten kennengelernt. Man muss bedenken, dass diejenigen, die es bis zum Interview schaffen, meist zu den Jahrgangsbesten eines Landes gehören. Die herausragenden Kandidaten sind in jeder Hinsicht bemerkenswert: sprachgewandt, selbstbewusst und fachlich überzeugend – das ist jedes Mal ein Grund zur Freude. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jedoch ein Interview mit einem Syrer, den ich im Rahmen des „Baden-Württemberg-Programms zur Studienförderung von Flüchtlingen aus Syrien“ traf. Er bewarb sich mit sehr guten Zeugnissen um einen Studienplatz an einer deutschen Hochschule. Schon als er den Interviewraum betrat – kriegsbedingt gehbehindert und von Narben gezeichnet –, aber vor allem im Laufe des Gesprächs wurden das Drama, das sich in Syrien abspielt, und die Konsequenzen für so viele junge Menschen in dem Land deutlich.

Was bedeutet für Sie der Austausch mit dem Fachkollegium in der Kommission?

Eine gute Kooperation ist die Grundlage für erfolgreiche Arbeit, konkret: für eine möglichst gerechte Beurteilung der Anträge. Die wissenschaftliche Vielfalt innerhalb des Kollegiums ist hochinteressant, bietet sie doch die seltene Gelegenheit eines tieferen fachlichen Einblicks in verschiedene Gebiete der Wissenschaft. Darüber hinaus lerne ich engagierte Kolleginnen und Kollegen deutscher und ausländischer Hochschulen persönlich kennen und manche Gespräche münden in Kooperationen. So konnte ich bei einer Auswahlsitzung in der DAAD-Außenstelle Kairo einen Gutachterkollegen und Mediziner für einen Vortrag in meiner Sommerschule gewinnen.

Was würden Sie Nachwuchskollegen sagen, die erwägen, Mitglied einer DAAD-Kommission zu werden?

Ich würde ihnen eine Mitarbeit sehr ans Herz legen. Natürlich ist dies mit zusätzlicher Arbeit verbunden – doch die vielen interessanten Menschen, die man kennenlernt, die Kulturen und Länder, denen man näherkommt, und vor allem die vielen jungen Menschen, denen man hilft, lohnen die Mühe.

Weiterführender Link

Auswahlkommissionen des DAAD